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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
49.1987, Heft 1.1987
Seite: 75
(PDF, 35 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1987-01/0077
9. Die Hauensteiner Landfahnen und der Landhag

Die ersten Hauensteiner Urkunden beziehen sich auf die »Kit vor und hinter dem
hag«. Das Einungsgebiet war durch den Hag geschützt, es gab Einungen vor und hinter
dem Hag. Dies war ein politischer und militärischer Begriff in der jahrhundertealten
Einungsverwaltung.

Zur politischen Existenz gehörte das Hauensteiner Aufgebot, das bis ins letzte Bauernhaus
seine Auswirkung zeigte.

Immerhin, Kaiser Maximilian hat in seiner Waldordnung persönlich die Fahnenordnung
für die Waldleute unterschrieben. Kein Wunder, daß sich die Salpeterer in ihrem
Verzweiflungskampf auf die kaiserlichen, königlichen und erzherzoglichen Privilegien
beriefen. Im Falle des Auszuges gegen einen Feind sollten immer am ersten Tag die Leute
hinter dem Hag die Fahne tragen, dann wechselnd bis zum Ende des Auszugs. Diese
Fahne wurde »hinter dem Hag aufbewahrt«, ebenfalls die Geschütze der Einung, des
Landfahnens, in der Pfarrscheune zu Hochsal. Uber diese Geschütze verfügte nur der
Redmann, der Vorsitzende der Einungsmeister.

Die Angehörigen der Einung, das gehörte zu ihrer Selbstverwaltung, waren »aufge-
botspflichtig«. Wie alle Freien hatten sie das Recht, Waffen zu tragen. Im Aufgebotsfall
rief der Einungsmeister auf, und sie besetzten den Landhag, die lokale und regionale
Verteidigungsanlage.

Aus vierhundert Jahren liegen die Musterungslisten der Landfahnen vor. Die Prüfungszeit
der Hauensteiner Landfahnen lag zwischen 1600 und 1800. In den letzten
zweihundert Jahren des alten »Heiligen Römischen Reiches deutscher Nation« wurden
alle Religions- und fürstlichen Erbfolgekriege auf deutschem Boden am Rheinknie ausgetragen
.

100 Jahre lang war Krieg auf alemannischem Boden, gleich ob es um Polen, Spanien,
Holland, die Pfalz oder Österreich ging.

Der Hauensteiner Landfahnen hatte einen legendären Ruf und wird heute noch in der
Militärgeschichtsschreibung besonders erwähnt.

Da gibt es noch den Landhag, welcher das territoriale Instrument der Landesverteidigung
war. Heute noch kann man etwa von der Burg Bärenfels über dem Wehratal kilometerweit
auf den mittelalterlichen Mauern entlang wandern. Die Letzen am Eingang
des Wehratales sind schon nach 1400 erwähnt. Sie spielten im Waldshuter Krieg bei der
Abwehr der Eidgenossen eine Rolle und dienten zuletzt unter dem Türkenlouis als Abwehrriegel
, als die Türken im Osten und Frankreich im Westen versuchten, das Reich zu
zerschlagen.

Der Landhag im Hotzenwald dürfte heute noch das größte Denkmal des Schwarzwaldes
sein (Bergalinger Wallmauer).

10. Niedergang und Ende der Selbstverwaltung

Nach dem Freikauf von Gurtweil, eine verfassungsgeschichtliche Sonderheit, die leider
in der lokalen Geschichtsschreibung und auch in der neueren »Salpetererliteratur« zu
wenig gewürdigt wird, war nun der bisherige politische Gegner und Nachbar, die Abtei
St. Blasien, für die Grafschaft Hauenstein ausgeschaltet. Die Grafschaft saß nun, vertreten
durch den fürstlichen Waldvogt und den Redmann als Vertreter der 8 Einungsmeister
, gleichberechtigt im österreichischen Landtag.

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