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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
49.1987, Heft 2.1987
Seite: 70
(PDF, 34 MB)
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dem Einsiedler auf dem Epomeo knien, lange magere Herren mit Sonnenschirmen auf
Eseln oder dicke schreiende Damen. Der Symbolist Böcklin soll die Anregung zu seiner
Toteninsel von Ischia bezogen haben. Fest steht, daß er die zwischen Felsen badenden
Faune, "Das Spiel der Najade", auf Ischia gemalt hat ("Besuch auf Ischia" v. Dr.
Burger)

Es ist anzunehmen, daß Ernst Grether Hans Purrmann, den Matisse-Schüler und begeisterten
Ischiamaler, oder Werner Gilles, der die Ischiafelsen in kostbare Edelsteine
verwandelte, noch persönlich kennenlernte. Auch Franz Probst und Richard Sprick.

Aber Ernst Grether wurde nie ein Panoramamaler, überwältigende Aussichten waren
ihm zu pathetisch. So hätte er seine Hafenszenen, seine südlichen Gassen , Häuserecken
und Gärten auch an einem andern italienischen Ort malen können, doch er bevorzugte
Ischia, weil er die Atmosphäre der Insel besonders genoß. Leider hat er sich
nie überwinden können, eines seiner kleinen Aquarelle und Augenblickskizzen in Öl
auszuführen. Vermutlich haben aber schnelle Auffassung und leichte Wiedergabe der
Motive viel zu seiner malerischen Entwicklung beigetragen.

Er wußte nun genau, was er wollte, und war bemüht, die Technik der Vereinfachung
seiner Darstellungen anzupassen. Wenn er in seinen frühen Ölgemälden die Farben pastos
auf die Leinwand aufgetragen hatte, so wurde nun der Farbauftrag immer dünner.
Auch grobe Strukturen von Holz. Leinwand oder Pappe als Malgrund konnte er für
seine Auffassung nicht mehr brauchen. Gutes Papier wurde mit einer heilocker- oder
hellsepia getönten Paste grundiert und darauf mit Ölfarbe dünn und in Primamalerei
vor Ort Ölskizzen von besonderem Reiz gemalt. Seine Motive fand er überall, d. h. "er
konnte aus jedem Motiv etwas machen" (Arthur Schmidt).

Seine Liebe galt aber in seinen letzten Bildern der Landschaft desWiesentals und der
Wiese, an der er auch durch seine jahrelangen Fischzüge jeden Quadratmeter zu kennen
schien. Wolken, Wasser und in verschleierter Ferne der Hotzenwald, braune oder
kärglich grüne Wiesen. Bodenerhebungen mit ein paar Büschen, dunkle Baumsilhouetten
und immer wieder "sein" Baum an der unteren Legi in Maulburg und die impressionistische
Andeutung der Häuser des Dorfes. Er fand in diesem begrenzten Sujet unzählige
Variationen der Beleuchtung und der Stimmung: "morgens, mittags, abends, Frühling
, Sommer, Herbst und Winter, beiWnd. Sonnenschein und in trüber Stimmung, ein
Meter vor, ein Meter auf die Seite. ein Meter zurück und immer gibt es ein neues Bild."

Unverständlich muß Kunstkennern bleiben, warum Ernst Grether in bezug auf seine
Malerei eine derartige Bescheidenheit an denTag legte. Seine Naturstudien waren eindringlich
, er war erfinderisch in seiner technischen Ausdrucksweise. In seinen letzten
Arbeiten entfaltet er einen Schmelz des Kolorits, eine Helligkeit der Schatten und eine
Sicherheit der Motivwahl. die sich überall sehen lassen kann. Zu seinen Lebzeiten hat
er nur einmal mit dem Markgräfler Künstlerkreis und einige Male in Maulburg ausgestellt
, doch nie als Einzelausstellung. Erst an seinem 80. Geburtstag, als er schon
11 Jahre tot war, widmete ihm das Volksbildungswerk Maulburg unter Leitung von Georg
Diehl eine umfassende Retrospektive. "Seine Werke sind von solcher Reife und solchem
künstlerischen Niveau, wie man sie bei manchen freischaffenden Künstlern vermißt
, bei denen Malen der Hauptberuf ist", so G. Diehl in seiner Vernissage-Rede.

1986, im Jahre der 1200 Jahrfeier in Maulburg, fand die Malerei von Ernst Grether
mit Adolf Strübe und Hermann Burte eine weitere Würdigung durch eine Ausstellung
der Volkshochschule, und wieder war man erstaunt, wie wenig bei Lebzeiten begriffen
wurde, was Ernst Grether im Malerischen konnte.

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