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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
49.1987, Heft 1.1987
Seite: 143
(PDF, 35 MB)
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kenntlich, ausgesprochene Tabuzonen für eine Neuerrichtung blieben. Das war wohl
kein Zufall angesichts der damals noch lebendigen lokalen Tradition über das Ende der
früheren Glashütten. Gebrochen Glas bringt kein Glück?«

Einige Beispiele mögen das Obige verdeutlichen. Wir erfahren so zum Jahr 1443 in Basel
von der Lieferung von fünf Kisten venezianischem Glas ins Kaufhaus der Stadt durch
den Kaufmann Heinrich Zilli; im selben Jahr bezog der Basler Großkaufmann Wernlin
von Küchen zwanzig Kisten »Venediger glas« über einen St.Galler Mittelsmann, wofür
er 421 Gulden aufbrachte.118) Der Basler Handelsherr Hans Bär besorgte vor 1500 »Venediger
glas« für das Rathaus in Solothurn.119) Auch aus Zürich liegt eine Quelle von
1468 vor über die Verwendung von »Venediger Glaßschiben«, doch wurden an dem betreffenden
Gebäude wohl der Kosten wegen »sunst ouch fenster verglaset mit Wald-
glaß.«120>

Der Zuzug auswärtiger Glasmacher in den Schwarzwald als einer Region, in der die
alte Tradition dieses Gewerbes gegen 1400 weitgehend abgerissen war, zeigt sich schon
1424 im Falle der Glashütte bei St. Blasien. Konrad Glaser aus dem schweizerischen
Guggisberg bei Bern wanderte zu, wobei zu beachten ist, daß erst 1406 ein bömischer
Glasmacher Franz von Glattau nach Guggisberg gekommen war! 1473 wird im Vorfeld
Basels Ludwig Glaser aus dem Fliegenbach bei Baiereck (württembergischer Schurwald)
genannt, und aus der württembergischen Glashüttenlandschaft nordöstlich von Stuttgart
kamen im 16. Jh. weitere engagierte Glasmacher wie etwa Hans Harderbeck 1557
von Heselbach/Ellwangen nach Kandern, Jerg Englert von Kronhütte bzw. dem Bäratal
nach Wambach (1593), verschiedene Mitglieder der Sippe Greiner nach Kandern, Wambach
, Rohrberg usf., vermutlich auch die Siegwart nach Kandern. Unsicher bleibt das
Honberg, von welchem 1516 Glaser Jerg Hug ins Münstertal gelangte; wegen der Lautform
Hug statt Haug ist eher an den alemannischen Sprachraum zu denken. Sein späterer
Mitarbeiter Michel Glaser könnte aus der Gegend von Cham im Bayerischen Wald stammen
, falls »came« und nicht »tarne« oder »rame« zu lesen ist. Die späteren Zuwanderungen
im 17. Jh. bewegten sich dann wohl mehr im Rahmen des auch im Glashüttenbetrieb
üblichen Austausches, wobei der Südschwarzwald wohl nicht nur der Empfangende
war. So gelangten Hans Schmid 1567 aus Schlesien nach Kandern, Hans Greiner vor
1629 aus Schlesien nach Blasiwald, Peter und Wolfgang Schmid 1622 aus Solothurn
(Balsthal?) nach Blasiwald, Matthias Wacker 1616 und Johannes Schell 1622 aus Lengenfeld
bei Meßkirch nach Blasiwald, Georg Raspihler 1599 von Hall/Tirol nach Blasiwald.
Viel deutlicher sind dagegen im 16. Jh. schon die Wanderungen innerhalb der Region
Südschwarzwald von Glashütte zu Glashütte, meist im Zusammenhang mit einer Stillegung
bzw. Neugründung zu erkennen, so etwa von Hägelberg nach Kandern, von Kandern
nach Wambach und von beiden nach Blasiwald, von Bernau nach Todtmoos-
Schwarzenbach, von Rohrberg (Zell) nach Hasel, von Blasiwald nach Grünwald und
von beiden nach Altglashütten usf.

Eine Quelle aus dem Böhmerwald führt zur Glashüttengemeinde folgende Personen
nach der Arbeitsteilung an (1608):121^

einen Meister, sieben Gesellen, wobei ein Glasofen sechs Öffnungen besaß und sechs
Glasbläser daran gleichzeitig arbeiten konnten,

einen Maler, einen Hüttschreiber, einen Tagschürer, einen Nachtschürer, einen Sandgräber
, drei Malerinnen, eine Einbinderin.

Dieses Schema war in den Glashütten neuen Stils um 1500 bei Kandern und Hägelberg
bereits gegeben, wie die Namensdifferenzierung bei der Hüttengemeinde verrät:

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