Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
48.1986, Heft 1.1986
Seite: 104
(PDF, 33 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1986-01/0106
Zeitlosem in Kontakt zu sein. Jeder weiß, daß solche Gefühle heute auch künstlich durch
Haschisch, Opium, Mescalin oder einfach Alkohol mehr oder weniger herbeizuführen
sind, um uns damit der Zeitgebundenheit zu entziehen.

Zeiterleben ist also auch hier etwas sehr Subjektives und von mancherlei persönlich erfahrenen
Umständen abhängig. Wir alle haben schon erlebt, wie Zeit für den einen im
Fluge vergehen kann, während der andere unter gleichen äußeren Bedingungen Langeweile
empfindet. Diese Relation zum Zeiterleben wird nach C. G. Jung zur entscheidenden
Frage für den Menschen, wenn er sagt: »Wenn man versteht und fühlt, daß man
schon in diesem Leben an das Grenzenlose, Zeitlose angeschlossen ist, ändern sich Wünsche
und Einstellung und ganz besonders das Verhältnis zum Tod.«

Bei der letzteren Betrachtung sind wir von der Zeit als einer linear erlebten Funktion
ausgegangen, die für uns mit dem Tod in die Unendlichkeit, Zeitlosigkeit, Ewigkeit hinausführt
. Zeit wurde aber in allen Kulturen auch als kreisförmiger Aspekt gesehen. Die
Kreisbewegung der Gestirne, der rotierende Wechsel der Jahreszeiten, der kreisförmige
Okeanosfluß um die Erdscheibe sind einige Beispiele. Auch das Rad ist ein vielfach als
Zeitsymbol verstandenes Attribut der Schicksalsgöttin, das den Menschen zu Glück und
Erfolg hinaufführt und wieder in Elend und Unglück hinabzwingt.

Das Maß für die Zeit bestimmten von Anfang an die Himmelsbewegungen der Gestirne
. Diese Bewegung ist auch Sinnbild für alles auf- und untergehende Leben entsprechend
der Vorstellung des täglichen Sonnenauf- und -Untergangs, im weiteren Sinne aber
der ständigen Neuschöpfung wie dem dauernden Verfall, die ohne Zeitvorstellung für
uns nicht denkbar sind.

Diesem zweiten Aspekt, der die Zeit als kreisförmigen Ablauf auffaßt, entspricht der
kreisförmige Bau des Zifferblatts, das die kreisende Himmelsbewegung widerspiegelt.
Es hat seinen Vorläufer bereits in der Sonnenuhr, die bei den Ägyptern schon im 13.
Jahrhundert v. Chr. bekannt ist. Auch die in den Sonnenuhren meist enthaltenen Tierkreiszeichen
, in denen sich die Sonne bewegt, unterstreichen dieses Bild.

Bis ins 17. Jahrhundert waren Sonnenuhren auch bei uns in der Regel noch genauer als
jede mechanische Uhr. Dies ist umso erstaunlicher, als das Zahnrad - die Grundlage der
mechanischen Uhr - bereits z. Zt. von Archimedes bekannt war. Zudem entstand es
noch vermutlich ausgerechnet bei dem Versuch, Kalenderzyklen in einem gleichmäßigen
Ablauf darzustellen. In gewisser Weise sind auch die Astrolabien, die Sonnenhöhenmesser
, Vorläufer für die Zeitmesser.

Grundlage jeglicher Zeit- und Tageseinteilung ist die Rotation der Erde um ihre Achse
. So entsteht der Sonnentag. Dabei müssen wir den »wahren« Sonnentag vom »mittleren
« Sonnentag unterscheiden. Den »Wahren« zeigt uns die Sonnenuhr, entsprechend
der am Himmel sichtbaren Sonne. Die wechselnde Geschwindigkeit der Erde auf ihrer
Umlaufbahn um die Sonne macht aber für eine exakte Zeiteinteilung einen fiktiven
»mittleren« Sonnentag notwendig. Die daraus entstehende Zeitgleichung zeigt z. B.
Differenzen von minus 14,2 Minuten am 12. Februar und plus 16,2 Minuten am 3. November
, d. h. ein Nach- bzw. Vorgehen gegenüber der Sonnenuhr.

Mit den Erkenntnissen der Physik und den technischen Fortschritten seit dem
16. Jahrhundert hat sich die mechanische Uhr durch ihre Unabhängigkeit von Tageszeiten
oder Wetterverhältnissen in ihren vielen Varianten und Spielformen durchgesetzt.

Für Nikolaus von Kues galt 1453 die Uhr noch oder mit als Darstellung der Ewigkeit.
Denn - so folgert er - wie die Uhr die Ereignisse zusammenrafft, so rafft und entfaltet die
Ewigkeit die Zeitfolge. Die Uhr war somit Abbild der göttlichen Weltordnung.

Das Prinzip der Uhr beruht auf vier Elementen: dem Antrieb (in Form eines Gewichtes
oder einer Feder), dem Regulator (in Gestalt eines Pendels oder Elektromagneten),

104


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1986-01/0106