Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
48.1986, Heft 2.1986
Seite: 27
(PDF, 45 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1986-02/0029
Henny Reiner von Haltingen ist 74 Jar alt oder daby und gehört dem frommen Vesten
Hermann von Eptingen zu mit der Eygenschafft, ist gefraget, was Er von der Kundt-
schafft wisse. Der spricht, das im davon nit anders zu wissende sige, dan das Er yewilten,
als lang er gedenke, von sinen alt Fordern gehört hab, das niemand die Wise solle noch
getürre (dürfe ?) abgraben noch ab(ge)wisen, dann wa sie von Gottsgewalt oder von wä-
ter brüst wegen hinging, da solle man sie lassen gan. Und dasselb Wasser, der Ouweg,
scheide Gericht, Zwing und benn der beiden Dorff er Riehen und Wyl und ouch die Herschafft
zu Röteln, und sige die Wise der rechte Marckstein dazwischen und hab nie von
keinem andern Marckstein gehört, das sag Er by seinen geswornen Eyde und nit me, un-
geverlich.

Heinnj Reigengesang von Haltingen ist 52 Jar alt oder daby und gehört der Herschafft
von Röteln zu mit der Eigenschaft, wie denn das Er des Eydts ledig gezelt ist uff dißmahl,
und ist gefragt, waß er von den Sachen wisse. Der spricht, daß Er als lang er müge ge-
dencken von sinen Vordem allwegen gehört hab, wa der Auweg der Wisen hingang, da
die Flößer faren, daß da beider Dörffer, Riehen und Wyl, Gericht, Zwing und Benn zu
beidersyt auch daran stossen und were, das die Wisen unz an Riehen Kirchhof breche, so
ver ginge Wyler Zwing und benn, schlug sie auch widerumb unz an Wyler Berg, so vere
gieng Rieher Zwing und Benn. Auch spricht Er, es sy by drissig Jaren ungeverlich, da
were Er zu Lörrach in einer Urten (an einem Wirtshaus-Essen), da wären Lüt von Lö-
rach gen Wyl geschickt, ein Gericht zu besezende, die kommendt uff den Abendt wider
heim gein Lörach, die wurden von den Gesellen in der Urten gefragt, wie es zu Wyl an
dem Gericht wer gangen. Die sprechendt, wie das die von Rihen understanden hettend
zu Wyl zu marcken, darum werend sie von der HErrschafft Röteln wegen am Gericht
mit Urtel und Recht gebessert und verfallen, Ir jeglicher der von Riehen was, Ir über
vierzehn Jahr alt werendt, der HErrschafft zwenzig und ein Pfund Pfenning. Das hat er
in der Urten von den, die da zu Wyl am Gericht warendt gesin. Sagt und bezigt das by
sinem Eyde ungeverlich, nit me redt er von den Sachen».

Unser Kommentar zu diesem Text:

Die Sprecher des Rats der Gemeinde Wil, Cunzmann Buwmann, Vogt zu Wil, Henny
Gütly und Henny Greßly werden hier, im Jahr 1427, »die Erbaren, Wysen« genannt.
Vermutlich gilt diese ehrende Bezeichnung den Betreffenden als Mitgliedern des Rats
und damit des Ortsgerichts, vielleicht nicht als Privatpersonen. Denn die anderen genannten
Vögte und Ratspersonen, die nicht in dieser Eigenschaft auftreten, erhalten diese
ausdrücklichen Ehrentitel nicht. Aber auch der Stand der Leibeigenschaft in diesen
Texten berührt offenbar die Rechtsstellung der genannten Personen nur in der Weise, als
diese »Eigenschaft« etwas über die Zugehörigkeit zu einer bestimmten adligen Herrschaft
aussagt. Für ihre Zeugenaussagen erhielten diese »Leibeigenen« jedesmal Befreiung
vom geleisteten Untertanen-Eid.

Gerade für die Beurteilung der Rechtsstellung der dörflichen Bevölkerung ist der
Wortlaut solch früher Dokumente zur Tätigkeit der Organe der Selbstverwaltung von
Bedeutung.

Von namenkundlichem Interesse sind die genannten Familiennamen, die meisten leben
heute noch fort. Uringer weist auf Herkunft von Ihringen, Zwicky evtl. auf Zuwanderung
aus dem Lande Glarus (Mollis).

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