http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1986-02/0115
Der Schlipf
Hans Schneider
Das ist der Name eines Rebberges, der über steil abfallende Rebgassen sich nach Norden
auf sanft abfallenden Hügeln ausbreitet, die voll dem Zenit zugeneigt sind. Die gen
Himmel steigenden und von der Tüllinger Kirche und dem Käferholz überragten Rebberge
wurden von Menschenhand angebaut, wo die Rebstöcke in mühseliger und jahrelanger
Arbeit aufgebauten Rebstücken gedeihen. Der lehmige, tonhaltige Lichsboden
bekommt der in alter Tradition gepflegten Gutedelrebe aufs beste. Dieser bedingt, daß
die Traube etwa 70 - 80 cm nahe der Erde gedeiht, um aus ihr all ihre Kräfte zu schöpfen.
Ist die Zeit des Herbstens angebrochen, zählen diese Gaben wie hochkarätiges Gold und
sind jeder Verschwendung bar, denn hier gibt es nur eine Richtschnur, jene der Qualität.
Wollte man betrügen, die Natur des Schlipfes erlaubte es nicht. Von ihrer Frucht her
sparsam, wirft sie nur geringe Dividenden ab: In den besten Jahren 1 Liter auf einen
Quadratmeter. Hier gibt es keine Geheimnisse. Wer Augen hat, zu sehen, der sehe!
Schaut euch die Steillagen an! »Der Schlipf«, wie ihn die Weiler nennen, und der dem
Wein seinen Namen üeh - und Ihr werdet erkennen, daß hier nur wenig Mechanisierung
möglich ist und daß es stets der Hand des Menschen bedarf, um die Reben zu hegen und
zu pflegen.
»Der Schlipf*
Jahrein - jahraus sind die Winzer an der Arbeit, mit den Tücken der Reben vertraut,
die an dieser einmaligen Lage schon im April zu treiben beginnen und vom günstigen
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