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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
49.1987, Heft 1.1987
Seite: 134
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1987-01/0136
Wambach bei Kandern.92' Der Hüttenzins wurde auf 55 Gulden erhöht, wohl nicht nur
ein Zeichen der Geldentwertung, sondern auch der Betriebsvergrößerung. Das Kloster
bedang sich jährliche Gratis lieferungen aus und behielt sich den Verkauf der Glasprodukte
in St. Blasien vor, wohin also gegen Abrechnung zu liefern war. Nur für kleine
»Gutteren«, welche als Arzneifläschchen gebraucht wurden, und auch Keramik wurde
den Glasmeistern der Verkauf ab Hütte gestattet. Die Abrechnungen der drei Hüttmeister
mit dem St. Blasianischen Hofmeister Georg Kunzelmann aus den Jahren 1615 bis
1617 geben Einblick in die Vielfalt der Produktion.93' Es wurde zwischen dem durchsichtigen
weißen Glas und dem gewöhnlichen, d. h. grünen Waldglas unterschieden.
Aus ersterem wurden »Kelchlin, Rörlin, Gloggenbecher und Zwerglin« gefertigt, aus
dem grünen Glas Scheiben und Hornnasen, »messige, halbmessige und quartälige Gläser
«, d. h. Gläser mit etwa 3/2, 3/4 und 3/8 Liter Inhalt, ferner »Stezlin (Kleine Kelche),
Stüffelin, Krautstengelin, Zwerglin, Ringelbecher, Gutteren« aller Größen, »Fußgüt-
terli, einfache Gütterli.«

Am 18. September 1622, also kaum acht Jahre später, kam es schon wieder zu einem
neuen Vertrag mit dem Kloster, bedingt durch die nötige Verlegung des Standorts in Blasiwald
. Neue Vertragspartner sind Sebastian Greiner, der Vogt, und die aus dem Solo-
thurnischen gebürtigen Brüder Wolf gang und Peter Schmid, die bereits am 3. Juli 1622
dem Abt Gelübde und Eid als Untertanen abgelegt hatten.94' Die weitere Geschichte
möchte ich nur kurz streifen: nochmals wurde 1646 der Standort der Glashütte innerhalb
Blasiwalds gewechselt, dann 1685 nach dem obersten Windbergtal bei St. Blasien verlegt
, woran noch der Flurname Hüttenhof erinnert. Von hier aus erfolgte 1716 die Gründung
der Glashütte in Aule bei Aha. Auch die Gründung der ersten Glashütte im heutigen
Altglashütten auf Fürstenbergischem Gebiet 1634 sah mit Peter und Thomas Sigwart
und Ulrich Maler Abwanderer von Blasiwald, und zwar von den aus dem Kanderer
Raum einst zugezogenen Glasmachersippen.

Zur Herkunft der Blasiwalder Glasmacher:

Aus Kandern bzw. Wambach kamen als ehemalige badisch-durlachische Untertanen:
Hüttmeister Ulrich Maler; Hans Maler, Hans Maler 2, der Sohn Ulrichs und Hüttmeister
seit 1614, Clewis Sigwart (Hüttmeister Ulrichs Schwager) Andreas Paurer, Andreas
Beschinger; vermutlich auch Sebastian Greiner, der mit dem 1585 genannten Hüttmeister
am Roßboden bei Wambach identisch sein könnte.95'

Aus Hall in Tirol kam Georg Raspiler (bei Wernet in Georg Stapiler entstellt), der 1599
erstmals genannt wird und 1611 nach Grünwald hinüberwechselte,96' aus Schwaz in Tirol
Michael Meuser (1606).97' Aus der Glashütte Lengenfeld bei Meßkirch stammte Ma-
this Wacker, der 1616 in St. Blasien die Anne Schuoler aus der »Glashütte« ehelichte,98'
sowie Johann Schell, der 1622 Elisabeth Greiner »aus der Glashütte« heiratete. Aus der
Glashütte Steinbach/Kleffenbach im Welzheimer Wald in Württemberg kamen Hans
Sigwart und Thomas Sigwart, letzterer ließ 1606 mit seiner Frau Barbara Strohbacherin
ein Kind taufen.99' Aus Solothurn stammten Peter Schmid und Wolf gang Schmid
(1622),10C) aus Schlesien der 1629 verstorbene Johannes Greiner,101' aus dem Württembergischen
Jakob Stoffler, der 1621 in St. Blasien heiratet,102' aus dem Raum Zwiesel
(Bayerischer Wald) wohl Andreas Böschinger nach der Zwischenstation im Raum Kandern
.103'

Ferner zählen zur Glasmachergemeinde die 1599 in den Musterungslisten des Klosters
verzeichneten Hans Krauß, Claus Helandt, Melcher Kolb, Martin Langendorffer, Georg
Letinger, Jackle Maler, Michel Meßner, Hans Jakob Müller, Hans Schmid, Balthasar
Schradi, Andreas Steinmetz.104'

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