Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
48.1986, Heft 2.1986
Seite: 97
(PDF, 45 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1986-02/0099
kurzer Beratung entschloß sich Alfred Henn, die Verbindungsdrähte zu den
Sprengkammern im Tunnel zu durchschneiden und danach sofort zu verschwinden
. In meiner Aufregung vergaß ich völlig, auch zu verduften, denn nun war ich
ja ein Saboteur. Da hörte ich Geräusche aus dem Tunnel kommen. Ich vermutete,
daß das Sprengkommando festgestellt hatte, daß irgend etwas nicht stimmte.

Inzwischen kam Fritz Ludwig, meine Ablösung, und staunte nicht schlecht,
daß er den Tunnel noch unversehrt stehen sah.

Als ich ihn über das Vorgefallene aufklärte, kam plötzlich ein Soldat des
Sprengkommandos aus dem Tunnel gelaufen und rief: »So, jetzt haben wir Dich,
Du Saboteur.« Ich konnte mich jedoch meines Angreifers erwehren und haute
schnellstens im Zickzackkurs durch die Reben ab. Dieser verfolgte mich und
schoß hinter mir her. Da ich jedoch in einer guten körperlichen Verfassung war,
konnte ich meinem Verfolger entkommen.

Zunächst versteckte ich mich bis zur Dämmerung im alten Bierkeller am Tüllinger
Berg in der Nähe des evangelischen Pfarrhauses. In der Nacht schlich ich
ins Dorf und versteckte mich auf dem Heuboden Alfred Nyfelers im Stapflehus.
Weil mich ja keiner sehen durfte, verbarg ich mich bei Tagesanbruch bis gegen
Mittag wieder im Bierkeller. Ich verspürte langsam einen großen Hunger, und so
verließ ich mein Versteck. Außerdem wollte ich die Lage peilen. Auf Schleichwegen
erreichte ich die Hauptstraße bei der Läublinhofmauer und sah von weitem
die Franzosen kommen. Voran marschierte Peter Hartmann, der spätere Bürgermeister
, mit einer weißen Fahne in der Hand. Nun hatte ich es geschafft. Ich
schloß mich dem Zuge an. Damit war für mich der Krieg zu Ende«.

Alfred Henn, geboren 26. 6. 1920 in Lörrach, wohnhaft in Alt-Weil.

»Ergänzend zum Bericht von Emil Korngiebel möchte ich folgendes aus meiner Sicht

nachtragen:

Nach Arbeits- und Militärdienst 1939 wurde ich im Herbst 1940 in Rußland
verwundet. Aufgrund dieser Verwundung wurde ich 1941 aus dem Heer entlassen
. Ich war bei KBC in Lörrach beschäftigt und ging täglich durch den Tunnel
nach Lörrach zur Arbeit. Wie Emil Korngiebel ausführte, wußte ich auch, daß
die Sprengung des Tunnels kurz bevorstand.

Um zu sehen, was sich wirklich abspielte, ging ich am 23. April 1945 zum Tunnel
. Dort traf ich meinen langjährigen Freund Emil Korngiebel als Wachmann.
Wie bereits geschildert, holte ich bei Alfred Nyfeler die Drahtschere und begab
mich unauffällig in den Tunnel.

Von der Weiler Seite aus war ich durch Emil Korngiebel abgesichert. Da jedoch
die Möglichkeit bestand, daß von Stetten her jemand kommen konnte,
mußte ich ziemlich weit in den Tunnel hineingehen. Der Tunnel ist sehr hellhörig
, man konnte daher jedes Geräusch wahrnehmen. Es war aber absolut still.
Daraufhin habe ich die beiden Drähte, die zu den Sprengkammern führten,
durchgeschnitten. Der Krach der niederfallenden Drähte versetzte mich jedoch
in Angst und Schrecken. Erst da wurde mir klar, was ich getan hatte und was für
Folgen diese Tat nach sich ziehen konnte.

Jetzt hieß es, nur noch abhauen und schnell verschwinden.

Ich brachte die Drahtschere zurück und ging nach Hause. Daheim versteckte
ich mich im Schopf und verbrachte dort eine sehr unruhige Nacht. Ich war daher
heilfroh, als am anderen Vormittag die Franzosen einmarschierten.«

97


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1986-02/0099