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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
48.1986, Heft 1.1986
Seite: 86
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und klein in Korn, Wein, Haber, Gersten und andern Früchten ist eines Kilchherren ze
Krentzach«n). Daneben mußte auch noch von den Schotenfrüchten, (Erbsen, Linsen
und Bohnen) der Zehnte nach Grenzach abgeliefert werden. Außerdem war man in früheren
Zeiten noch zu Spezialabgaben an den Grenzacher Vogt und Weibel sowie zur
Entrichtung der Verbrauchssteuer auf Mehl, Fleisch und Wein verpflichtet. Während
des Heuets und der Ernte durfte die Bevölkerung ursprünglich sogar zum Frondienst
herangezogen werden.

Man kann sich leicht vorstellen, daß besonders nach dem Ubergang Bettingens an Basel
im Jahre 1513 der »Grenzacherzehnt« und die sonstigen Leistungen immer unbeliebter
wurden. Nach und nach kam Bettingen dann kirchlich auch mehr zu Riehen, was zur
Folge hatte, daß sich der dortige Pfarrer und derjenige von Grenzach in das Predigtamt
auf der Chrischona teilten. Unabhängig von dieser kirchlichen Loslösung bestanden
aber die Grenzacher Pfarrer weiterhin auf ihrem Zehnten, wodurch es natürlich zu dauernden
Streitigkeiten zwischen ihnen und den Bettinger Bauern kam. So klagt z.B. Pfarrer
Hauber von Grenzach im Jahre 1751, daß ihm der alte Hans Hägler von »Böttingen«
vor 2 Jahren im offenen Feld die Zehntengarben gestohlen habe. Und auf einem andern
Stück habe er ihm sogar 4 Jahre lang den Zehnten weggenommen und diesen auch nach
der Uberführung der Tat nicht ersetzt. Vier Jahre später beklagt sich derselbe Pfarrer
wieder, daß er statt des Erbsenzehnten nur leeres Stroh empfangen habe. Im Jahre 1773
erhebt dann der Grenzacher Pfarrer Mauritius Klage, weil ihm etliche Bettinger den
Zehnten aus den Gärten verweigert hätten. Sein streitbarer Nachfolger, Pfarrer Sander,
legte sich dann ganz besonders mit den Bettinger Bauern an, die ihm z. B. einmal in einer
Nacht 40 Korngarben stahlen. Seine diesbezügliche Klage beantworteten die Bettinger
nun mit einer Gegenklage, indem sie dem Pfarrer vorwarfen, daß dieser am Ort nicht
mehr den Wucherstier halten lasse, wozu er rechtmäßig verpflichtet wäre. Das ganze leidige
Kapitel wurde dann im Jahre 1848 durch das Basler Kirchen und Schulgut mit der
Ablösung des Zehnten für 6000 Gulden beendet12).

Damit waren aber noch nicht alle Streitpunkte zwischen den beiden Nachbargemeinden
ausgeräumt. Grund zur Klage von seiten Grenzachs bildete in der Folgezeit die Tätigkeit
der Chrischonabrüder, welche hier im Ort Andachtsstunden abhielten. So heißt
es z.B. in der Ortsbereisung vom 4.Februar 1853:« Die Zöglinge der kaum eine halbe
Stunde von Grenzach entfernten schweizerischen Missionsanstalt zu St. Crescona halten
seit Jahren nächtlich zu bestimmten Tagen mit Wissen des Orts geistlichen sog. Andachtsstunden
in Privathäusern, wozu mehr oder weniger Leute sich zu versammeln
pflegen. Der Gemeinderat und der Bürgerausschuß halten mit Ausnahme eines Mitgliedes
es für wünschenswert, daß diese AndachtsVersammlungen untersagt werden, weil sie
zur Uneinigkeit in der Gemeinde, sowie in den einzelnen Familien führen. Der Ortsgeistliche
, welchem man darüber mündliche Mitteilung machte, will über die Sache noch
nähere Erhebungen machen13^.

Noch im Jahre 1884 berichtete Jacob Burckhardt in einem Brief an Max Alioth, daß in
Grenzach Louise Schlupp sehr der Frömmigkeit ergeben sei, »welche alldort (bei völliger
Nullität des Dorfpfarrers) durch Chrischonabrüder gehegt wird«14).

Ein weiterer wichtiger Streitpunkt zwischen den beiden Gemeinden bildete die Jagdlust
der Bettinger Bauern, von der auch Iselin berichtet. Nach seiner Ansicht hing dies
damit zusammen, daß sich die badischen Jagden in den Händen der großen Jagdpächter
befanden, welche das Wild sehr hegten und dadurch einen großen Wildbestand erziel-
ten1^. Dieser Wildreichtum wurde aber dann so dezimiert, daß 1766 das Forstamt Röt-
teln dem Markgrafen die Jagd als für ihn entbehrlich darstellte: »Wir sollen berichten, ob
die Jagd im grenzacher Bann mit Rücksicht der benachbarten herrschaftl. Jagden ent-

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