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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
48.1986, Heft 1.1986
Seite: 166
(PDF, 33 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1986-01/0168
stück«. Es gibt auch lange Briefe. Aber im Verhältnis zu Büchern oder Zeitungen oder
auch abendlichen Gesprächen sind sie eben kurz und bündig, auch wenn sie ausführlich
sind - man kann sich ein Bild machen, wie es dem Briefeschreiber geht, was er denkt und
empfindet, was er vor allem für den Adressaten empfindet. Darum sind Briefe eine so
wichtige Kommunikatiosmethode!

1. Briefeschreiben ist unter uns eine seltene Kunst geworden.

Geschäftsbriefe gibt es zwar, aber die haben immer denselben Wortlaut. Sie sind eigentlich
keine Briefe, sondern bloße Nachrichten.

Und Nachrichten kann man auch anders und technisch schneller übermitteln, z. B.
per Telex. Und das Telefon, diese »Guillotine der Neuzeit«, wie einer es genannt hat, hat
unser Briefeschreiben und unsere Briefschreibkultur verdorben. Es muß alles schneller
gehen, als es in Briefen möglich ist. Das ist schade.

Unsere Kultur war eine Briefschreibekultur: Die Philosophen und Kirchenväter der
alten Kirche, Luther, Zwingli, Calvin, Goethe und die Romantiker: sie wären nichts ohne
die Briefe, die sie geschrieben haben - wir wüßten auch wenig von ihnen.

Und eben Hebel, einer der größten Briefschreiber in unserem alt werdenden Abendland
. Seine Briefe sind Literatur! Sie gehören zu dem, was man lesen muß, wenn man
Hebel kennenlernen und selber Briefe schreiben lernen will.

2. Hebel war ein Mensch, der von Freundschaften lebte.

Freundschaft aber sucht Gemeinschaft, Kommunikation. Und so blieb nichts anderes
übrig, als das, was man einander zu sagen hatte, dem Bleistift und dem Papier und der
»Dinte« anzuvertrauen; wie wichtig Hebel die »Dinte« war, zeigen seine Rezepte, wie
man sie anfertigen solle.

Und was für Freunde waren das, denen die Briefe gegolten haben. Da ist Friedrich
Wilhelm Hitzig, an den die meisten geschrieben sind, besonders die, die von der Entstehung
der alemannischen Gedichte berichten. Hitzig entstammt einer riesigen Pfarrerdynastie
im Badischen. Sein Vater erhält 1771 die Pfarrei Rötteln. Der junge Hitzig besteht
nach Jenaer Studienjahren mit Auszeichnug sein theologisches Examen, wird ein hochgebildeter
Freund Hebels. 1800 wird er Nachfolger seines Vaters in Rötteln, dann Dekan
in Schopfheim, 1828, nach Wanderjahren, wird er dann auch Dekan von Lörrach mit
Sitz in Rötteln.

Dann ist da der Kollege Günttert in Weil, der sich mit Karoline Auguste Fecht verheiratet
hat, der Schwester jener Gustave Fecht, die durch Hebels Briefe und Gedichte berühmt
geworden ist. Ihr gelten Unmengen von Briefen Hebels. Da gibt es dann den
Müllheimer Rechnungsrat K. A. Gysser, den Waisenhausdirektor Schneegans, den
Schulmann und Forscher Nüßlin, den Verleger J. F. Cotta, den Konstanzer Bistumsverweser
v. Wessenberg und schließlich die kleine und bezaubernde Frau Sophie Haufe aus
Straßburg und die Schauspielerin Henriette Hendel-Schütz in Karlsruhe, der Hebel in
liebender Verehrung zugetan war - wir könnten fortfahren - Freunde über Freunde -
Hebel war ein Meister der Freundschaft.

»Beste« und »theuerste« »Freundin« heißt es darum am 8. Mai 1794 in einem Brief an
Gustave Fecht. Und Henriette Hendel ist die »edle, teure Freundin« (28.4.1822). Und
viele Briefe werden abgeschlossen mit »dero ergebenster Diener und Freund«. Wenn

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