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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
49.1987, Heft 1.1987
Seite: 59
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1987-01/0061
läge von Karpfenteichen und Ausbau des Sumpfgeländes erweiten. 1879 wurde aus
Amerika der Bachsaibling, zwei Jahre später, ebenfalls aus Amerika, die Regenbogenforelle
nach der Anstalt Hüningen gebracht.

Trotz allem konnte die Anstalt nicht als öffentlicher Betrieb weitergeführt werden.
Andere Anstalten waren in großer Zahl und in günstigeren Verhältnissen entstanden, die
müheloser und billiger arbeiten konnten, als dies in Hüningen möglich war. Deshalb
wurden 1905 das Gelände und die darauf erstellten Gebäude, wie vertraglich vorgesehen
, an die Gemeinde Blotzheim zurückgegeben, die die Anstalt an Private verpachtete.

Noch stehen die Gebäude so, wie sie vor 120 Jahren erbaut wurden. Aber nur das
Bruthaus links des Hauptgebäudes ist in Betrieb, im rechtsgelegenen sind die Bassins
aufgefüllt worden.

Haben die Fische im Bruthaus eine gewisse Größe erreicht, so werden sie entweder
verschickt oder in den offenen Zuchtteichen ausgesetzt, die einer neben dem andern am
Fuße des Terrassenrandes liegen.

Die Fischzuchtanstalt Hüningen hat ihre Glanzzeit hinter sich. Aber in der Geschichte
der europäischen Fischerei nimmt sie einen Rang ein, den ihr niemand streitig machen
kann: sie war ein vorbildlicher Musterbetrieb, ein Lehrbetrieb, aus welchem Erfahrungen
in die weitere Praxis und in die Privatbetriebe befruchtend ausstrahlten.

Zu einer Zeit, da Hüningen als geschleifte Festung ein kümmerliches Dasein fristete,
verschaffte sie dem Namen eine neue Art Berühmtheit, die eigentlich Blotzheim gelten
sollte. Aber eben, in der Elsässer Grenzecke gab es nur einen bekannten Ort, und nach
ihm wurde die Anstalt benannt.

25) Hüningen wird Industrie-Ort

Noch 1886 klagte der Hüninger Bürgermeister, der Wohlstand der Hüninger Einwohner
sei ruiniert, viele seien dem Betteln nahe, die Bevölkerungszahl nehme fortwährend
ab.

1897 jedoch meldet die »Oberelsässische Landeszeitung«: »Die Firma Robert Schwarzenbach
aus Zürich läßt an der Straße nach Saint-Louis eine Seidenstoff-Fabrik für mehrere
hundert Arbeiter errichten. Auch andere größere Geschäfte wollen sich hier niederlassen
. Bedauerlich ist nur, daß Hüningen nicht in der Lage ist, den raschen Zuwachs der
Bevölkerung zu beherbergen«. Verschiedene Familien hausten damals noch in Kasematten
der zerstörten Festungsanlagen.

Wieder ein Dutzend Jahre später wird ein neues Wachstum der Stadt festgestellt: »Die
Bevölkerung hat in den letzten Jahren stets zugenommen und beträgt jetzt 3 726 Seelen.
Während sich 1895 in Hüningen noch fast keine gewerblichen Anlagen befanden, haben
sich seither zwei große Seidenstoffwebereien, zwei chemische Fabriken, drei Zigarrenfabriken
, eine Uhren- und eine Zementfabrik, sowie ein Gaswerk hier angesiedelt«.

Die Umwandlung Hüningens in einen Industrieort vollzog sich also in der Zeit von
1895 bis 1914. Damals begann das Städtchen endlich über den Festungsgürtel hinaus zu
wachsen, in dem es zwei Jahrhunderte lang eingeengt gewesen war.

Die Industrialisierung brachte die bereits erwähnte Zunahme der Bevölkerung mit
sich und machte den Bau von Wohnungen sowie die Schaffung verschiedener öffentlichen
Einrichtungen notwendig: Wasserleitung, gemeinsam mit Saint-Louis (1896); Bau
eines Schulhauses (1902); Gasbeleuchtung (1903); Kanalisation (1904 - 1907); Elektrizität
(1908); Tramverbindung mit Basel (1910).

Weil sich unter den neuen Einwohnern zahlreiche Reformierte befanden, wurde 1913
für diese Glaubensgemeinschaft bei der Kanaleinmündung eine Kirche erbaut. Die Israe-

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