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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
49.1987, Heft 2.1987
Seite: 6
(PDF, 34 MB)
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und wovon man 2/3 ausserordentlich arm, 1/3 aber kaum wohlhabend
nennen kann. Sie bauen viel Dünkel, Haber. Lewat und Kartoffeln, haben
sehr viele Matten, auch sind hier die ersten Reben im Wiesenthaie
angelegt. Die Armuth der Ortes ist theils einem grossen Brande zugeschrieben
, welcher den 12. April 1787 zwey und zwanzig Haushaltungen
um ihre Wohnungen brachte, theils aber auch den manigfaltigen Drangsalen
, welche den Ort im Revolutionskriege trafen - doch ist nicht zu
läugnen, dass es den Einwohnern auch an Industrie und Elasticität
fehlt."

Hier sehen Sie den Wandel deutlich. Wer heute im Wiesental durch Maulburg kommt,
kann eine stürmische Entwicklung feststellen, ein neues Gemeinwesen, dem es fürwahr
nicht an Fleiß - denn das bedeutete zu Kolbs Zeiten das Wort Industrie - und nicht
an Flexibilität fehlt. Das Gesicht Mauiburgs hätte sich sonst nicht so gewandelt! -

In historischen Festvorträgen ist es üblich, grosse Ereignisse und bedeutende Personen
herauszustreichen, ihrer Taten zu gedenken und Geschehnisse zu verherrlichen.
Meist sind es Kriege, Eroberungen, Siege, Friedensschlüsse, oder es sind Kaiser, Könige
, Fürsten, Präsidenten, Herrscher.

Doch sie allein sind nicht die Geschichte. Dazu gehört mehr. Inmitten dieser Geschichte
stehenTausende und Abertausende von Menschen, die - zwar nicht namentlich
bekannt - eben doch mitleben, mitleiden, mitstreiten und mitgestalten. Inmitten dieser
Geschichte stehen kleine Geschehnisse, wie die Freundlichkeit des Fischers Schantzlin
oder die Querelen eines freisinnigen Bürgermeisters mit dem nationalliberalen Vorsitzenden
des Militärvereins hier in Maulburg. Auch diese Menschen und diese kleinen
Geschehnisse haben Geschichte gemacht, unser heutiges Leben geformt und gestaltet,
- ohne dass über sie geschrieben wurde.

Ich will das, was ich damit sagen will, mit einem Beispiel als Frage verdeutlichen: Wer
hat Gallien erobert? War es Caesar oder waren es die Tausende von Legionären, die bei
Wind und Wetter, bei Regen und Schnee über die Alpen stapften?

Ich sage: beide zusammen!

Das sollten wir beachten: Der kleine Mann, das kleinste Ereignis - das ist der Alltag,
und auch der gehört mit zur Geschichte, ist wirkliche, erlebte Geschichte.

Darum darf ich Sie einladen, mit mir durch diesen Alltag im Laufe der Jahrhunderte
durch Maulburg zu wandern.

Am 27. Februar 786 - also heute vor 1200 Jahren - fand, nach dem Stand unserer historischen
Forschung, hier in Maulburg eine Zusammenkunft statt. Warum in Maulburg?
Ist dies ein Zufall?

Um dies zu klären, muß weit und tief in die Geschichte der Alamannen eingedrungen
werden. Dazu gibt es aber nur sehr wenige schriftliche Unterlagen.

Wir wissen, dass die Alamannen, ein wandernder Heerhaufen, meist aus Sueben -
also Schwaben - bestehend, seit dem 3. Jahrhundert das römische Weltreich angriffen.
Wir wissen um Schlachten zwischen ihnen und den römischen Legionen. 357 bei Straßburg
, 378 in der Nähe von Colmar2*.

Und wir wissen weiter, dass eben diese Alamannen kurz nach dem Jahre 400 unseren
Raum, das Oberrheingebiet, das Elsass und die Nordschweiz besiedelten. Kaum waren
sie sesshaft, kam für sie ein neuer Gegner: die Franken. Und ihnen unterlagen die Alamannen
. Doch immer wieder lehnten sie sich gegen diese auf. Im Jahre 746 kam es zum
Blutbad von Cannstatt.

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