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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
48.1986, Heft 1.1986
Seite: 105
(PDF, 33 MB)
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der Hemmung (ein Bügel, der in ein Zahnrad eingreift), dem Zifferblatt mit den Zeigern
zur Zeitanzeige. Mit solch nüchternen Betrachtungen verliert seit dem 18. Jahrhundert
die Uhr mehr und mehr ihren bisherigen sakralen Charakter. Sie wird schließlich durch
Newton zum bloßen Parameter der meßbaren Zeit reduziert. Man kehrt auch mit den
modernen physikalischen Erkenntnissen - z. B. dem thermodynamischen Gesetz von
Carnot - Boltzmann, das den Wärmetod des Alls durch den Energieverlust jedes physikalischen
Prozesses voraussagt - wieder zu der alten linearen Vorstellung des Zeitbegriffs
zurück.

Mit der Zeitmessung wurde aber auch eine Zeiteinteilung, wurden Zeitmaße notwendig
. Zeit und Zahl traten damit in einen unmittelbaren Bezug zueinander. Schon Plato
erkannte ihre enge Verwandtschaft. Auch für Aristoteles war die Zeit »die Zahl der Bewegung
« in ihrem Früher und Später. Älteste Zeitdarstellungen aus der Steinzeit sind
Zahlmarkierungen auf Knochen oder Steinen.

Das erste Zählmaß - so lehrt uns schon die Schöpfungsgeschichte - war die Woche mit
7 Tagen. Schon hier beginnen nüchterne Maße und mythologische Zahlensymbolik eine
seltsame Verbindung einzugehen. Die »Sieben« ist in allen Kulturen eine mit vielen Bedeutungen
befrachtete Zahl. Erinnert sei an die siebenarmigen Leuchter der Juden, an
Rom, das auf sieben Hügeln erbaut wurde, an die sieben griechischen Helden, die gegen
Theben gezogen sind, an die sieben freien Künste, die man bis ins Mittelalter lehne, an
die sieben Kurfürsten, die den deutschen Kaiser wählten, an die sieben Weltschichten,
auf denen sich der Kosmos nach indischer Lehre aufbaute, die sieben Todsünden in der
christlichen Lehre, die sieben Farben des Regenbogens, die sieben Zwerge hinter den sieben
Bergen oder die Geschichte mit den sieben Geißlein und schließlich der siebte Himmel
als der Ort der letzten Verklärung und des höchsten Glücks.

Kehren wir zu den Zeitbegriffen zurück, so finden wir den Mondzyklus mit rund vier
mal sieben Tagen, also den Monat, den hohen Symbolgehalt der Drei brauche ich kaum
zu betonen. Wir finden sie in der Dreieinigkeit, in der Zauberkraft dreimaliger Wiederholung
von Beschwörungen in Märchen, Kinderreimen und Zauberformeln.

Auch die Vier zeigt ihre symbolhafte Qualität im Zeitbegriff: wie schon erwähnt in
den vier mal sieben Wochen, dem Monat, in den vier Jahreszeiten als einem göttlichen
Schöpfungsakt, in den vier Elementen der Antike - Erde, Feuer, Wasser, Luft. Selbst die
Gliederung des Neuen Testaments in vier Evangelien oder die Einteilung der Erde und
des Himmels in vier Himmelsrichtungen sind nicht zufällig.

Vielfach finden sich diese Zahlensymbole auch in verschlungenen und so in ihrer Wirkung
potenzierten Kombinationen wie drei plus vier, aus der wieder die Sieben entsteht,
oder drei mal vier, das zur Zwölf führt. Von den zwölf Tierkreisen war schon im Zusammenhang
mit der Sonnenuhr die Rede. Zwölf Monate hat auch das Jahr. Zwei mal zwölf
Stunden hat der Tag, und das seit 1344 bekannte Zifferblatt der Uhr zeigt bis heute zwölf
Stunden. Zwölf war auch im Orient die große kosmische Zahl und galt als Inbegriff der
Vollkommenheit. Die Babylonier bauten auf der Zwölf ihr Duodezimalsystem auf. Das
Volk Israel gründete sich auf zwölf Stämme, und nicht von ungefähr hatte Jesus zwölf
Jünger. Lange galt auch in unserem Sprachgebrauch die Zwölf, das Dutzend noch als eine
Einheit.

Erst bei 13 beginnt in unserer Zählweise die Zahlenkombination. So wird die 13 auch
zur Unglückszahl, wenn die Zwölf als Inbegriff der Vollkommenheit überschritten ist.

Folgen wir der 12 in der Kombination als Zeitmaß, brauchen wir nicht lange überlegen
: Fünf mal zwölf Minuten hat die Stunde. So galt in der Antike auch die 60 als Begriff
für »viel«. Das Vielfache davon bedeutete »sehr viel« und sechs mal 60 Tage hatte auch
das Jahr im Julianischen Kalender. Auch die Herde des Eumaios, der für Odysseus 360

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