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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
49.1987, Heft 1.1987
Seite: 110
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1987-01/0112
holz. Hornberg trägt indessen als eine Siedlung mit drei Lehengütern schon 1256 bei der
Gründung Klingentals seinen heutigen Namen, Willaringen zählt wohl ebenso wie Har-
polingen, Wieladingen und Rippolingen zu den ältesten Siedlungen auf dem Hochplateau
, d. h. einer Zeit lange vor der Errichtung der Glashütten. So bietet »Hütten« sich
schon vom Namen her als Kurzform eines älteren »Glashütte« an.7^

Es fällt auf, daß sowohl 1257 als auch bei einer rechtlichen Auseinandersetzung zwischen
dem Deutschordenshaus Beuggen und St. Blasien im Jahre 1301 »von dien Glashütton
« bzw. einem Hof »zen Glashütten«, also im Plural gesprochen wird. 1301 handelte
es sich um das heutige Glashütten, und im selben Dokument wird des verstorbenen
»Burchardus dictus von Glashütten« gedacht, wobei der Wegfall des Artikels deutlich
macht, daß der Bezug des Namens zum Betrieb bereits hinter der Angabe der örtlichkeit
zurücktrat.8) Gegen Ende des 14. Jhs. werden Fridli Kouffman von Glashütten und Vo-
lin Swendler von Glaßhütten genannt, während in der gleichen Urkunde Cueni Kuntzer
»zuo den Hütten« vorgestellt wird. Und dieser bemerkenswerte Unterschied zwischen
den beiden alten Hüttenstandorten hält sich noch bis etwa 1470/80, bis dann auch bei
Hütten der Artikel weggelassen wird.9) Der Verlust des Artikels hat mit dem Verlust des
konkreten Bezugs zum Hüttenbetrieb zu tun. Wir dürfen daher annehmen, daß Hütten,
welches so viel länger im allgemeinen Sprachgebrauch mit dem hervorhebenden bestimmten
Artikel verbunden blieb, zumindest im 14. Jh. noch Glas produzierte, und das
zu einer Zeit, als der Name des nahegelegenen Schwesterorts bereits zur reinen Ortsbestimmung
»ze Glashütten« erstarrt war. Man mag sich wundern, warum bei so eng benachbarten
Standorten nicht die später bei Blasiwald (Althütte) und Altglashütten gemachte
Unterscheidung zwischen alter und neuer Glashütte getroffen wurde, eine Unterscheidung
, die auch im Schwarzwälder Bergbau im 14. und 15. Jh. (alter Berg - neuer
Berg) gängig war? Nun spricht tatsächlich das Habsburger Urbar nach der bereits oben
zitierten Vorstellung der acht Dörfer auf dem Wehrberg, darunter auch die beiden
»Glashütte« verstanden wurden, von einer abgabepflichtigen »rishalde«, die »in der alten
glashütten lit!« Damit ist natürlich das eine der beiden »doerfer« gleichen Namens
gemeint, nämlich, wie ich vermute, der heutige Weiler Glashütten. Zwar war 1303 noch
die Verbindung des Ortes mit einem Glashüttenbetrieb bewußt, »alt« zeigt aber an, daß
die Produktion eingestellt worden war, was auch der 1301 erwähnte und bereits zitierte
Burchardus dictus von Glashütten« (ohne Artikel) erhärtet. Anderseits erhielt der weiter
bestehende Betrieb im zweiten Ort Glashütte deshalb nicht das unterscheidende »neu«,
weil er keine Neugründung als Nachfolgebetrieb der »alten« war, sondern beide Glashütten
längere Zeit parallel tätig gewesen waren. Wir verstehen jetzt auch, warum im
Falle Hütten noch lange die konkretisierende Form »zuo den hütten, in den hütten« beibehalten
wurde, sicher lange über das Ende der Glaserzeugung hinaus, welche wohl
kaum über die Mitte des 14. Jhs. hinweg gereicht haben wird.

Ergebnis: Auf dem Eigengut der Herren von Klingen wurden kurz vor oder nach 1249
eine Glashütte, bald darauf eine zweite, und zwar beide auf dem Wehrberg errichtet. Bei
der ersten Nennung von Mitgliedern der Hüttengemeinde 1257 erscheint die Pluralform
»von dien Glashütton«. Daraus ist nicht mit Sicherheit auf die Existenz beider Hüttenbetriebe
in Glashütten und Hütten zu diesem Zeitpunkt zu schließen, da noch 1301
Glashütte selbst ein letztes Mal in der Pluralform »zen Glashütten« und Hütten in den
ältesten Belegen 1396, 1398, 1399 und 1409 stets in der Pluralform zitiert werden.10) Die
Pluralform wiederholt sich auch bei der schon 1296 genannten Glashütte südlich Lenzkirch
, so daß anzunehmen ist, daß bei den älteren Hütten im 13. Jh. mindestens zwei Be-

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