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tillerie auf die Insel gebracht worden war, wurden unter ihrem Schutz die zerstörten
Festungswerke auf dem rechten Rheinufer instandgesetzt.
In den zwei ersten Oktobernächten griffen die Kaiserlichen erfolglos den Brückenkopf
an. Vier mit Steinen beladene Schiffe, die von Rheinfelden herabgeschwommen kamen
, um die Brücke zu zerstören, konnten abgefangen werden.
Huningue gegenüber verfügte Graf Arco über 3 000 Mann. Der wichtigste Teil der
kaiserlichen Verteidigungslinie war die sogenannte Sternschanze, die über dem Schloß
Friedlingen auf dem Rand der Terrasse lag, die steil zum Überschwemmungsgebiet des
Rheins abfällt.
Als man von Villars Absichten Kenntnis bekommen hatte, wurden die Stellungen in
Friedlingen verstärkt.
Am Morgen des 1. Oktober stieß Graf Karl von Fürstenberg mit rund 17 000 Mann zu
Arco. Markgraf Ludwig, der Hüningen als den wichtigsten Punkt der Front erachtete,
schlug sein Hauptquartier im Winzerdorf Weil auf, am Fuß des etwa 450 Meter hohen
und 3 km vom Rhein entfernten Tüllinger Bergs, dessen Kamm das Käferholz deckt und
dessen Hänge mit Reben bepflanzt sind.
Weil ihm die feindlichen Stellungen nur geringe Manövriermöglichkeiten boten, erwog
Villars die Möglichkeit, über Basler Gebiet zu ziehen, obwohl er wußte, daß eine
Verletzung der Schweizer Neutralität dem König missfallen würde.
Er dachte sich in Wirklichkeit eine bessere Lösung aus: in der Nacht vom 12. zum 13.
Oktober ließ er 25 km stromabwärts überraschend Neuenburg auf dem rechten Rheinufer
besetzen.
Uberzeugt, daß Villars nicht sofort angreifen werde, verließ Markgraf Ludwig Friedlingen
am Morgen des 13. Oktober, um ins Unterelsass zurückzukehren. Da erfuhr er
unterwegs, daß der Feind in Neuenburg sei. Weil dadurch sein Nachschub bedroht war,
beschloß er, die Gegend am Rheinknie zu verlassen und Stellung unterhalb Neuenbürgs
zu beziehen. Er ließ eine Abteilung und einige Kanonen in der Sternschanze zurück in
der Hoffnung, daß diese Widerstand leisten könne, bis er seine neuen Stellungen organisiert
haben werde. Der Rückzug der Kaiserlichen begann in der Nacht vom 13. zum 14.
Oktober. Als ihm dies gemeldet wurde, gab Villars sofort den Befehl zum Vorrücken.
Seine Truppen verließen die Festungsanlagen gegen 8 Uhr morgens, an einem wahren
Herbsttag mit starkem Wind und dunklen Wolken, durch die manchmal die Sonne
brach, den Farben des Waldes und der Rebberge festlichen Glanz verleihend.
Während die linke und mittlere Kolonne der Angreifer auf starken Widerstand stießen
, gelang dagegen dem rechten Flügel, das höher gelegene Gelände zu erreichen, wo
infolge des Rückzugs die gegnerischen Stellungen entblößt waren. Villars erkannte die
Wichtigkeit des Tüllinger Berges und schickte einen Teil seiner Infanterie mit einigen
Feldkanonen unter dem Befehl von General Desbordes auf die Anhöhe. Trotz des steilen
Hanges gelangten die Truppen bald an das Käferholz.
Dieses Manöver war dem Markgrafen nicht entgangen. Er schickte seinerseits einige
Bataillone Infanterie und mehrere Schwadronen Dragoner auf den Tüllinger. Angeführt
von Karl von Fürstenberg, der im Kampf den Tod fand, drängte die kaiserliche Infanterie
die Franzosen zurück, konnte sich aber im Gehölz nicht behaupten. Man nimmt an, daß
der Markgraf sich persönlich auf die Anhöhe begeben und den Befehl zu einem Angriff
gegeben habe, der von Erfolg gekrönt war.
Die Franzosen, die die Niederlage der deutschen Reiterei in der Ebene beobachtet hatten
, waren ihres Sieges gewiß, und ein Teil von ihnen fand nichts Besseres zu tun als hinunter
zu eilen, um am Triumph und an der Beute teilzunehmen. Dabei fielen sie in den
Reben unerwartet auf Kaiserliche. Überrascht eilten sie in den Wald zurück, wo sie eine
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