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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
49.1987, Heft 2.1987
Seite: 38
(PDF, 34 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1987-02/0040
die Festtage Gedichte im christlichen Sinn, die mir viel Anerkennung,
von Katholiken sowohl als Protestanten, einbrachten, aber regelmäßig
zu Vorstellungen des Kreisleiters oder Pressebeauftragten an den
Schriftleiter der Heimatzeitung führten. Ich blieb aber bei meiner Haltung
und freue mich, jetzt unbehindert dieser meiner religiösen Überzeugung
Ausdruck geben zu können."

Burtes Zivilcourage und seinen Mut zur Toleranz bewies sein Einsatz für die Namensgebung
der Fridolinsschule in Lörrach-Stetten, als vor 1945 viele evangelische Lörracher
damals einer Schule nicht den Namen eines "katholischen Heiligen" geben wollten
.

Obwohl sich die NSDAP daran stieß, veröffentlichte Hermann Burte regelmäßig in
den Tageszeitungen Gedichte zu den christlichen Festen. Ein heute noch in Steinen lebender
ehemaliger Lörracher Bürger bedankte sich im Dezember 1940 bei Hermann
Burte für ein Weihnachtsgedicht in der Tageszeitung und fügte hinzu:

".. .war es doch das einzige Zeugnis von der Geburt Christi, das in unserer
Presse zu finden ist, ja wohl überhaupt möglich ist. Ich möchte Sie
bitten, auch weiterhin in dieser Weise fortzufahren, solange noch die
Möglichkeit gegeben ist."

Im März 1944 wünschte der damalige Redakteur einer Lörracher Zeitung für die
Osterausgabe "ein schönes Gedicht aus Ihrer Hand. Aber bitte nicht zu 'fromm'! Ihre
letzten Gedichte stießen in bestimmten Kreisen auf Einwendungen. Sie dagegen zu verteidigen
, war mir eine selbstverständliche Pflicht der geistigen Kameradschaft."

Als Hermann Burte 1958 in sein Geburtsdorf Maulburg zurückkehrte, wo er auch
seine letzte Ruhestätte gefunden hat, nutzten manche Mitbürger diese noch verbleibende
kurze Zeit von knapp zwei Jahren bis zu seinemTode 1960, um mit dem Dichter
und Maler in näheren Kontakt zu kommen. Ich persönlich zog starken inneren Gewinn
aus den regelmäßigen Besuchen bei ihm im alten Schulhaus, von wo aus ich mit ihm
einige wenige, aber um so eindrücklichere Autofahrten in den Schwarzwald und ins
Rebland unternahm. So erinnere ich mich zum Beispiel an eine Fahrt nach Häg-Happach
zu einem Arbeiterdichter namens Alois Seger ("I bi ne Chind vom Hinterhag"),
der mit einigen seiner Verse auch Hermann Burte beeindruckte. Beim Abschied spürten
wir, welch große Freude diesem unbekannten und heute vergessenen Dichter mit
Hermann Burtes Besuch bereitet worden war.

Burte interessierte sich auch noch für die damaligen Bauarbeiten an der Autobahn
bei Rheinweiler, deren Verlauf er trotz der geminderten Sehkraft seiner Augen im Gedächtnis
speicherte. Denn als wir nach einer Reblandfahrt in der "Sonne" in Wieslet
eingekehrt waren, nahm Burte sein Skizzenbuch und den für ihn typischen Füllfederhalter
mit breiter Feder hervor. Im Nu entstand die aus dem Gedächtnis geholte Skizze
mit dem Altrhein und der davor entstehenden Autobahn bei Rheinweiler. Ich staunte,
mit welcher Genauigkeit und Schnelligkeit, während er so vor sich hin kommentierte,
dieses Bild sich formte. Doch der Achtzigjährige war nach den vielen Eindrücken des
Tages noch nicht müde. Ein zweites Bild zeichnete Burte, als er auf dem Fenstersims
neben unserem Gästetisch eine Christrose entdeckte. Auch sie wurde mit schnellen
Strichen meisterhaft zu Papier gebracht, um zu Hause eine Seite imTagebuch zu zieren.

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