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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
49.1987, Heft 2.1987
Seite: 16
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1987-02/0018
schmackhaft durch die Aussicht, dass "Euer Hochfürstliche Durchlaucht durch den
künftigen Weinzehnten der abgehende Fruchtzehnten reichlich ersetzt wird werden".
Der Röttier Landvogt von Wallbrunn unterstützte diese Bitte mit dem Bemerken, der
Fürst solle sich den neuen Zehnten allein vorbehalten und den daran beteiligten Pfarrer
anderweitig entschädigen.

Markgraf Carl Friederich genehmigte am 27. Juli 1761 den neuen Maulburger Rebbau
. Eine Fläche von über 16 Juchert Reben wurde angebaut. Zu den Winzern -12 an
der Zahl - gehörte die gesamte Dorfprominenz, die Sutter, die Wehrer, die Grether, die
Blum und die Obermeyer, also Familien, die durch Jahrhunderte in Maulburg ansässig
waren.

Nicht ganz einverstanden war Mauiburgs streitbarer Pfarrer Böhm. Er beschwerte
sich bei der Durchlaucht, dass die Fürstlich Geistliche Verwaltung den Zehnten für die
Reben allein einziehe. Weil er sich nicht anderweitig befrieden Hess, erhielt er "'die
Helfte des Weinzehnten in natura"13).

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts ist ein weiterer Versuch unternommen worden,
Maulburg zu einem Rebort umzuformen. Für diese Agrarstrukturveränderung wurde
der Rat des Kanderner Forstmeisters von Stetten und der des Vogtes desWinzerdorfes
Otlingen gutachterlich eingeholt. In der Wieshalde wurde ein grosser Holzhieb vorgenommen
, und in den Jahren 1803 bis 1806 mussten die Einwohner in Frohnarbeit roden
und Stützmauern erstellen. Vogt und Rat verfolgten dabei eine besondere Absicht. In
den Gemeindeakten steht darüber zu lesen: "Sie glauben nämlich, wenn das unternommen
würde, ihre Bürger anstatt, dass sie zu ihrem grossen Schaden die meiste Zeit mit
Holz nach Basel fahren, mehr zu Hause bleiben und diesem Geschäft abwarten". Jeder
der damals 86 Bürger erhielt sein Stück Rebland. Leider ist uns über den Maulburger
Weinbau nichts Weiteres überliefert14'.

Kolb schreibt aber noch 1813, dass hier in Maulburg "die ersten Reben im Wiesenthaie
angelegt sind".

Doch bald verschwanden sie wieder. Maulburg ging im 19. Jahrhundert den Weg zum
Industriedorf.

Mauiburgs erste Gewerbebetriebe waren die Mahlmühlen,die dort seit dem 13. Jahrhundert
nachweisbar sind, und seit 1600 Papiermühlen, die für ihr gutes Papier bekannt
waren. 1721 beklagte sich der Röttier Landvogt von Leutrum, dass die Maulburger Papiermühle
des Basler Bürgers Paul Blum nichts für die Lumpensammlung geben wolle.
Die Röttier Papiermühle liefere dagegen dem Oberamt und bezahle zudem Zinsen. Er
erhält von Karlsruhe den Auftrag, bei Blum sowohl Zinsen wie auch Papier für die letzten
10 Jahre nachzufordern15'.

Mit einer Papierfabrik begann auch Mauiburgs stürmische Industrialisierung.

Der Basler Bürger Ludwig Andreas Thurneisen beabsichtigte, seine Papiermühle
von Kandern in das Wiesental zu verlegen. Er wurde dabei unterstützt vom Oberamt in
Lörrach, das an die Regierung des Oberrhein - Kreises nach Freiburg schrieb: "Wir halten
es im höchsten Interesse des Landes, dieses Gesuch zu unterstützen,., da die rege
Industrie einen Markt zu versehen hat, den .... 24 Millionen Menschen bewohnen".

Thurneisen wurde in Maulburg fündig. Er handelte zusammen mit seinem Geometer
Hüttinger aus Weil mit dem Gemeinderat einen Vertrag aus, mit dem er die Wasserrechte
an der Wiese erwarb. Bei einer öffentlichen Versteigerung kaufte er "6 Juchert,
2 Viertel und 28 Ruthen Mattenland auf der Hirschwangen zur Anlegung einer Mechanischen
Papier - Fabrik um 7820 Gulden." Bereits am 28. Januar 1836 traten in Maul-

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