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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
48.1986, Heft 2.1986
Seite: 244
(PDF, 45 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1986-02/0246
Die Zählung von 1895 gibt einen Einblick in den damaligen Stand der Entwicklung
und läßt den unterschiedlichen Grad der inzwischen eingetretenen Veränderung erkennen
. 3 396 Personen waren in den vier Dörfern berufstätig. In Weil lebte bereits mehr als
die Hälfte der Berufsbevölkerung von einer Tätigkeit außerhalb der Landwirtschaft, in
Haltingen weniger als 40 %, in Otlingen und Märkt nur jeweils knapp über 20 %.

Wie fast überall schritt der Bedeutungsverlust der Landwirtschaft unvermindert weiter
: immer mehr Industriearbeitsplätze boten besseres Einkommen. Nach dem Zweiten
Weltkrieg wurden in der heutigen Stadt nur 988 Berufszugehörige in Land-und Forstwirtschaft
gezählt, 6,9 % der Bevölkerung. Otlingen wies mit 47,6 % seiner Einwohner
mit Abstand den höchsten landwirtschaftlichen Anteil auf; in Haltingen waren es noch
11 %, in Weil am Rhein nur 3,2 %. 1961 fiel der Anteil der überwiegend von der Landwirtschaft
Lebenden auf 3 % der Bevölkerung ab, was aber immerhin noch 9,5 % der Erwerbstätigen
gleichkam, und bei der letzten Volkszählung 1970 war es noch 1 % der Einwohner
oder 2,5 % der Erwerbstätigen. Dagegen ist der Anteil der in Industrie und Gewerbe
sowie im Dienstleistungsbereich Tätigen seit 1950 leicht angestiegen. Damals waren
knapp 36 % der Erwerbstätigen in Industrie und Gewerbe beschäftigt, 27,5 % in
Handel und Verkehr und 14,3 % im öffentlichen Dienst und im Dienstleistungssektor.

Auch eine städtische Zusammenstellung für das Jahr 1980 hat die schon 1961 festgestellten
Relationen erneut tendenziell bestätigt, wobei auch in Weil am Rhein der inzwischen
vielerorts eingetretene weitere Bedeutungsgewinn des tertiären Sektors auffällt.
1980 waren in Weil am Rhein 35 % der 8 457 Beschäftigten in Handel und Verkehr und
28 % in den sonstigen Wirtschaftsbereichen tätig, worunter Kreditinstitute, Gaststätten,
der öffentliche Dienst, alle Dienstleistungs- und freien Berufe u. ä. gerechnet werden.

Unterdessen ist in Weil am Rhein der Anteil der Selbständigen, der 1961 noch 9 % betragen
hatte und 1970 aber auf 5,9 % zurückgefallen war, 1980 mit 606 Selbständigen auf
7,2 % der Beschäftigten wieder angestiegen.

Politisches Leben

Ein deutliches Indiz für die soziale Veränderung, die in Weil vom Ausgang des
19. Jahrhunderts an stattgefunden hat, gleichzeitig aber auch einen Ausdruck der Entwicklung
des politischen Willens der Bevölkerung stellen die Ergebnisse der Reichs-,
Bundes- und Landtagswahlen dar.

Es fällt auf, daß das Wählerverhalten im Bereich der gesamten heutigen Stadt bis zum
letzten Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts recht einförmig gewesen war; die stabilen Mehrheiten
für gemäßigt Uberale Politiker, wie sie ab 1850 auf allen politischen Ebenen feststellbar
sind, entsprechen dem typischen Wählerverhalten des altbadisch-evangelischen
Markgräflerlandes. Hinzu kommt - zumindest bis 1881 - die ausgesprochen starke Popularität
des damaligen Abgeordneten Markus Pflüger, die er nicht allein in den vier hier
untersuchten Gemeinden hatte. Diese Popularität wog sogar stärker als die Bindung an
die damalige »Badische Staatspartei«, die Nationalliberalen, denn als Pflüger zu den
Freisinnigen überwechselte, die als gemäßigt Linksliberale zu umschreiben sind, behielt
er die Mehrheit wie im gesamten Wahlkreis so auch in unseren vier Dörfern. Die späteren
Bewerber dieser politischen Richtung vermochten diese Leistung nicht nachzuvoll-
ziehen.

Erst nach 1890 setzte in Weil, Haltingen, Märkt und Otlingen eine allmählich deutlicher
werdende politische Differenzierung ein: angesichts des langsam ansteigenden Katholikenanteils
nimmt es nicht wunder, daß das katholische badische Zentrum meist un-

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