Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
49.1987, Heft 1.1987
Seite: 158
(PDF, 35 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1987-01/0160
Trotz des großen Lärms, den die fremden Gäste zeitweise machten, kam es zu keinen
größeren Schwierigkeiten. Es war in Baden die Regel, daß nach Beendigung einer größeren
Bauausführung, bei der Italiener beschäftigt waren, einige von ihnen zurückblieben
und sich für dauernd ansiedelten. Diesmal geschah dies nicht, sieht man von dem überaus
fleißigen Erdarbeiter Soardi ab, der in Wehr seine zweite Heimat gefunden hatte. Alle
sind sie wieder fortgezogen, vergessen sind die Namen wie Castelli, der Bauunternehmer
; Arnoldi, der Brückenbauer oder der Ackerraindurchbrecher Sambinelli, deren Namen
für all die anderen stehen sollen. Verdient haben sie hier alle reichlich. Auch die einheimische
Bevölkerung hat am Bahnbau gut verdient, wenn sie sich auch nicht direkt als
Bauarbeiter hervortat. Die Verpflegung der vielen Arbeiter während der 2 1/2 Jahre ließ
man sich gut bezahlen und es sind enorme Beträge eingenommen worden.

Gelände wurde zu einem sehr hohen Preis verkauft. Die Einheimischen verdienten
auch gut bei Dienstleistungen für die Bahnverwaltung wie auch für die Unternehmer«.

Die Chronik »Aus der Geschichte von Hasel und Glashütten« von Heinrich Weidner
berichtet über diesen Zeitabschnitt:

»Das war für Hasel die glücklichste Zeit, als man 1887 daran ging, von Säckingen
her den Schienenstrang nach Schopfheim zu legen. Es war nicht bloß die
Freude, nun auch an den Verkehr angeschlossen zu werden, sondern viel mehr
die Aussicht auf lohnenden Verdienst. Diese steigerte sich noch, als nach langen
Vermessungen und Überlegungen die Bahnverwaltung sich dazu entschloß, die
Bahn bei Hasel durch einen Tunnel zu führen, welcher der zweitlängste in
Deutschland werden sollte.

Es war aber zugleich auch eine bewegte Zeit für Hasel; jeder verfügbare Winkel
wurde vermietet, um die 400 fremden Arbeiter (Italiener) in dem kleinen Ort
mit seinen alten Häusern unterzubringen. Uber diese Zeit wurde eine Gendarmeriestation
in den Ort gelegt, auch die Ortspolizei mit Revolvern ausgerüstet.

Was verdient wurde, geht u. a. daraus hervor, daß die Italiener jeden Monat etwa
10.000 Mark in die Heimat schicken konnten. Das Übrige blieb in den verschiedenen
Baracken- und Ortswirtschaften, in den Häusern des Orts für Miete
usw. liegen. Am Bau selber, den Unternehmer Arnoldi übernommen hatte, beteiligten
sich nut ganz wenige Hasler; das läßt erkennen, daß sie hinreichend anderweitigen
Verdienst durch den Bahnbau hatten«.

Die größten Schwierigkeiten bereitete der Bau des 3169 m langen Tunnels zwischen
Fahrnau und Hasel, des »Großherzog-Friedrich-Tunnels«, der von 1887 bis 1889 teils
mittels Hand- und teils mittels Maschinenbohrung erbaut wurde. Im Winter 1888/89
mußten die Bohrungen wegen starken Wasserandranges zeitweise eingestellt werden, da
das Wasser nicht schnell genug abgeleitet werden konnte. Am 19. Mai 1889 erfolgte etwa
in der Tunnelmitte der Durchschlag, und es ergab sich eine Höhendifferenz von nur 4 cm
und eine seitliche Abweichung von nur 2 cm (präziser konnten daher die Berechnungen
gar nicht gewesen sein!)

Die auf den 20. Mai 1890 festgesetzte Eröffnung der Bahnstrecken wurde von allen beteiligten
Gemeinden festlich begangen.

Das »Markgräfler Tagblatt« in Schopfheim berichtete darüber am 21. Mai 1890:

»Der gestrige Tag ist für die Gemeinde Wehr wie für die umhegenden Orte ein
freudevoller gewesen. Er brachte dem Hasel- und Wehrathai die langersehnte

158


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1987-01/0160