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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
48.1986, Heft 1.1986
Seite: 174
(PDF, 33 MB)
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selbst nicht recht getraut? Jedenfalls kamen nach und nach auch andere Krankheiten dazu
, die »Lederbeerenkrankheit«, der »Grauschimmel«; wenn sich dessen »Ölflecke« als
erstes Krankheitszeichen zeigten, dann half nichts mehr. Schließlich die »Wurmplage«,
wahrscheinlich die »phylloxera«, die Reblaus, deren Bisse in den Wurzelstock die Pflanze
zum Absterben brachten. Um die Jahre 1890/95 hatte man Glück, wenn ein Herbst
einmal gut wurde. In den meisten Jahren wurde wenig geerntet oder gar Geld draufgelegt
.

Die erste eigene Erinnerung an einen Rebherbst hat Eugen Eglin aus dem Jahre 1904.
Damals wurde nach dem Tode des letzten Feldberger Däublin, des Junggesellen Nikolaus
Däublin, eines geizigen Sonderlings, das Däublin-Gut z. T. verkauft, z. T. gaben es
die Erben in Pacht oder fremde Verwaltung. Vater Eglin erwarb ein besonders schönes
Rebstück »in einem Mauergarten« im Dorf, nahe beim Däublin'schen Haus für 4000
Goldmark (= ca. 80000 DM). Dessen Reben bestanden in der Sorte »Viviser Most«, die
sehr große Früchte trug und kräftig und resistent war. Er bewirtschaftete es bis 1945, danach
wurde es - in jenen schlechten, sorgenvollen Jahren - ausgehauen.

Feldbergs alte Bauernhäuser haben viele große, gewölbte Keller, was auf große Eigenwirtschaften
im Rebbau hinweist. In einem alten Buch über die Weinwirtschaft im
Markgräflerland im Besitz von Herrn Eglin sind als große Rebgemeinden vor allem Gemeinden
aus den ehemaligen Herrschaften Rötteln und Sausenburg genannt, weniger
solche der Herrschaft Badenweiler. So sind Feldberg, Kandern, Lörrach genannt, nicht
aber Auggen, Britzingen, Dattingen und Zunzingen.2

Schon Anfang der 1890er Jahre legte der Großvater bei neuen Stücken oder beim Neusetzen
nach gealterten Reben nicht mehr 70-80 cm breite Gassen an, sondern solche von
1 m Breite. Damals wurde zum ersten Mal der Pflug mit Pferden durch den Rebberg gefahren
. Der Vater konnte dann aber diesen Pflug mit einer besonderen Abraumschar
nicht bedienen, und so blieb er lange unbenützt im Schopf.

Noch vor dem 1. Weltkrieg kam von den Farbwerken Hoechst ein erstes Arsenmittel
zur Schädlingsbekämpfung in den Reben auf den Markt. Vater Eglin war damals der erste
Winzer der Gegend, der es angewendet hat. Das erste Arsenstäubemittel wurde dann
in Bickensohl benützt. Der erste Weinbauinspektor war damals Randohr. Wiedemann
zog 1922 Silvaner-Würzlinge.

Als dann Arsenvergiftungen auch im Wein festgestellt wurden, ist man von Arsenmitteln
abgekommen. Statt dessen wurden Schwefelmittel verstäubt. Versuche, biologische
Substanzen zu verwenden, hatten damals wenig Erfolg. Sie wirkten nur 2 Jahre lang, danach
waren die Schädlinge (Reblaus) immun. Das war noch vor dem 1. Weltkrieg.

Ein Verwandter von Eglins war Bayer-Vertreter, als das erste Bayer-Präparat mit
E 605 gegen die Rebwürmer herauskam. Es war zunächst ein Riesenerfolg. Inzwischen
ist es von neuen, weniger giftigen Mitteln abgelöst worden.

Als neue biologische Versuche zur Schädlingsbekämpfung im Gespräch waren, kam
der Bürgermeister von Feldberg eines Tages in die Schule, um die Schüler zur Mithilfe bei
einem Versuch zu gewinnen. Sie sollten täglich 2 Stunden am Nachmittag Konservenbüchsen
mit Essig oder Obstwein im Rebberg aufhängen (bzw. auch wieder abnehmen).

Die aus den Larven ausgeschlüpften Motten wurden davon angezogen und sollten
daran eingehen. Auch im Winter hat man versuchsweise im Rebberg gearbeitet, weil
man damals ausprobieren wollte, die Rebstöcke mit Stahlbürsten von den Larven zu reinigen
. Dann folgten intensive Rebschnitte. Tatsächlich hat Eglin von einem solchen
Stück allein den Herbstertrag gerettet, während alle nicht zusammen behandelten Stücke
ohne Ertrag blieben. An zwei Versuchszeilen, die man ganz unbehandelt ließ, wiesen jeder
Stock und jede Traube Würmer auf.

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