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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
49.1987, Heft 1.1987
Seite: 27
(PDF, 35 MB)
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heit; es geht ihm nicht darum, zu gefallen, sondern seinem Lande nach seinen besten
Kräften zu dienen.

Weil er kein Höfling ist, muß er bis zu seinem 70. Lebensjahr auf die Ernennung zum
Marschall warten, obwohl ganz Europa ihn als den unbestrittenen Meister im Belagern
und Verteidigen einer Festung anerkennt.

Mutig wie als Bürger ist er auch als Soldat. Er setzt sich so unbekümmert der Gefahr
aus, daß der König Befehl gibt, Vauban zu überwachen. Dabei war er stets bestrebt, das
Leben der Soldaten zu schonen, und streng verurteilt er Offiziere, die aus reiner Ehrsucht
Menschen opfern.

Das leidenschaftliche Bestreben, sein Land vor jedem Schaden zu bewahren, offenbarte
sich ganz besonders bei der Aufhebung des Toleranz-Edikts von Nantes. Indem er die
Protestanten verteidigte, für Gewissensfreiheit eintrat, stellte er sich über sein Jahrhundert
. Er wies auf die wirtschaftlichen, militärischen und diplomatischen Nachteile der
Protestantenverfolgung hin. Aber nicht nur dieser Nachteile wegen verurteilte er die Intoleranz
, sondern aus der Überzeugung, daß »die Könige Herren über Leben und Güter
ihrer Untertanen sind, aber niemals über deren Meinungen, denn die Gefühle liegen außerhalb
ihrer Macht«.

Außer seiner Tätigkeit als Festungsingenieur hat Vauban sich mit den verschiedensten
Fragen beschäftigt und darüber Schriften hinterlassen, die noch nicht alle veröffentlicht
sind: Fragen der Wirtschaft im allgemeinen, der Land- und Forstwirtschaft, der Binnenschiffahrt
, des Städtebaus, der Statistik und der Kolonien. In Ungnade fiel der große
Diener seines Landes und Königs an seinem Lebensende durch die Veröffentlichung des
Buches »La dime royale«, »Der Königszehnte«, in dem er vorschlug, das ungerechte
Steuersystem durch eine allgemeine, gerecht verteilte Steuer zu ersetzen.

Der Ruhm Vauban's ist so groß, daß sein Geburtsort Saint-Leger-de-Foucheret, wo
er am 4. Mai 1633 zur Welt kam, in Saint-Leger-Vauban umgetauft wurde.

12) Die »sonderbare* Schlacht von Friedlingen

»Eine sonderbare Schlacht«, so bezeichnet Saint-Simon, der berühmte Verfasser von
Memoiren über die Zeit Ludwigs XIV., das Treffen, das sich am 14. Oktober 1702 General
Marquis de Villars und der Markgraf Ludwig von Baden, bekannt als »Türkenlouis«,
bei Friedlingen auf dem rechten Rheinufer gegenüber Hüningen lieferten. »Sonderbar«
weil die ihres Sieges gewissen französischen Soldaten ihrem General eine Ovation darbrachten
und ihn auf dem Schlachtfeld zum Marschall proklamierten, während der gegnerische
Heerführer nach Wien meldete, er habe einen Sieg über die Franzosen errungen
, was den Kaiser veranlaßte ein »Te Deum« singen zu lassen, »das beschämender für
Ludwig war als die verlorene Schlacht«, urteilt Voltaire in seinem »Jahrhundert Ludwigs
XIV.«

Wie war es zu dieser Schlacht gekommen, und wieso konnte sich jeder der Gegner als
Sieger bezeichnen?

Der spanische Erbfolgekrieg, der längste der von Kriegen erfüllten Regierungszeit
Ludwigs XIV., nahm einen schlechten Anfang für Frankreich, das sich den besten Heerführern
jener Epoche gegenübergestellt sah: Malborough, Eugen von Savoyen, Ludwig
von Baden. Letzterer, der durch seine Erfolge über die Türken berühmt geworden war,
befehligte die kaiserlichen Truppen am Rhein. Nachdem die damals französische Festung
Landau sich anfangs September 1702 hatte ergeben müssen, war der Markgraf im
nördlichen Elsass bis in die Gegend von Bischwiller vorgedrungen.

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