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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
49.1987, Heft 1.1987
Seite: 128
(PDF, 35 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1987-01/0130
- Die Glashütte im Roßboden zu Wambach

»Auf dem Roßboden am Glächen« (Gleichen) zwischen Kaltenbach und Wambach
wurde eine neue Glashütte an Ulrich, Sebastian und Hans Greiner, sowie Martin Stück-
lin aus Kandern verliehen.72) Letzterer beteiligte sich wohl als Financier, denn er war
Mühlenbesitzer zu Kandern, wo er von 1575 bis 1605 bezeugt ist.73) Sebastian und Hans
Greiner aber waren wirkliche Glasmacher. Das Vogelbacher Kirchenbuch nennt sie öfters
als Paten für Wambacher Familien, so den Sebastian Greiner 1588 als »Hüttmeister
in der neuen Glashütten«, dann 1590, 1594 und 1595, 1589 auch seine Frau Anna. Hans
Greiner wird 1589 und 1594 erwähnt, das zweite Mal zusammen mit Sebastian als »zwei
Glaser«. Die Schreibung schwankt zwischen Grüner, Griner und Greiner, wie es sich
übrigens 50 Jahre später bei den Greinern von Altglashütten erneut zeigt. Ulrich Greiner
scheint der 1578 und 1581 Bezeugte, dessen Tod das Kirchenbuch Kandern 1594 vermerkt
: Ulrich Greiner der Alte (vgl. S. 138). Seines Alters wegen mag auch er wie Stück -
lin mehr Kapitalbeteiligter denn Glasbläser in der neuen Hütte gewesen sein.

Eigentlich verwundert es schon, daß im Umfeld von Kandern nochmals ein solches
Wagnis eingegangen wurde; wurde doch der Grundstoff, das Holz, damals in riesigen
Mengen von der auf Hochtouren laufenden Eisenindustrie Kanderns (Hammerschmieden
) verschlungen.

In den 1570er und 1580er Jahren wurden Holzhauer und Köhler aus Tirol, dem Salzburgischen
, aus Bayern, Graubünden, von Zürich, Winterthur, Schaffhausen, aus der
Welschschweiz, der Franche Comte, der Champagne, aus Freland in den Vogesen und
natürlich auch aus dem Schwarzwald (Vöhrenbach, Todtmoos, Hänner) angelockt, um
an den Stückbäumen, im Stuhlsgraben, bei der Kaltenbacher Brücke usf. Raubbau an
den Wäldern vorzunehmen, also nur wenige Kilometer vom Hüttenstandort entfernt.74 ^

Trotzdem zog auch die Glashütte am Roßboden weitere Glasmacher an. 1588 taucht
Georg Ancklitt, ein Glaser von Kronhütten im Württembergischen, auf, der in der Kaltenbacher
Kirche die Ehe mit Agathe Matherin aus dem Allgäu schloß.73^ Die Kronhütte
wurde mit Erlaubnis des Klosters Lorsch 1532 im Welzheimer Wald erstellt und war seit
1535 in der Hand der Familie Greiner. 1575 noch zinste Thomas Greiner von der später
nicht mehr erwähnten Hütte, er war aber schon seit 1550 im benachbarten Weidenbach
als Hüttmeister tätig.76) Anscheinend hatte der Vogelbacher Pfarrer den ungeläufigen
Namen des Glasers nicht klar verstanden: im württembergischen Glashüttenland zwischen
Stuttgart, Heilbronn und Ellwangen taucht nämlich im 16. Jh. auch eine Glaserfamilie
Englert auf. Bei dem beschränkten Kreis der auf Glas spezialisierten Sippen ist die
Gleichung Ancklitt/Englert ziemlich sicher. 1584 hatte Graf Christoph von Hohenzol-
lern bei Ensisheim im Bäratal die Konzession einer Glashütte einem Jörg Englert erteilt.
Dieser kam von der Hütte Neulautern im Schurwald, deren Gemeinde zu den Wiedertäufern
zählte. Deshalb lief Österreich gegen Englerts Tätigkeit im Bäratal Sturm, der
Graf mußte widerstrebend nachgeben, Englert wurde nicht länger geduldet, und auch
der zweite Mann geriet deswegen in Schulden und trat die Hütte an einen Thomas Greiner
ab.77) Dies war 1588, d. h. genau zu der Zeit, in welcher Georg »Ancklitt« in der
Wambacher Hütte erscheint. Vermutlich sind Englert/Ancklitt identisch, und einer von
den Beständern Greiner war vielleicht ebenfalls schon 1575 von der Hütte im Schurwald
gekommen, so daß Englert hier auf einen Freund zählen konnte. Jörg Englert war übrigens
1594 wieder im Bäratal zurück. Die Kirchenbuchangabe »Kronhütte« bezieht sich
wie bei parallelen Angaben zu den Köhlern und Holzhauern auf den Geburtsort, zumal
die Kronhütte in den 1580er Jahren nicht mehr als tätig nachgewiesen ist, Englert also
durchaus in Neulautern als Zwischenstation vor dem Bäratal und Wambach gearbeitet
haben kann.

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