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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
48.1986, Heft 2.1986
Seite: 270
(PDF, 45 MB)
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ten inzwischen mehrere Textilfabriken. Friedlingen wurde gleichermaßen ein selbständiger
Ortsteil, Standort einer noch in den 1920er Jahren stark expandierenden Industrie.
Mit 3 Fabriken (FAS, Schetty und Präzisionsschraubenfabrik) und 1 024 Beschäftigten
stand Weil 1925 der Beschäftigtenzahl nach an neunter Stelle in Baden. Als kleinster,
aber ebenfalls von der ursprünglichen Siedlung weitabliegender Ortsteil, entstand Otterbach
, die »Zollsiedlung«.

Weil bestand damit aus vier voneinander räumlich, genauso aber auch sozial getrennten
Teilen; denn - wenige kleine Industriebetriebe nahe beim Bahnhof Weil-Ost ausgenommen
- das alte Dorf hatte seine überkommene Struktur bis zur Stadterhebung bewahrt
. Doch noch vor dem Zweiten Weltkrieg - verstärkt danach - schlug sich der Bedeutungsverlust
der Landwirtschaft auch in Alt-Weil nieder. Zwar ist der agrarische
Sektor dort noch am ehesten sichtbar, sind dort Haupterwerbslandwirte auch heute zu
finden, ihre Zahl aber ist verschwindend gering. Nach dem Zweiten Weltkrieg sind die
räumlich getrennten Teile weitgehend ineinandergewachsen; nur die Siedlung von Otterbach
ist bis heute noch nicht mit der übrigen Stadt verwachsen.

Der strukturelle Wandel, den Haltingen seit der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts
durchlebt hat, geht in die gleiche Richtung, obgleich dieser Ort nicht zur Weiler
Dimension emporwuchs. Vor allem fehlt die Weil prägende Industrie. Links der Bahn
entstand in Haltingen ein der ursprünglichen Struktur der Leopoldshöhe sehr ährüicher
neuer Siedlungsteil. 1939 war Haltingen Arbeiterwohngemeinde. Vollends die Kriegszerstörungen
begünstigten dann aber auch den Wandel des alten Ortsbereichs.

In Otlingen dagegen blieb der überkommene Aufbau von Siedlung und Bevölkerung
auch nach 1945 noch weitgehend erhalten; wenige Abwanderer und Industriependler
veränderten das Gesamtbild nicht. Erst die Eingliederung der Vertriebenen und dann das
vornehmlich in den 1970er Jahren entstandene Neubaugebiet zogen die Verwischung
der sozialen Strukturen auch hier nach sich: aus der kleinbäuerlichen Gemeinde 1939 ist
ein Wohnvorort mit noch starkem landwirtschaftlichem Element geworden.

In Märkt begannen sich die Strukturen durch Fluß- und Bahnbau, in hohem Maße
auch durch die Weiler Industrialisierung zu verändern: zunächst entstanden neue Arbeitsplätze
, durch die Rheinrektifikation aber auch neues Ackerland, wodurch die Armut
des Ortes allmählich gelindert wurde. Einen tiefen Einschnitt brachte die Rheinrektifikation
, vollends der Bau des Rheinseitenkanals und des Stauwehrs ab etwa 1928 für
die Märkter Fischer, deren Gewerbe durch das Absinken des Grundwasserspiegels erst
erschwert, dann völlig unmöglich wurde. Märkt entwickelte sich in den 1930er Jahren
zusehends zum Arbeiterwohnort. Ein neues Element kam durch die in den 1960er Jahren
angesiedelte Industrie hinzu. Auch hier ist die Eigenschaft des Wohnvorortes heute
deutlich ausgeprägt.

Weil am Rhein ist heute zusammen mit Lörrach Mittelzentrum; beide Städte sind Teile
des grenzüberschreitenden Verdichtungsraumes Basel. Ungeachtet des Verlusts von drei
Traditionsbetrieben der Textilindustrie ist Weil am Rhein Industriestandort, wobei die
Stadt nicht ohne Erfolg Anstrengungen zur Neuansiedelung von Betrieben unternimmt.
Zum Einzugsbereich der Stadt gehören die nördlich anschließenden Gemeinden des
Vorderen Kandertals sowie Teile von Efringen-Kirchen, im Freizeitbereich auch die
französischen Gemeinden links des Rheins und die Schweizer Nachbarschaft. Durch
den Ausbau der öffentlichen Verkehrslinien, durch das Ausbildungsangebot, auch
durch den vor allem auf der Leopoldshöhe konzentrierten Einzelhandel vermochte Weil
seine Zentralitätsfunktion auszubauen. Künftig soll ein großes, breitgefächertes Einkaufszentrum
in Friedlingen das Weiler Angebot noch erweitern, wodurch die Attraktivität
der Stadt auch als Einkaufsort für Basel und das Elsaß zunehmen wird.

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