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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
48.1986, Heft 2.1986
Seite: 13
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Es wurde oben schon angedeutet, was alles an persönlicher Habe und an »Beigaben«
auf den Scheiterhaufen kam. Daraus lassen sich einige Rückschlüsse auf den Bestattungsbrauch
ziehen. Der Verstorbene wurde in einem Holzsarg oder auf einem Totenbett ruhend
auf den Holzstoß gestellt. Entsprechend einer im ganzen römischen Reich verbreiteten
Sitte fügte man eine Mahlzeit (Totenmahl) in ihren Gefäßen hinzu und verteilte auf
dem Scheiterhaufen kleine Behälter mit wohlriechenden Essenzen (Balsamarien). Anscheinend
wurde auch rituell ein Tongefäß (Teller) zerbrochen, eine auch heute noch ohne
weiteres verständliche symbolische Handlung.

Nur für relativ wenige Fälle läßt sich nachweisen, daß die Verstorbenen in ihre Tracht
gekleidet waren. Fibeln kommen nur in den frühesten Gräbern vor (Abb. 4-5), andere
Trachtbestandteile wie auch Schmuck sind selten. Relativ häufig blieben Nägel von
Schuhsohlen erhalten, sonst beschränkt sich der Fundbestand auf eine Gürtelschnalle
aus Bronze, zwei Fingerringe und wenige Glasperlen. Aus einem Kindergrab stammt eine
als Anhänger getragene durchbohrte Münze, anscheinend ein Amulett. Von silbernen
Schmuckstücken, wahrscheinlich Anhängern, haben sich nur zusammengeschmolzene
Metallklümpchen erhalten. Trotzdem dürfen wir wohl davon ausgehen, daß Aufbahrung
in Tracht das Übliche gewesen ist. Vieles ist eben einfach wegen der Verbrennung
oder wenig gründlicher Auslese der Scheiterhaufenreste für die Beisetzung nicht vorhanden
. Damit nämlich schloß das Beisetzungsritual, daß nach Erlöschen des Feuers die verbrannten
Knochenreste (Leichenbrand) mehr oder weniger sorgfältig ausgelesen und in
eine Urne (Abb. 6-7) gelegt wurden. In anderen Fällen verwendete man für die Bergung
des Leichenbrandes offenbar kleine Beutel aus Leder oder Leinensäckchen und legte sie
zusammen mit anderen Uberresten des Scheiterhaufens in eine Grube. Oft sind die häufig
mitgegebenen Münzen an auffälliger Stelle deponiert, als ob sie für den Verstorbenen
leicht greifbar sein sollten, wenn es die Uberfahrt in den Hades zu begleichen galt (Cha-
ronspfennig, Obolus). Neben dem »Spendengeschirr« (Krüge, Balsamarien) gibt es
noch andere Funde, die mit dem Grabritual und den religiösen Vorstellungen dieser Zeit
zu tun haben. Einmal sind es die Lampen (Abb. 8 oben), die in einigen Gräbern beigegeben
sind, immer in der Form schlichter offener Talglampen. Ihre Symbolik als Lichtspender
ist offensichtlich, Licht in der Nacht des Grabes, Licht als Symbol des Lebens.
Weniger leicht erschließt sich uns die Bedeutung kleiner Tierstatuetten (Abb. 8 Mitte),
die auch in Gestalt kleiner Gefäße (Balsamarien in Tierform) beigegeben sind. Zumindestens
teilweise lebt in der Beigabe dieser Tierfigürchen vorrömisch-keltisches Gedankengut
weiter, anders als bei den Lampen, die eher kennzeichnend für die religiösen
Vorstellungen der Mittelmeerländer sind. Ob ein kleines löwengestaltiges Gefäß eine
Funktion als Grabwächter hatte? Der Hahn böse Geister abschrecken sollte? Uber Spekulationen
kommen wir hier nicht hinaus, auch nicht bei der unvollständigen Statuette
eines Liebespaares (Abb. 8 unten), die zusammen mit dem Hahn im gleichen Grab gefunden
wurde. Sicher kein Zufall, denn die gleiche Kombination Hahn/Liebespaar fand
sich auch in einem römischen Brandgrab in der Nordschweiz. Dieses einheimisch-keltische
Element, das auch noch durch die Verwendung von handgemachter Keramik und
von Imitationen der echten Terra sigillata betont ist, wirft die Frage nach der Volkszugehörigkeit
der in Weil bestattenden Menschengruppe auf, die Frage also, woher die Bewohner
des von uns angenommenen Gutshofes nach Weil gekommen sind. Daß es nicht
ursprünglich »Römer« im Sinne von eingewanderten Italikern oder gar Stadtrömern waren
, zeigt der allmählich fortschreitende Prozess der Romanisierung, dem diese Gruppe
unterworfen war und der sich sehr gut in den verschiedenen Friedhofsteilen ablesen läßt.
Die genannten keltischen Elemente treten im Lauf der Zeit nämlich immer mehr zurück,
die Ausstattung mit Sigillatagefäßen nimmt zu, ebenso die Beigabe des teuren Glases

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