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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
48.1986, Heft 1.1986
Seite: 170
(PDF, 33 MB)
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würde in alle Wege bald unter Dach sein. Doch seis nun wies ist. Bis dorthin werden
wohl alle Täler ohnehin ausgefüllt und alle Berge eben sein, und ich werde Sie zusammen
aufsuchen und finden, wenn ich auch 100 Meilen von Weil entfernt wäre. Unterdessen
durchleben Sie noch viele heitere Tage, und säen Sie fleißig aus in Glauben, Liebe und
Geduld, und genießen Sie die Freude zu bemerken, wie die Saat dem lieben Erntetag entgegenkeimt
. Ich bin mit der völligsten Hochachtung Ihr gehorsamster Diener Hebel«
(Insel 2,181/82).

So sollten wir miteinander umgehen.

Die Beispiele sollten uns ermuntern, wieder ans Briefeschreiben zu denken und zu gehen
. Das Leben wird dann doppelt und dreifach gelebt. Man denkt nach über das eigene
und das Leben anderer und nimmt daran teil. Geteiltes Leben aber ist doppeltes Leben.

Heimatlosigkeit - Das Schicksal eines Ehepaares

im 18. Jahrhundert.

Anneliese Müller

Sozial Schwache hatten es zu allen Zeiten nicht leicht. Aber früher, als alles noch seine
festgefügte Ordnung hatte, konnte ihr Leben ungleich härter verlaufen, besonders,
wenn sie aus dieser Ordnung herausgefallen waren. Ein solcher Fall, der im übrigen keineswegs
vereinzelt dasteht, soll im folgenden geschildert werden1^.

Am 24. Januar 1776 berichtet das Oberamt in Lörrach dem Markgrafen, daß die ledige
Barbara Herbsterin aus Rümmingen von dem ledigen Hintersassen in Sitzenkirch,
Adam Nußbaumer, ein Kind erwarte. Nußbaumer habe ihr die Ehe versprochen und
auch 12 Batzen »auf die Ehe« gegeben. Die von beiden dringend gewünschte Heirat sei
bisher daran gescheiten, daß »die Herbsterin weder in Sitzenkirch noch der Nußbaumer
in Rümmingen bürgerlich oder hintersäßlich aufgenommen werden«. Die Beamten bitten
um Anweisung, wie sie sich, vor allem hinsichtlich der Bestrafung, verhalten sollen.

Das Problem lag auf der Hand. Nußbaumer, geboren am 1.11.1747 in Tannenkirch als
Sohn des Schuhmachers Adam Nußbaumer aus Dattingen und der Kunigunde Baumann
aus Tannenkirch, die damals in Sitzenkirch wohnten, entstammte einer armen und, wie
den Akten zu entnehmen, nicht sonderlich geachteten Familie von Hintersassen2^. Er
hatte immer wenig besessen und dieses wenige, nach Ansicht der Beamten, bereits in früher
Jugend durchgebracht. Seinen Lebensunterhalt verdiente er als fliegender Händler,
und offenbar war er die meiste Zeit verschuldet.

Die Braut, Barbara Herbsterin, war am 6.11.1740 in Rümmingen geboren, ihre Eltern
waren der Schuhmacher Hans Jakob Herbster aus Tumringen und Anna Maria Reina-
cher3). Sie verfügte nur über ein geringes Vermögen, das aus wenigen und schlechten Liegenschaften
bestand. Um aber heiraten zu können, wozu man eine herrschaftliche Genehmigung
brauchte, muß man einen festen Wohnsitz nachweisen. Diesen erhielt man
dadurch, daß eine Gemeinde einen, mit Zustimmung der Ortsherrschaft, zum Bürger
oder Hintersassen annahm. Dies wiederum setzte ein bestimmtes Vermögen voraus, von
einem Hintersassen wurde zumindest erwartet, daß er imstande sein würde, sich selbst
zu ernähren. Denn arme Leute fielen der Gemeinde zur Last, und so ist es nicht verwunderlich
, daß die beiden angesprochenen One keine große Neigung zeigten, sich mit weiteren
Hungerleidern zu belasten. Rümmingen hatte zudem um jene Zeit bereits gegen

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