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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
48.1986, Heft 2.1986
Seite: 136
(PDF, 45 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1986-02/0138
Von 1937 an lebte Helene Zapf in Eimeidingen, wohin ihre Eltern nach der Pensionierung
ihres Vaters gezogen waren. Der Abschied von Weil, wo die Familie seit Jahren in
einem der Bahnhäuser in der Hirschackerstraße gewohnt hatte, ist ihr sehr schwer gefallen
, war es doch ihre »Heimat«. Doch fühlte sie sich in Eimeidingen auch bald wieder zu
Hause, zumal da eine »Hebelgemeinde« mit Hebelvogt (Bürgermeister Rung/Eimeldin-
gen) und Hebelvögtin (Hirschenwirtin Beck/Haltingen) bestand. - In Eimeidingen erlebte
sie den Krieg und das Kriegsende mit Beschuß. Ihre Mutter starb 1947 an den
Kriegsfolgen; ihre Wohnung war während einer kurzen Abwesenheit der Familie, die
auf den Hotzenwald geflohen war, völlig ausgeplündert und demoliert worden. Sie
selbst hat ihre angeschlagene Gesundheit auf Ereignisse dieser Zeit zurückgeführt. Die
Nachkriegszeit wurde so zu einer echten Notzeit, wo selbst das Einfachste fehlte. Erschütternd
ein Brief an den französischen Kommandanten von Lörrach, mit der Bitte
um Papier und ein Farbband für ihre Schreibmaschine, äußere Voraussetzungen für
schriftstellerisches Tun! 1949 gelang es Helene Zapf und ihrem Vater, durch Wohnungstausch
in die »alte Heimat« Weil zurückzukehren, wo sie dann am Mühlenrain wohnten.
Während des Krieges war sie übrigens aus der Reichsschrifttumskammer, der damals jeder
Schriftsteller, der veröffentlichen wollte, angehören mußte, ausgeschlossen worden.
Angebüch aus »organisatorischen Gründen«, vermutlich jedoch, weil sie nicht Mitglied
der Partei oder einer ihrer Gliederungen war. Dies entsprach übrigens der Haltung ihrer
Eltern: der Vater war wegen seiner Einstellung zeitweise von seinem Amt suspendiert
gewesen.

In Ernst Brugger, dem Leiter des Studio Freiburg des Südwestfunks, fand Helene
Zapf einen Förderer, der ab 1947 immer wieder Hörfolgen und Hörspiele - zumeist in
alemannischer Mundart - von ihr sendete. Bei mancher Sendung wirkte sie auch als alemannische
Sprecherin mit. Großenteils waren es dieselben Themen wie bei ihren Zeitungsartikeln
; jedoch wurden im Rahmen der Sendereihe »Stimmen der Heimat« auch
Interviews von ihr über Industrie- und Gewerbebetriebe gesendet (z. B. über die »Vitra
« / Weil am Rhein). Oft, insbesondere bei Sendungen für die Oster-, Nikolaus- und
Weihnachtsfeiern, steuerte sie auch Musikalisches bei. Mit ihren Hörspielen gegen das
Schwarzhören und Schwarzfernsehen, z. B. »Der Oberschlauli« (1960), hatte sie großen
Erfolg, zumal, da sie humorig angelegt waren, vor allem bei der Charakterisierung der
Personen. Auch hier finden sich wieder Übertragungen aus dem Hochdeutschen ins
Alemannische, u. a. eine Nacherzählung des Weihnachtsevangeliums nach Lukas oder
sogar Nachdichtungen Lafontaine'scher Fabeln aus dem Französischen. Ihre Sendungen
in hochdeutscher Sprache für Kinder erfreuten sich ebenso großer Beliebtheit und trugen
ihr den Titel »Märchentante Helene« ein.

Dr. Alois Hugenschmidt / Lörrach schrieb damals über Helene Zapf: »Im Rundfunk
ertönt seit einigen Jahren ihre Stimme, eine gute und echte alemannische Heimatstimme,
doch im ganzen fehlt Helene Zapf nie der Bück auf das Allgemeine, das über den Tag hinausgeht
. Vom Leben und Wesen des Markgräflerlandes, von der hebevollen Verehrung
Hebels, vom edlen Empfinden für Tiere und Pflanzen und von Menschen, Ereignissen
und Dingen der Heimatstadt erzählen ihre Verse, manchmal ernst, manchmal heiter. Im
einfachen, schlichten und volkstümlichen Sinn bekennt sich die Dichterin zur Heimat,
und man spürt aus allem den Willen eines guten, heimattreuen Herzens, den Mitmenschen
Freude zu machen...«

Diese Mitarbeit am Südwestfunk - gelegentlich auch beim Süddeutschen Rundfunk /
Stuttgart und bei Radio Basel - erstreckte sich über mehr als zwei Jahrzehnte, also bis etwa
1967. Bei der Einweihung des Gedenksteins für Helene Zapf (1979) neben der Altweiler
Kirche sagte Sendeleiter Ernst Brugger von ihren Arbeiten: »Sie waren Kunstwer-

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