http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1987-02/0063
Ernst Grether, ein Mensch, Lehrer und Maler
(4.4.1898-5.8.1967)
Elisabeth Römer
Ernst Grether
1898-1967
Um den runden Tisch saßen Gäste, und wie so oft im Hause Grether wurde über
Kunst diskutiert. Das Wort "Kaltnadelradierung" fiel, und in kindlichem Unverstand
wollte ich wissen, was das ist. Ernst Grether nahm eine leere Zigarettenschachtel:
"Wenn das eine blanke Kupferplatte ist, ohne säurefesten Überzug, wird die Zeichnung
mit der Nadel eingeritzt." Mit dem Messer entstand ein Schwarzwaldhaus auf der
Pappe. "Die Rillen nehmen die Farbe auf", er taucht den Zeigefinger in die dunkle Zigarrenasche
im Aschenbecher und rieb sie in die Putzen. "In der Kupferdruckpresse
wird die Farbe an das Papier abgegeben." Er nahm ein Stück Papier und machte einen
Abdruck. Und siehe da, die Zeichnung war deutlich sichtbar. Die Umsitzenden kamen
dann ganz allein auf die Folgerung, daß man mit dieser Technik wohl nur ganz wenige
Abzüge machen könnte; "ja, etwa 30", bestätigte er. -
Mit dieser Episode möchte ich nur andeuten, daß es kaum möglich ist, über den Maler
Ernst Grether etwas zu sagen, ohne den Menschen und Pädagogen kennenzulernen
.
Ernst Grether stammte aus einer alteingesessenen Markgräfler Familie und wurde in
Maulburg am 04.04.1898 geboren. Es war sicher nicht unwesentlich für seine weitere
Entwicklung, daß er in einem Haus aufwuchs, das C. Friesenegger, der Bruder des bekannten
Schopfheimer Malers, im Jahre 1866 entworfen und im Weinbrenner-Stil gebaut
hatte und das seine kunstsinnige Großmutter mit gediegenem Geschmack eingerichtet
hatte. Man war sparsam, schaffte sich nur handwerklich gute, solide bürgerliche
Möbel und einfache funktionelle Gebrauchsgegenstände an und pflegte diese. Jede Angabe
, alles Unnötige und jeder Kitsch wurde vermieden.
Dieser aufs Solide und Einfache gerichtete Geschmack und die Strenge und Sicherheit
seines Kunstempfindens sind ihm ein Leben lang erhalten geblieben. Er erkannte
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