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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
49.1987, Heft 2.1987
Seite: 36
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1987-02/0038
Nach dem Abitur besuchte Hermann Strübe die Kunstgewerbeschule und die Akademie
der Bildenden Künste in Karlsruhe, wo seine Lehrer Max Laeuger, Ludwig
Schmid-Reutte und HansThoma waren. In den folgenden Jahren bewirkten bei dem
jungen Maler England- und Frankreichaufenthalte die große Wende zum Schriftsteller.
Während er 1907 in Paris weilte, gewann er den ersten Preis für einen volkstümlichen
Roman, der wochenweise in Zehnpfennigheften zur Bekämpfung der sogenannten
Schundromane erscheinen sollte. Da der Verlag aber zu existieren aufhörte, blieb von
dem ganzen Roman nur der Name des Helden übrig. Dieser war eine - auch von Voltaire
her bekannte - Umstellung der Buchstaben des Namens Strübe zu Burte. Sein erstes
Werk, "Drei Einakter", gab Hermann Strübe 1908 unter seinem Dichternamen
Burte heraus.

Gestatten Sie mir, daß ich nun einige persönliche Erinnerungen an meine Begegnungen
mit Hermann Burte und seinem Werk wiedergebe.

Meine erste Begegnung mit Burtes Dichtung vermittelte mir schon in der Kindheit
sein alemannisches Gedicht "Lehnenreiten"("Madlee", Seite 104). Der Dichter hatte
es - neben dem reizenden "Dackeli" (Seite 106) - für den kleinen Sohn seines Basler
Verlegers Gideon Karl Sarasin geschrieben. Vor etwa 20 Jahren hat Jakob Sarasin, der
einst das Vorbild für jenen "Joggeli" im humorvollen Gedicht "Lehnenreiten" war, dem
Burte-Archiv im Namen seiner Familie zahlreiche wertvolle handschriftliche Originalmanuskripte
von Hermann Burte übergeben.

Zu außerordentlichem Dank verpflichtet bin ich meinem Deutschlehrer am Hans-
Thoma-Gymnasium in Lörrach. Prof. Dr. Philipp Hieber-den verwandtschaftliche Beziehungen
mit Maulburg verbanden -, daß er uns Schülern auch nach 1945 das Zeitlos-
Menschliche in Burtes Werk vor Augen führte. Das Hohelied der Freundestreue wurde
uns im Schauspiel "Katte" deutlich, während er uns in Versen aus der "Madlee" Burtes
Sprachmeisterschaft im Alemannischen und an hochdeutschen Gedichten das Sprachschöpferische
im Werk des Dichters aufzeigte.

Ein zweiter Philologe und Humanist soll hier genannt werden, den ich in den letzten
Kriegsmonaten kennen und schätzen lernte, als die Schulen in Lörrach geschlossen waren
und einige Schüler im winterlichen Neuenweg unterrichtet wurden: Es ist Professor
Alfred Holler. Dieser bedeutende Lehrer am Lörracher Hebel-Gymnasium hat uns damals
und später in Reden und Aufsätzen gezeigt, wie es Burtes dichterischer Kraft und
Kunst gelang, die Welt im Kleinen und die Welt im Großen dem Wort zu unterwerfen,
wie er bisher Unsagbares sagbar machte und damit den seit Hebel umfangreicher gewordenen
Sprachschatz und das neuzeitlichere Sprachgefühl in die Mundartdichtung
einzuschmelzen vermochte.

Als junger Schüler sah ich Hermann Burte vor 1945 sehr oft die sonntäglichen Gottesdienste
in der Lörracher Stadtkirche besuchen. Es war eine Zeit, in der viele Mitbürger
aus der Kirche austraten und sich den sogenannten "Deutschen Christen" anschlössen
. Burte selbst äußerte sich nach Kriegsende dazu folgendermaßen:

"Als gläubiger Evangelischer, als Protestant, als Anhänger der Bekenntniskirche
, erschien mir die Feindschaft der Partei gegen das Christentum
, und damit gegen die beiden christlichen Kirchen in Deutschland
, der Geschichte, der Staatsweisheit und dem Wörtlaut des Parteiprogramms
widersprechend. Eine tausendjährige geschichtliche Vergangenheit
mit ihren Domen, Liedern, Büchern, großen und guten Menschen
so preiszugeben, zu verleugnen, erschien mir als nihilistischer
Wahnsinn. Ich besuchte regelmäßig den Gottesdienst und schrieb oft für

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