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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
48.1986, Heft 1.1986
Seite: 188
(PDF, 33 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1986-01/0190
Der 1984 verstorbene Freiburger Germanist Friedrich Maurer führt aus, daß dem baselstädtischen
und niederalemannischen Dialekt gemeinsam weitere Sprachneuerungen rheinfränkischer
und hochdeutscher Herkunft sind, deren Vordringen von Norden nach Süden durch die stärkere
Verkehrsintensität auf dem linken Rheinufer beschleunigt worden ist, und die bestätigen, daß Basel
eine niederalemannische Sprachinsel im hochalemannischen Sprachgebiet ist. (Friedrich Maurer,
Oberrheiner, Schwaben, Südalemannen, 1942).

In seinem Wortschatz unterscheidet sich das Baseldeutsch-Wörterbuch von dem Alemannischen
Taschenwörterbuch Baum's mit seinem mehr dörflichen Charakter durch eine erheblich stärkere
Berücksichtigung der - städtischer gefärbten - Umgangssprache, durch viele Wörter aus Kaufmannschaft
und Industrie, durch zahlreiche an die Mundart assimilierte Lehnwörter meist französischer
Herkunft, die im Bereich des Alemannischen Taschenwörterbuches, wenn überhaupt, so als
Fremdwörter Verwendung finden, geographische Bezeichnungen, besonders Ortsnamen und Abkürzungen
von Personennamen, nicht zuletzt auch durch Wörter, die aus der Basler Fasnacht herrühren
. So entsteht aus dem Baseldeutsch-Wörterbuch zusammen mit der von Rudolf Suter 1976
herausgegebenen Baseldeutsch-Grammatik ein lebensvolles und und markantes Bild der baselstädtischen
Mundart. Friedrich Vortisch sen.

Hermann Albrecht: Die Häfnetjungfer
Eine Rebländer Dorfgeschichte aus dem achtzehnten Jahrhundert
(Verlag Friedrich Resin, Weil am Rhein), ISBN 3-923 066-13-9, Preis 24,80 DM

Zwei Jahre nach der Veröffentlichung des »Leibmedicus« erschien 1884 Albrechts »Häfnetjungfer
«, wie die Erzählung vom »Präzeptoratsvikari« die Geschichte einer unvollendeten Liebe. Während
dort Hebels Zuneigung zu Gustave Fecht im Mittelpunkt steht, ist es in der »Häftnetjungfer«
eine andere Persönlichkeit des Markgräflerlandes, der aus Sulzburg stammende Gelehrte Johann
Daniel Schöpflin. 1694 als Sohn eines bad.-durlachischen Beamten geboren, wirkteer ab 1720 bis zu
seinem Tode im Jahre 1771 als Professor in Straßburg. Seine »Historia zaringo-badensis« und das
dreibändige Werk »Alsatia illustrata Celtica Romana Francia« genossen damals hohes Ansehen in
der wissenschaftlichen Welt. Goethe hat ihn während seiner Straßburger Zeit kennengelernt und
beschreibt ihn wie folgt: »Die freigebige Natur hatte Schöpflin ein vorteilhaftes Äußeres verliehen,
schlanke Gestalt, freundliche Augen, redseligen Mund, eine durchaus angenehme Gegenwart...
Gesellig und gesprächig von Natur, verbreitet er sich, wie im Wissen und Geschäften, so auch im
Umgange, und man begriffe kaum, wo er alle Zeit hergenommen, wüßten wir nicht, daß eine Abneigung
gegen die Frauen ihn durch sein ganzes Leben begleitet, wodurch er so manche Tage und
Stunden gewann, welche von frauenhaft Gesinnten glücklich vergeudet werden.« (Dichtung und
Wahrheit, elftes Buch).

Soll Albrechts Erzählung eine Begründung für diesen Charakterzug sein? Schöpflins Liebe zu der
stolzen und überaus anmutigen Hertinger Bauerntochter Kunigunde, deren Mutter im Rufe starb,
eine Hexe zu sein, und die durch ihren Vetter Matthis auf rätselhafte Weise zu großem Reichtum
gekommen war, blieb nämlich schlußendlich unerwidert. Das einfache, aber selbstbewußte Kind
des in diesem Buch so treffend gemalten Markgräflerlandes will seinen eigenen Weg gehen. Ihre
Charakterzüge sind es, die Albrecht faszinierten, und es gelingt ihm in großartiger Weise, diese Faszination
an den Leser weiterzugeben. Ihr Entschluß, ledig durchs Leben zu gehen, bleibt letztendlich
ein Geheimnis.

Ihre Begründung, der plötzliche Tod eines Verehrers - sie fühlt sich daran mitschuldig - kann
nicht ganz überzeugen, ganz aufgehellt wird ihre Person nicht. Vielleicht ist es gerade das, was dieses
Buch so fesselnd macht, ein Psychogramm einer jungen Frau des achtzehnten Jahrhunderts, die
sich vom übermütigen, törichten und verzogenen Kind zu einer emanzipierten Frau entwickelt (»es
sollte nach ihrem Kopf gehen«.)

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