Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
48.1986, Heft 2.1986
Seite: 160
(PDF, 45 MB)
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wirkten vorteilhaft auf Schwörer's Colorit, brachten ihn aber doch in einen seiner
echt deutschen Natur nicht förderlichen Dualismus. Zu seinen besten Erzeugnissen
gehört ein großer Carton mit den Koryphäen der deutschen Wissenschaft
von 1740 -1840 (photographirt in Bruckmann's Verlag) als Seitenstück der
von Lindenschmit u. A. gezeichneten sog. Ruhmeshallen, welche mehr oder
minder auf Kaulbach's Reformationsbild zurückdatiren. »Jede einzelne dieser
hundert Gestalten ist nicht bloß in den Zügen des Kopfes, in der ganzen Haltung
und Bewegung eine scharf individualisirte Persönlichkeit, die geistige Durchdringung
und klare Auffassung der einzelnen Charaktere ist wahrhaft bewun-
dernswerth; auch die Gruppirung dieser Massen zeugt vom feinsten künstlerischen
Takt. Alles bewegt sich ungezwungen und man vergißt den Künstler vollständig
über seinem Werk, das man einen Reichstag deutscher Professoren nennen
möchte. Selbst die Schwierigkeiten des modernen Kostüms sind auf das
glücklichste überwunden. Als Schauplatz dient dem Künstler die Freitreppe einer
Universität, zu beiden Seiten im Halbkreis aufsteigend bietet sie gleichsam
fünf verschiedene Bühnen für die Gruppen. Für die allgemeine Anordnung ging
der Maler von den Gedanken aus, daß die deutsche Wissenschaft sich in einem
großen Doppelstrome auf dem Gebiete des Geistes und der Natur bewege, er
breitet ihn links und rechts vor dem Beschauer aus und verbindet denselben in
der Mitte durch Kant und Humboldt, ähnlich wie Raphael in der »Philosophie«
die Mitte durch Aristoteles und Plato - den Realisten und den Idealisten - mar-
kirt und in ihnen zwei Ströme vereinigt. So sind denn die berühmtesten Vertreter
der Geschichte und Philologie gruppirt, die Philosophen, Pädagogen, Juristen,
Naturforscher (Astronomen, Geologen, Chemiker), Heilkünstler usw. In der
Mitte des Hintergrundes sprudelt der noch unerschöpfte Born der Weisheit«.
Damit hatte der junge Künstler sich als selbständiger Denker und Historiker bewährt
und mit einem Schlag unter die bedeutendsten seines Faches erhoben (vgl.
Nr. 338, »Baier. Ztg.« vom 7. December 1864). Einen anderen gewaltigen Stoff
gestaltet S. (1867) zu einer Cartonzeichnung »Nebukadnezar's Eintritt in das
Todtenreich«, wie derselbe von den theilweise durch ihn vorausgegangenen Fürsten
und Kriegern mit wildem Hohn empfangen wird — eine ganz Danteske Idee.
Das Trotzig-Scheue in der grandiosen Gestalt des Ankommenden, das Furchtbare
, Oede und infernalisch-Trostlose der ganzen Scene zeigt eine innere Verwandtschaft
mit Delacroir. Daß der Künstler seinen Geist auch bei mehr idyllischen
Stoffen (»Badende Kinder« u. dgl.) ausruhen ließ, war leicht erklärlich; ein
schönes ideales Porträt Beethoven's (gestochen von Barfus 1869) entstand gleichfalls
um diese Zeit, in welcher er auch eine Verehrung Shakespeare's durch die in
Photographie und Stich vervielfältigten Compositionen zu »Cymbeline«, »Wie
es Euch gefällt« und dem »Sommernachtstraum« (Leipzig bei Brockhaus) zum
Ausdruck brachte. Ebenso lieferte er alle Illustrationen zu der Prachtausgabe von
Schiller's »Teil« (München bei Bruckmann). Entschieden glücklich betheiligte
sich S. an dem Freskeneyklus im alten Concilsaale zu Constanz mit einem großen
Bilde, darstellend »Die Belehnung des Burggrafen von Nürnberg mit der Mark
Brandenburg«. Auch schuf er für die protestantische Kirche daselbst ein schönes
Altarbild. Dann warf er sich mit aller Kraft auf ein großes Geschichtsgemälde:
»Die letzte Stunde der Cimbernschlacht«, welches auf der internationalen
Kunstausstellung zu München 1883 erschien: Dasselbe bietet mit einem ungeheueren
Aufwände von Studien eine Menge von tragischen Einzelnheiten. Nur
ein von materiellen Sorgen nicht beeinträchtigter Künstler kann ohne Auftrag


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