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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
49.1987, Heft 1.1987
Seite: 98
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vember 1895 freut er sich über »das gewaltige Rebhuhn welches Mina ganz vortrefflich
gebraten hat«, und fährt dann fort: »Mina dankt ergebenst für Deinen herzlichen Gruß.
Sie pflegt meiner auf das Getreuhchste«21\

Mina hat es aber nicht nur verstanden, Jacob Burckhardt ein gutes Essen zu bereiten,
sondern sie verschönerte ihm seinen Lebensabend auch durch die liebevolle Pflege seiner
Pflanzen und Blumen. So bedankte er sich am 19. Mai 1893 beim Rektor der Universität,
Professor Georg Klebs, der ihm zum fünfzigjährigen Doktorjubiläum Blumen überbringen
ließ, für »das liebliche Blumengefäß..., welches nun der einsichtigen Pflege meiner
Dienerin unterstellt wird!«22) Und am 6. Juni 1893 dankte er seiner Nichte, der Porzellanmalerin
Amalie Berrie, für Blumenstöcke und eine kleine Palme, »welche nun dieselbe
sorgliche Pflege erfahren werden wie die übrige Pflanzenwelt meiner Altane«23'.
Da Burckhardt in den letzten drei Jahren seines Lebens kaum mehr seine Wohnung verlassen
konnte und nur noch ab und zu mit Gustav Stehelin oder seiner Schwester in der
Droschke spazierenfuhr, erfreut er sich natürlich ganz besonders an den Pflanzen und
Blumen seiner Wohnung. So schreibt er am 18. Juni 1895 an seine Schwester: »Auf dem
Altänlein genieße ich reichlich all Deine gütigen alten und neuen Gaben und Stiftungen;
die Schlingpflanzen am Hüttlein ... versprechen das reichste Gedeihen. Ich bekomme
Bouquets aus Euern und anderen Gärten, nachdem ich einst im Hause Nidecker kaum
Platz hatte für Maiblümchen in einem Becher auf dem Ofen«24*. Und am 16. September
des gleichen Jahres schreibt er wiederum an seine Schwester: »Die Altane genieße ich
sehr, und bewundere u. a. meine Winden welche noch immer nicht abblühen sondern
noch täglich ihre Kelche öffnen und schließen«25'.

Jacob Burckhardt lobte an Mina nicht nur ihre »sorgliche« und »einsichtige« Blumenpflege
, sondern er rühmte gegenüber seinem Kollegen Georg Klebs anläßlich des Dankes
für einen »wundervollen Kuchen« auch ihre Blumenkenntnis, indem er schreibt: »Den
lieblichen Kranz von Blümchen, welcher das Geschenk umgab, hat mir die getreue Mina
benennen helfen, welche der Botanik so viel kundiger ist als ich«26'.

Zu diesem Nachsommer-Leben Burckhardts gehörte auch das Kätzchen »Miggi«, das
in den Briefen erstmals im Sommer 1895 erwähnt wird. Werner Kaegi hält es für möglich
, daß ihm Mina diese Katze, »die den Umgangston auf Milde stimmte und sich auf
der Altane ergehen konnte«27', ins Haus gebracht hatte. Bei der ersten Erwähnung dieses
Kätzchens schreibt er an Robert Grüninger: »Miggi ist von sehr wechselnden Humoren,
zwischen Schlafsucht und großer Zuthunlichkeit«28'. Sie erwarb sich auch bald das
Recht, auf seinem Bett zu liegen, denn in einem Brief vom 8./9. Dezember 1895 an Robert
und Rosina Grüninger heißt es: »Heut habe ich etwas zu lange in meiner Ruhestätte
verweilt und dem Miggi zugesehen welches auf dem Deckbett seine Possen machte und
bin dafür durch geringem Caffe bestraft worden«29'. Sein Neffe Felix Staehelin hat später
Burckhardts Verhältnis zu diesem Kätzchen wie folgt beschrieben: »Er konnte manchmal
kaum Worte finden, um die Grazie des zierlichen Tierchens genugsam zu preisen«.
Und wenn Miggi dem Besucher schmeichelnd und schnurrend um die Beine strich,
konnte Burckhardt ihm eine Strafpredigt halten: »Jä gell, imene sone Junge duesch jetz
flattiere, aber unsereine luegsch efange nimmen a«JU). In einem Brief an Robert und Rosina
Grüninger-Bischoff vom 13. Dezember 1895 versichert er, daß er kein »sogenanntes
Aerbetli« mehr vornehmen werde und nur noch lesen und seine Helgen beschauen wolle
. Dann fährt er fort: »Das einzig wahrhaft philosophische Wesen in meiner Nähe, Miggi
, schläft abwechselnd bald auf diesem bald auf jenem Fauteuil«31'.

Aus diesem Brief geht auch hervor, daß Burckhardts Kräfte immer mehr abgenommen
haben. Sein Zustand hatte sich vor allem im Jahre 1894 verschlimmert, denn seine Beine
waren jetzt so geschwollen, daß er nicht mehr ausgehen konnte. Hie und da machte er

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