Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
49.1987, Heft 1.1987
Seite: 36
(PDF, 35 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1987-01/0038
ersten Wahlversammlungen (es ging darum, den Wert eines Arbeitstages festzusetzen,
um bestimmen zu können, wer Wähler und wer wählbar sei) verliefen tumultuarisch.

Platzkommandant Graf Buffevent wollte nicht allein die Verantwortung für eventuelle
Zwischenfälle tragen. Er bat deshalb General Kloeckler, der die Truppen im Sundgau
kommandiene, das Aufrechterhalten der Ordnung in der unruhigen Festung zu übernehmen
. Kloeckler ließ seine Unterstützung dem Syndikus zukommen, der ihm als Vertreter
der gesetzlichen Ordnung erschien. Empört über die Haltung des Generals, Ausdruck
»des aristokratischen Despotismus«, reiste der Pfarrer nach Paris, um den Fall
Hüningen der Nationalversammlung zu unterbreiten. Am 13. Februar wurde in Abwesenheit
Delarue's die Liste Ritter gewählt. In Paris entfaltete Delarue eine fieberhafte Tätigkeit
, die dazu führte, daß im Oktober Neuwahlen in Hüningen stattfinden sollten.
Aber die Verwaltung des Departements Haut-Rhin hatte es nicht eilig, diesen Beschluß
durchzuführen. Um sie dazu zu zwingen, organisierte der Pfarrer während Wochen Unruhen
in der Festung; er forderte die Einwohner auf, der aufgelösten Gemeindeverwaltung
den Gehorsam zu verweigern. Am 30. Dezember 1790 wurden endlich Neuwahlen
durchgeführt. 143 Wähler beteiligten sich daran, und mit 98 Stimmen wurde Ritter zum
Bürgermeister gewählt. Delarue erschien der Mehrheit der Bürger als ein gefährlicher
Unruhestifter.

Um trotz seiner Wahlniederlage eine Rolle spielen zu können, gründete der Pfarrer,
der in Paris dem Jakobiner-Club beigetreten war, eine »Gesellschaft der Verfassungsfreunde
« . Es galt, der Gemeindeverwaltung Schwierigkeiten zu bereiten, die Emigranten
in der badischen und schweizerischen Nachbarschaft zu überwachen und das leicht
zu betrügende Volk aufzuklären. Bei den Wahlen in die Gesetzgebende Versammlung
wurde 1791 der Hüninger Advokat Jean-Francois Ritter zum Abgeordneten gewählt.
1792 erfolgte seine Wahl in den Nationalkonvent.

Mehr als die religiöse Frage, die überall die Leidenschaften erregte, war es die Angst
vor dem Krieg, die die Einwohner der Festung in der Dreiländerecke beschäftigte. Im
täglichen Kontakt mit Ausländern hören die Hüninger nur von Ansammlungen von
Emigranten, von Überraschungsangriffen, von verräterischen Offizieren reden. Die
Anwesenheit einer Menge Soldaten war seit 1791 die wichtigste Tatsache im Leben Hüningens
. Die Festung und ihre Umgebung bildeten seit Ende des Jahres ein großes Militärlager
. Die in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts vernachlässigten Verteidigungsanlagen
wurden in Eile instandgesetzt.

Der als unvermeidlich empfundene Krieg brach im April 1792 aus. Bekanntlich spielte
sich das Hauptereignis in der Champagne ab, wo die in Richtung Paris vordringenden
Österreicher und Preussen bei Valmy zum Rückzug gezwungen wurden.

Was geschah in Hüningen und Umgebung?

General Custine, der im Sundgau kommandierte, hatte in den ersten Kriegstagen die
Ubergänge nach Pruntrut besetzen lassen, um die österreichischen Truppen, die im Bistum
lagen, am Eindringen auf französischen Boden zu verhindern.

Bei Hüningen hatte er ein befestigtes Lager anlegen lassen, um das Umgehen der Festung
zu erschweren.

Uber die Lage im Herbst 1792 gibt Peter Ochs, der Basler Historiker und Zeitgenosse
des Geschehens, folgenden Bericht:

»Am 25. September, statt der Nachricht vom siegreichen Vormarsch der österrei-
chisch-preussischen Armee erhielt Esterhazy diejenige vom Rückzug bei Valmy. Sofort
zog er den größten Teil seiner Truppen zurück; er ließ General Lichtenberg in der Markgrafschaft
mit dem Auftrag, sich einer Rheinüberquerung der Franzosen zu widersetzen
. Lichtenberg ließ auf dem Tüllinger Batterien und Schanzen anlegen. Als er jedoch

36


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1987-01/0038