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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
48.1986, Heft 2.1986
Seite: 246
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1986-02/0248
ter 10 % der abgegebenen gültigen Stimmen lag. Andere Parteien, die politisch rechts
von den Nationalliberalen standen, vermochten bis 1912 überhaupt kein politisches Gewicht
zu gewinnen.

Naturgemäß fällt der wachsende Anteil der Industriearbeiterschaft in Gestalt steigender
sozialdemokratischer Wählerstimmen ins Auge. Wie der industrielle Ausbau fortgeschritten
war, zeigen vor allem die letzten beiden Wahlen vor dem Ersten Weltkrieg, als
die Sozialdemokratie in Weil 39,5 % (1907) bzw. eine deutliche absolute Mehrheit mit
58,4 % (1912) erreichen konnte. Mit 27,5 % bzw. 37,0 % war die SPD damals auch in
Haltingen zur stärksten Partei geworden.

Gerade die Wahlen nach 1903 verdeutlichen aber auch in ihren Resultaten die inzwischen
unterschiedliche Entwicklung in Weil, abgeschwächt auch in Haltingen, verglichen
mit Otlingen und Märkt. In beiden kleinen Orten vermochten die Sozialdemokraten
zwar auch einen beträchtlich höheren Anteil als zuvor (in Märkt etwa ein Viertel, in
Otlingen bis um 20 % der Wähler) auf ihre Seite zu ziehen. Die badische Traditionspartei
der Nationalliberalen konnte dort aber ihre ursprüngliche Dominanz mit Mehrheiten
zwischen 60 und 80 % erfolgreich verteidigen.

Bei deutlich geringer werdender Wahlbeteiligung zeigen die Wahlen während der Zeit
der Weimarer Republik im wesentlichen die überall zu beobachtenden Entwicklungstendenzen
: das immer stärkere Zurückgehen der Anteile der traditionellen Parteien mit
Ausnahme des Zentrums auf der einen Seite, auf der anderen das Anwachsen der politischen
Extremen bis hin zu relativen Mehrheiten. Diese Feststellung gilt für die junge
Stadt Weil am Rhein gleichermaßen wie für Haltingen und Märkt. Lediglich Otlingen
läßt in gewisser Hinsicht eine noch weitergehende Entwicklung erkennen. Dort vermochten
die Kommunisten nie über 20 % der gültigen Stimmen hinaus zu gelangen; mit
78,7 % waren die Nationalsozialisten aber bei der letzten als frei zu bezeichnenden Wahl
am 6. November 1932 bereits zu einer auch für das evangelische Markgräflerland beachtlichen
Mehrheit der abgegebenen gültigen Stimmen gelangt.

Das nach dem Kriegsende 1946 allmählich wieder einsetzende politische Leben fand
zunächst die alten Parteien der Linken, KPD und SPD, wieder auf dem Plan. Der SPD-
Ortsverein war in Weil 1906, in Haltingen in den 1920er Jahren gegründet worden. Die
KPD-Organisation ist nach dem Ersten Weltkrieg entstanden. Beide Parteien reorganisierten
sich 1946. Um die Mitte des gleichen Jahres entstand auch die Badische Christlich
-Soziale Volkspartei, aus der später die CDU als politische Nachfolgeorganisation
der Zentrumspartei hervorging, die jedoch von Anfang an unter interkonfessionellen
Vorzeichen stand. 1947 formierte sich die Demokratische Partei in (Alt-)Weil, die spätere
FDP. Sie beherrschte vor allem in den Anfangsjahren das kommunalpolitische Feld.

Das in den Nachkriegs jähren feststellbare Wählerverhalten bei Bundes- und Landtagswahlen
zeigt anfänglich eine deutliche Dominanz der SPD, die mit über 40 % der abgegebenen
gültigen Stimmen mehr Wähler im Bereich der heutigen Stadt hinter sich
wußte als CDU und FDP. Von der steigenden Wahlbeteiligung in den 1950er Jahren
profitierte dann vor allem die CDU. Während Liberale und Sozialisten relativ an Stärke
verloren, erreichte die CDU jetzt deutlich über 45 % der Wählerstimmen.

In der Zeit der Großen Koalition in Bund und Land geht die Entwicklung der Wählerstimmen
auf beiden Ebenen auch in Weil deutlich auseinander. Bei Bundestagswahlen
hatte die CDU nun weniger Attraktivität bei den Wählern als die SPD, die 1972 auf das
Gebiet der heutigen Stadt bezogen mit 49,9 % die absolute Mehrheit nur knapp verfehlte
. Bei den Landtagswahlen gelang es der CDU jedoch zwischen 1968 und 1976, zunächst
vor allem auf Kosten der FDP, dann aber auch der SPD ihren Anteil von 36 auf
über 46 % zu steigern und damit den politischen Hauptkonkurrenten zu überflügeln.

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