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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
48.1986, Heft 1.1986
Seite: 125
(PDF, 33 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1986-01/0127
Verbannt auf die Empore: Zwischen Treppenaufgang und Orgel kommt das große Passionsbild in

der Dorfkirche Holzen nicht mehr zur Geltung.

Sendungsbewußtsein, der ehrliche Glaube, daß die innere Eingebung der Bildgedanken
einem höheren Auftrag gleichkommt, ist die Quelle eines solchen Malens. Sie macht
Ibenthaler zum Vermittler existentieller Wahrheit.

Die Aussagekraft in seinem Meisterwerk, das auch den Blick freigibt auf eine ganze
Reihe bedeutender religiöser Bilder des Malers, ist letztlich nicht erklärbar, ohne im Zusammenhang
mit seinem Leben gesehen zu werden. Was dem Humanisten Ibenthaler in
dem Gemälde »Die Holzener Passion« gelang, ist von großer Tragweite: Man kann es als
den Versuch werten, die Kreuzigung aus dem theologischen Selbstverständnis herauszureißen
und die Antwort auf dieses existentielle Problem in der Kunst zu suchen.

Die Verbannung eines Bildes

Ein notwendiges Postskriptum: Lange Zeit hing das Passionsbild in der Holzener
Dorfkirche an seinem angestammten Platz an der Stirnseite: als Altarbild. Mit seiner ungeheuren
Fernwirkung beherrschte es den Raum vollkommen. Zudem bddete es den
Gegenpol zum räumlich genau gegenüberliegenden, ebenfalls von Paul Ibenthaler geschaffenen
zweiteiligen gotischen Fenster im Turm der Kirche, das in bäuerlich-naiver
Weise Adam und Eva darstellt. In einer Linie verbunden, getrennt nur durch die Länge
des Kirchenschiffes, standen sich Adam, der Stammvater der Menschheit, und Christus,
der Stammvater der erlösten Menschheit, der von den Theologen auch der zweite Adam
genannt wird, gegenüber. Dieser Zuordnung entsprach auch die einfache Technik des
Glasfensters mit dem ungebrochen naiven Menschenpaar auf der einen und das Altarbild
mit der Realistik einer radikalen Infragestellung des Menschseins auf der anderen Seite.

Die räumliche Verbindung wurde empfindlich gestört, als bauliche Veränderungen im
Altarraum bei der Renovation der Kirche eine Umhängung des Bildes erforderten. Es

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