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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
49.1987, Heft 1.1987
Seite: 130
(PDF, 35 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1987-01/0132
Mit der Wambacher Hütte sind noch folgende Personen verbunden: der Glaser Michael
Reb »vom Roßboden«, der 1593 Anna Spohn aus Kandern heiratet,78) Glaser Andreas
Baurer, der 1594 Küngolt Schweinlin aus dem Kandertal ehelicht.79) Er stammte
wohl aus dem bajuwarischen Sprachraum und taucht 1614 neben Sebastian Greiner als
Beständer der älteren Glashütte Blasiwald in der Namensform Paurer wieder auf. Neben
des »Glaserhenslins Frau aus der Hütten« (1593) verzeichnet das Vogelbacher Kirchenbuch
noch den Glasträger Georg Hunge (1593) und Margret Kaiserin »aus der Glashütten
« (1590), die 1594/1595 auch als »des glastregers filia« bezeichnet wird. Die Glaswaren
wurden sicher nach Kandern getragen, wo sich Ulrich Greiner und Martin Stücklin
um den Verkauf gekümmert haben dürften. Nach 1595 schweigt das Vogelbacher Kirchenbuch
über die Glashütte. Da in der 1597 errichteten Blasiwalder Glashütte Sebastian
Greiner und Andreas Paurer wieder auftauchen, dürfte das frühe Ende der Wambacher
Hütte um 1596/97 anzusetzen sein.

- Die Glashütten im Münstertal (Münsterhalden und Scharf enstein)

Am 26. Juli 1516 erhielten Junker Arnold Horneck von Hornberg am Neckar, der
markgräfliche Amtmann zu Sausenburg, zusammen mit Ludwig Vessler aus Villingen,
einem Priester, und Jerg Hug von Honberg, einem Glaser, die Erlaubnis von Abt Martin
von St. Trudpert, in Untermünstertal »an der Münsterhalden« eine Glashütte zu bauen.
Die drei ungleichen Beständer schlössen damals einen noch erhaltenen Vertrag ab, der
vor allem die verschiedenartigen Verpflichtungen der Partner regeln sollte.80^ Als Arbeitsvorhaben
wird gesagt: »darinn ze brenen vnd machen alles glaswergkh, das müglich
ist, Inn färben vnd Luttrung (Läuterung) Zu machen, wie man sollichs erdenken mag.«
Der Amtmann sollte dabei das Geld zum Bau der Glashütte darleihen; vom später zu erwartenden
Nutzen sollte ihm dann 2/3 solange zukommen, bis das vorgeschossene Geld
zurückgegeben sei, dann sollten sie alle paritätisch den Gewinn teilen. Der Partner Ludwig
Vessler zeigt sich überraschenderweise als technisch sehr versierter Mann. Er wird
sich auch in der Glashütte aufhalten - immerhin ist er Priester! - und »sein Kunst vnd
Artt, So er zum glaswerckh kan, sein mügklichen Flys vnd Arbeit anlegen«, während der
eigentliche Glasmeister dazu ersehen war, »das glaswerckh Brennen vnd bereitten«. Bei
dieser seltsamen Verbindung von Kapital, Technik und praktischer Arbeit möchte man
gerne Näheres über Vesslers Kunst und Art wissen. Zweifellos handelt es sich hier um
einen jener Pioniere und Abenteurer, die die Herausforderung der venezianischen Konkurrenz
und das wachsende Interesse breiterer städtischer Schichten nutzen wollten, um
daraus Gewinn zu schlagen. Der Vertrag deutet dazu folgendes an: Junker Arnold sollte
»sollich kunst, wan er die erlernt vom glaswerkh, Niemands, er sey geistlich oder weltlich
, erlernnen oder wissen geben, Dann allein, wa er ein Sun hett, oder in Künftigen
Werckenn oder allein einen seiner Nechsten Freunden« (= Verwandte).

Das gleiche galt auch für den Glaser, der nur einem seiner Söhne das Geheimnis weitergeben
dürfe. Beim Rücktritt vom Vertrag erhalten die Partner das Vorkaufsrecht eingeräumt
. Bei Vesslers Ableben sollte dessen Sohn Hans Vessler von den übrigen als Partner
des Betriebs angenommen werden.

Die Experimentierfreude ist natürlich auch ein Zeichen des Aufbruchs zu neuen
Ufern, wie sie überall in jenen Jahren zu spüren ist. Gerade im Münstertal hatte der nur
zwei Jahre zuvor vom Minengebiet »uf dem First« bei Markirch gekommene Schmelzmeister
Augustin den Gauch-Unternehmerns in Todtnau angeboten, auf der neuen
Schmelze der Schindler- und Beichengrube seine »neue Schmelzkunst« zu lehren, »Vnd

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