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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
49.1987, Heft 1.1987
Seite: 142
(PDF, 35 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1987-01/0144
Zusammenfassender Überblick

Gegenüber dem 14. Jh. mit seinen zehn bis zwölf feststellbaren Glashütten muß zunächst
der starke Rückgang auffallen, der nach 1400 eintritt. Von dem unsicheren Fortbestand
der Hütte bei Hinterstraß/Waldau und vielleicht einer der Hütten bei St. Georgen
abgesehen, sind mit Sicherheit nur die neue Hütte bei St. Blasien (seit 1424), später
bei Bernau (nach 1480, vor 1516), ferner eine Hütte nahe Zell 1473 (Althütte, Husarenmühle
) nachzuweisen, die Kanderer Hütte mag noch in die letzten Jahrzehnte des 15.
Jhs. zurückreichen. Diese Schrumpfung auf weniger als die Hälfte entspricht dabei keineswegs
der Entwicklung der Wirtschaft im allgemeinen und der Glasindustrie im besonderen
. Die klassische Glashüttenprovinz Württembergs im Mainhardter, Murrhar-
der, Ellwanger Wald und im Schurwald im Dreieck Stuttgart - Heilbronn - Ellwangen
lebte damals erst richtig auf, regionalen wirtschaftlichen Rückschlägen etwa des Freiburger
Raumes stehen aufblühender Handel und Gewerbe in Basel gegenüber. Das Faktum
des Glashüttenschwundes, der sicher auch die Gewerbetradition der heimischen Glasmacher
durch Abwanderung abreißen ließ, bleibt unerklärlich. Der Einwand ungünstiger
Standortbedingungen läßt sich auch wenig bemühen, denn die neuen Hüttenstandorte
bei St. Blasien und Bernau lagen z. B. eher im Innern des Gebirges.

Dann aber kommt es gegen 1500 zum Beginn einer regelrechten Gründungswelle, die
sich übrigens ungestört durch kriegerische Ereignisse ins 17. und 18. Jh. hinein fortsetzt.
So entstehen die Glashütten bei Kandern (vor 1500), Hägelberg (vor 1500), Weitenau
(1506), im Münstertal (1516) in Bernau (nach 1480, vor 1516), Todtmoos-Schwarzenbach
(1534), Malsburg (nach 1514, vor 1550?) Rohrberg (1567/68), Wildböllen (um
1580, vor 1607), Scharfenstein (vor 1570), Wambach (1585), Todtmoos-Glashütte
(1590), Blasiwald-Muchenland (1597), Grünwald (1611), Blasiwald-Althütte (1622),
Altglashütten (1634), Hasel (vor 1637) usf., was verdeutlicht, daß der Südschwarzwald
seine einstige Bedeutung als Glashüttenland zurückgewann, wenn auch nicht aus eigener
Kraft. Im 15. Jh. hatten sich Bedingungen für das Glasmachergewerbe gegenüber früher
verändert. Im venezianischen Glas war mittlerweile ein starker, anregender und herausfordernder
Konkurrent entstanden, der allerdings mit höheren Kosten Scheiben, Gefäße
aller Art und Spiegel - durch Kaufleute aus dem süddeutschen und Schweizer Raum - auf
den Markt brachte.

Die verbesserte Technik mit klarem, dünnwandigen Kristallglas und der dem Angelo
Barovier (f 1463) zugeschriebenen Email-Dekor-Kunst ließ das städtische Bürgertum
nicht nur nach teuren Originalen, sondern den billiger zu erwerbenden Nachahmungen
greifen. Glas war allgemein stärker gefragt, und dies hatte auf die Art der Produkte wie
auch die Organisation der Glashütten nachhaltige Auswirkungen.117' Nicht von ungefähr
äußert sich der Hüttenvertrag von 1516 (Münstertal) über »luter glas« (farbloses)
und farbiges Glas, d. h. über das herkömmliche grüne Waldglas und vielleicht auch
schon bewußt gefärbtes, und hebt auf die Geheimhaltung der Glasmacherkünste ab. In
der Hütte Hägelberg werden 1504 erstmals neben den Glasbläsern die »Maler« als Verzierer
im Sinne der venezianischen Traditionen genannt. So trafen sich eine stark ansteigende
, vom städtischen Bürgertum getragene Nachfrage mit dem günstigen Willen einiger
Territorialherren wie der Markgrafen von Hachberg bzw. von Baden, den Äbten von
St. Blasien und St. Trudpert und dem unternehmerischen Risiko der von auswärts angelockten
Glasmacher, die sich zum Teil mit bürgerlichen Investoren verbanden. Dabei
fällt auf, daß die Standorte früherer Glashütten, durch Orts- und Flurnamen leicht

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