http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1986-01/0146
Weiterhin wurden eine Reihe von Vorteilen für die Erbauung der Feuerbachtal-Linie
vorgetragen, z. B. kürzere Strecke, weniger Landverbrauch, billigere Preise, höhere
Umsätze und nicht zuletzt der Umstand, daß im Feuerbachtal nicht mal eine richtige
Straße bestehe.
Am 15. Dezember 1890 schrieb der damalige Arzt, Herr Dr. Poeschel, Stabsarzt der
Landwehr, wohnhaft in Kirchen an »Hochwohlgeborener Herr Hofmarschall Freiherr
von Freystedt, hochangesehenes Mitglied der Ersten Kammer in Karlsruhe, wohnhaft in
Istein«, folgenden Brief:
Kirchen, den 15. Dezember 1890
Hochwohlgeborener Herr Hofmarschall Freiherr von Freistedt!
Hochzuverehrender Herr!
Das Ergebnis der Besuche, die Euer Hochwohlgeboren im Finanzministerium und
Eisenbahnministerium zu erstatten die Güte hatten, wurde dem Comite der Feuerbachthallinie
mitgetheilt. Das Comite ist immer der Ansicht gewesen, daß die eine oder andere
Bahnlinie nach Kandern nur gebaut wird, wenn die betreffenden Bauunternehmer die
Linie für baufähig hält, entweder durch die Höhe der Anzahlung oder den zu erwarteten
Verkehr. Seine Exellenz, der Herr Finanzminister, hat sich dahin ausgesprochen, daß
auch maßgebend sei, welche Bahn die wenigsten Baukosten erfordern. Nun ist dem Comite
der Feuerbachthallinie wohl bekannt, daß der Bauplan für die Kanderthalbahn nur
auf 650 000 Mark gestellt ist, während die Feuerbachthalbahn zu 750 000 Mark veranschlagt
ist. Es ist dem Comite aber ebensowohl bekannt, daß der Plan der Kanderthalbahn
sehr mangelhaft ist mit nicht genügendem Schutz gegen Hochwasser der Kander
und daß ferner die Eisenpreise und überhaupt alle Preise sehr niedrig und zu niedrig angenommen
sind. Im Gegensatz sind bei der Feuerbachthalbahn die Preise hoch angerechnet
und speziell die Eisenpreise gegenwärtig zu hoch. Nach dem jetzigen Stand können
von den Eisenpreisen sofort 80 000 Mark abgerechnet werden. Mithin erhöht sich
der Preis für die Kanderthalbahn und verringern sich die Baukosten der Feuerbachthallinie
.
Der Preisunterschied ist es nicht, der das Comite der Feuerbachthallinie beunruhigt.
Es drängt sich jedoch denselben die Sorge auf, daß in Karlsruhe Schritte von Lörrach aus
geschehen, um den Bahnbau durch das Kanderthal zu erzwingen. Es ist dem Comite
wohl bekannt, daß Lörrach in Karlsruhe Einfluß und Freunde hat. Man will vielleicht in
Karlsruhe der Stadt Lörrach auch in dieser Eisenbahnfrage entgegenkommen. Dagegen
jedoch glaubt das Comite mit Bitten arbeiten zu müssen, soweit und bis dorthin, als es
demselben möglich ist.
Lörrach ist ein schon überaus begünstigter Ort mit mächtigem Einfluß auf die von ihm
abhängige Landbevölkerung. Das Comite hat in dem vorigen Schreiben an Euer Hoch-
wohlgeboren schon nachgewiesen, daß die Kanderthalbahn die Stadt Kandern völlig an
Lörrach ausliefern würde. Hingegen würde die Feuerbachthallinie Kandern selbständig
lassen.
Es handelt sich auch jedenfalls darum, alsbald zu helfen und nicht mit arglistiger Rechnung
und Abwägung die Hülfe zu verzögern, daß es keine mehr ist.
Wie in der früher eingereichten Begründung angeführt ist die Feuerbachthalbahn die
kürzere, der Bahnhof in Efringen völlig geeignet zum Anschluß. In Haltingen dagegen
müßte der Güterbahnhof auf die andere Seite verlegt oder die Hauptbahn durchquert
werden. Diese Gründe sind dem Eisenbahnministerium wohlbekannt und ist dasselbe
mehr für die Feuerbachthallinie. Da nun die Feuerbachthallinie wie oben nachgewiesen
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