Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
48.1986, Heft 2.1986
Seite: 251
(PDF, 45 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1986-02/0253
von den 224 Handwerksbetrieben der Stadt die große Mehrzahl - fast drei Viertel - sich
im ursprünglichen Stadtbereich befindet. Mit 68 Betrieben, die über alle Handwerksgruppen
verteilt sind, weist Haltingen noch eine relativ große Handwerkerdichte auf,
anders als die beiden kleineren eingemeindeten Orte. Das Metallgewerbe war 1984 mit
86 Betrieben, gefolgt vom Bau- und Ausbaugewerbe mit 48 Unternehmungen, zahlenmäßig
mit Abstand die am stärksten vertretene Gruppe.

Noch vor der Jahrhundertwende hatte sich das wirtschaftliche Interesse vom »Diich«
in Weil abgewandt und immer stärker auf die Schusterinsel konzentriert, die der badische
Staat 1835 erworben hatte, um dort eine Zollstation zu errichten. Eine zuvor schon
genehmigte Schiffsmühle wurde nicht realisiert, so daß der wirtschaftliche Aufschwung
viel später, nach Rheinausbau und Bahnbau und nach der Reichsgründung, dann aber
mit enormer Kraft und Nachhaltigkeit, einsetzte. 1880 gründeten Elsässer Kaufleute die
erste Färberei. Aus diesem Textilunternehmen ging über mehrere Zwischenstationen die
Färberei und Appretur Schusterinsel GmbH (FAS) hervor, ein Schweizer Unternehmen
, das vor dem Ersten Weltkrieg bereits 1 200 Mitarbeiter zählte. In den 1920er Jahren
wurde die Produktion von reinseidener Crepe de Chine allmählich auf Kunstseide umgestellt
, gleichzeitig wurden Messaline und Duchesse stranggefärbt. Die 1925/28 erweiterte
Fabrik geriet wie die ganze Branche der Textilindustrie Anfang der 1930er Jahre in
die Krise und ging zur Saisonbeschäftigung über, erholte sich dann aber nachhaltig und
erreichte 1937 den höchsten Beschäftigungsstand mit 1 400 Mitarbeitern. In diesem Jahre
wurde rund 1 Mio kg Kunstseide gefärbt. Der während der Kriegsjahre erneut mehrfach
ausgelagerte und zeitweise stillgelegte Betrieb nahm nach 1945 die Produktion wieder
auf und überschritt 1950 bereits die Produktionsrate der Vorkriegszeit. Die Beschäftigtenzahl
lag 1951 mit 1 035 nur noch um 13 % unter der von 1939.

Die weltweite Krise der Textilindustrie am Ende der 1960er Jahre traf dann auch die
FAS. In den folgenden Jahren wurde zwar das Stammkapital von 3,9 Mio auf 10 Mio DM
erhöht, 1974 aber mußte der Vergleich zur Abwendung des Konkursverfahrens beantragt
werden. Mitte 1975 schloß das Werk.

Das gleiche Schicksal hatte bereits 1970/71 die Firma Färberei Schetty GmbH ereilt.
Die Seidengarn-Färberei, das zweite große Weiler Traditionsunternehmen der Textilindustrie
, war 1898 von Basler Industriellen gegründet worden und trug wesentlichen Anteil
am frühen Aufschwung der Weiler Industrie. 1917/18 hatte es etwa 400 Beschäftigte
gezählt, anfangs der 1920er Jahre kaum mehr die Hälfte. Dennoch überstand Schetty die
Rezessionen und Krisen der Weimarer Zeit relativ gut. Nach dem Zweiten Weltkrieg begann
der Wiederaufbau des mit allen Nachbarunternehmen zusammen stark beschädigten
Werks zunächst mit 45 Mitarbeitern. Auch Schetty erlebte aber den raschen Aufschwung
, und 1949 arbeiteten bereits wieder 250 Menschen in diesem Werk, dessen
Schließung zeitlich ebenfalls in die Krise der Textilbranche fällt.

Das dritte große Unternehmen dieser Branche war die Seidenstoffweberei und -Wirkerei
Robert Schwarzenbach & Co. GmbH, dessen Weiler Geschichte mit der Verlagerung
der Produktionsanlagen von Hüningen herüber 1925 einsetzt, als die Zollfreiheit für
Waren aus dem Elsaß auslief. Auch dieser Betrieb wuchs rasch heran und zählte im
Durchschnitt zwischen 200 und 300 Beschäftigten. Das Ende der Weiler Niederlassung
des Zürcher Unternehmens war 1982 gekommen.

Insgesamt an die 1500 Arbeitsplätze in der Textilindustrie hat die Stadt Weil am Rhein
durch die Schließung dieser drei Firmen verloren.

Das erste Unternehmen Weils, das zum großen Betrieb heranwuchs und einer anderen
Branche, der chemischen Industrie, angehört, entstand 1928 als Zweigbetrieb der
schweizerischen Lonza-Werke GmbH, heute AluSuisse. Anfänglich Versuchs- und

251


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1986-02/0253