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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
49.1987, Heft 2.1987
Seite: 64
(PDF, 34 MB)
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mit Ernst und Konzentration ihre wahren Empfindungen einzubringen, jede Arbeit
wurde ernsthaft korrigiert und bewertet.

Mit jungen Menschen vonTalent und Leidenschaft fuhr er sogar z. B. am Sonntag auf
den Hotzenwald zum Malen, oder er zeichnete sie durch einen Sonderunterricht in der
Schule aus (A. Schmidt und G. Scholz). Ernsthafte Bemühungen um gute Leistungen
im Zeichnen wurden auch nicht selten mit Preisen wie Ölfarbenkasten oder sonstige
Malutensilien belohnt. Die Unterrichtsmethoden des Ernst Grether waren ganz moderner
Anschauungsunterricht. Schon beim Eintreten in die Gewerbeschule in Schopfheim
wurde man an denWänden desTreppenhauses und in Schaukästen mit handwerklichen
Geräten und schönen Gegenständen konfrontiert. 1931 verfasste Ernst Grether
eine Farbenlehre zum besseren Verständnis dieses schwierigen Themas für die Schüler,
mit vielen selbsterdachten Aufgaben, in denen sie bunte Farbblätter immer wieder neu
zusammenstellen mußten.

Interessant ist eine wissenschaftliche Arbeit von Ernst Grether: "Zweck des Skizzierens
und Zeichnens der Schriftsetzer." "Zum Schriftstudium sollten nur die Quellen benutzt
werden, das sind die Originale der Handschriftensammlungen." Er studierte
darum die Handschriften der Stiftsbibliothek in St. Gallen, der Universitätsbibliothek,
des Staatsarchivs und des Gewerbemuseums in Basel und fotographierte 135 der besten
Werke. Er führte aus, daß die Sprache einen wesentlichen Einfluß auf die Schriftentwicklung
gehabt habe, (z. B. bei der Rom. Kapitelschrift "die Logik und Geistesschärfe
der Römer"). Er beschreibt die Art der Feder- und Strichführung, zeigt die Antiquakonstruktion
von Dürer, die Karolingische, Merowingische und Angelsächsische
Minuskel. Man strebte damals nach Formen, die gut zu schreiben waren und auf einem
kleinen Raum des teuren Pergaments Platz hatten. "Karl der Große hatte, vielleicht
weil er selbst nicht schreiben konnte, sehr viel für die Schreibkunst getan durch die Errichtung
von Schreibschulen". Es werden Prachthandschriften gezeigt und beschrieben
mit Miniaturen, Ornamenten, Band- und Flechtwerk. Im 12. Jahrhundert entstand die
Gotische Minuskelschrift mit längeren Senkrechten, die an die gotische Baukunst in
Deutschland und in Frankreich erinnert und hauptsächlich da geschrieben wurde.
Diese und die Schrift des romanischen Abendlandes, die humanistische Minuskel, verstand
er meisterhaft zu schreiben, und er konnte diese alten Handschriften meist auf
Anhieb zeitlich und örtlich einordnen. Außerdem war er der Ansicht:

"Ein gründlicher guter Schriftunterricht ist als Erziehungsmittel und
Voraussetzung für das technische Zeichnen unerläßlich, der Schüler
muß zum Rhythmus im Schriftbild erzogen werden, das führt schließlich
zum Einfühlen in das Kunstschaffen auf anderen Gebieten."

Bis zuletzt bedauerte Ernst Grether die Studenten, deren Schrift durch das schnelle
und unkontrollierte Schreiben in den Vorlesungen verdorben würde. Er mahnte immer,
die eigene Handschrift mit Rhythmus und Sorgfalt zu schreiben. Durch das intensive
Schriftstudium wurde er also angeregt, selbst die verschiedensten Schriften zu schreiben
. Er benützte dazu alte Büttenpapiere (die ihn später zur Forschung über die Wasserzeichen
anregten) und legte sich eine Pergamentsammlung an. Nach uralter Manier
wurden die Blätter mit dem Zirkel eingestochen und liniert und die Gänsefeder zugeschnitten
. Die Feder mußte genau den richtigen Winkel zum schräggestellten Blatt aufweisen
. Erst wenn alle Vorbereitungen gewissenhaft getroffen waren, wenn er innerlich
ganz ruhig und konzentriert war, wurde angefangen. Er legte nicht nur Wert auf die
Gleichmäßigkeit der Buchstaben, sondern auf eine gute Verteilung des Schriftbildes,
und vor allem auf den Rhythmus, der auf einem Blatt nicht durch Aufhören und wieder
Anfangen gestört werden durfte.

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