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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
48.1986, Heft 2.1986
Seite: 243
(PDF, 45 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1986-02/0245
Untersucht man die Entwicklung in den vier ehemals selbständigen Orten gesondert,
so wird rasch klar, daß das Tempo des Wachstums im wesentlichen von der Entwicklung
in Weil ausging, wo die Bevölkerungszahl zwischen 1820 und 1970 von 970 auf 20 298
angestiegen war. Dagegen nimmt sich das für sich betrachtet ebenfalls beachtliche
Wachstum des weniger industrialisierten, aber auch um eine Eisenbahnersiedlung vergrößerten
Dorfes Haltingen von 630 auf 5 531 Einwohner bescheiden aus.

In anderer Richtung war über weite Strecken die Bevölkerungsentwicklung in Märkt
und Otlingen verlaufen. In beiden Dörfern hatte in der Zeit des Kaiserreichs eine wirtschaftlich
motivierte Abwanderung eingesetzt. Bis 1925 waren 111 Märkter und 390 öt-
linger abgewandert. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg verzeichneten beide Orte Zugewinne
. In Märkt waren sie anfangs durch den Wiederaufbau und schließlich durch die
Industrieansiedelung verursacht, in Otlingen, wo ein Wachstum erst nach 1961 feststellbar
wird, durch das inzwischen ausgewiesene Neubaugebiet.

Konfessionelle Gliederung. - Die zunehmende Mobilität der Bevölkerung drückt sich
in der stärkeren konfessionellen Durchmischung aus. Nach der Reformation war Weil
mit der gesamten markgräflichen Umgebung evangelisch geworden, und bis zum Jahr
1825 lebten weniger als zwei Prozent Katholiken in den vier Dörfern, die die heutige
Stadt bilden. Bis zur Mitte des Jahrhunderts waren es im ganzen Stadtbereich 151
(5,3 %), darunter in Weil 81 (6,1 %).

Hier begann sich bereits der Anstieg abzuzeichnen, der zunächst vorwiegend mit den
hereinströmenden Eisenbahnern zusammenhing, später durch zugewanderte Fabrikarbeiter
noch verstärkt wurde. Dies wird beim Vergleich der Zahlen von 1871 und 1900
deutlich, als der Katholikenanteil von 5,6 auf 12,5 % anstieg. Allein in Weil lebten 1900
bereits 404 Katholiken, fast 20 % der Bevölkerung. In Haltingen trat diese Entwicklung
etwas später ein. Dort stieg der Katholikenanteil zwischen 1900 und 1910 von 5,4 auf
19,3 %.

Das sprunghafte Wachstum, das vor allem Weil in den Jahren der Weimarer Republik
erlebte, Heß die Katholiken bis 1925 zu einer beachtlich angewachsenen Minderheit im
Stadtgebiet werden, die in Haltingen nunmehr ein knappes Viertel, in Weil schon mehr
als ein Drittel ausmachten. Auf den gesamten Stadtbereich bezogen, waren jetzt 30 %
der Einwohner katholisch.

Vollends die nach dem Zweiten Weltkrieg einsetzenden Bevölkerungsverschiebungen
haben die überkommenen konfessionellen Strukturen endgültig verwischt. Der Katholikenanteil
stieg auf 39 % (1970). 1982 lag er bei 38 %. Während bisher aber mit wenigen
Ausnahmen nur die beiden großen christlichen Konfessionen in Weil am Rhein vertreten
waren, fällt seit 19,70 der Anstieg der Sonstigen auf, deren Anteil von 5,8 % (1970) auf
11,3 % (1982) zugenommen hat. Vor allem der steigende Ausländeranteil macht sich hier
bemerkbar.

Soziale Gliederung. - Bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts entsprach die soziale Gliederung
der vier Dörfer den altüberkommenen Strukturen: Weil, Haltingen und Otlingen
waren Rebdörfer, deren bäuerliche Bevölkerung vornehmlich vom Weinbau lebte. Weil
und Haltingen galten als besonders wohlhabend. Nur das Fischerdorf Märkt war bis vor
das Ende des Jahrhunderts ausgesprochen arm.

Eisenbahnbau und Industrieansiedelung, in geringem Maße auch die Flußbauarbeiten
in Zusammenhang mit der Rheinregulierung veränderten den Aufbau der Gesellschaft.
Durch das größere Angebot an Arbeitsplätzen kamen zahlreiche Ortsfremde in die vier
Dörfer; nicht selten wurde dadurch anfangs die Armenlast erhöht.

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