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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
49.1987, Heft 2.1987
Seite: 89
(PDF, 34 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1987-02/0091
Ehe wir uns der Marktentwicklung zuwenden, sei noch einiges aus dem erwähnten
gründlichen Bericht des Oberamtmanns Saltzer vom September 1754 an den Markgrafen
gebracht. Er enthält kluge VerbesserungsVorschläge neben interessanten Schilderungen
des inneren- und äußerlichen Zustandes in den 13 Vogteien der Herrschaft Badenweiler.

Hier finden sich auch wichtige Angaben über das Wirtswesen der Zeit: »Bei einigen an
der Land- oder anderen Straßen hegenden Gemeinden bemerkt man, daß sie mit übel
versorgten Wirtshäusern und besonders die gemeinen Stuben mit schlechten Wirten versehen
sind. Diese werden alle Jahre verlehnt. Wer am meisten bietet, bekommt sie in Besitz
. Er mag hernach das Wirten verstehen oder nicht, wenn auch die Seinige nicht eine
Suppen kochen kann. Nicht zu gedenken sind solche Wirtshäuser mit den geringsten
Notwendigkeiten versehen. Es werden durchreisende Personen, besonders Güterfuhren
schlecht bedient, übernommen und vertrieben«.

Im April 1755 erscheint deshalb eine Verordnung, die Gemeindestuben seien nicht
mehr als sechs Jahre an taugliche Bewerber oder wenigstens an solche zu verleihen, die
tüchtig Gesind halten. Wenn im Ort keiner sei, müsse man einen Auswärtigen nehmen.-
Saltzers Ansicht über das Wirtswesen gilt heute noch: »Eine Wirtschaft ist ein Gewerb,
an dem der Gemeinde allerdings gelegen sein muß. - Wer das treiben will, muß dazu die
nötigen Eigenschaften entweder haben oder sich darum bewerben«.

Sein besonderes Anliegen war wegen der Kurgäste die Hebung des Wirtswesens in Badenweiler
. Verbittert schreibt er: »Es sind Bauernwirte, die glauben ein großes Bett, hölzerne
Stühle, eine dunkle Kammer und ein ungehobelter Usch damit begnüge sich der
vornehme Badegast, daß er Rind- und Hammelfleisch mit Kraut, Salat und Speck esse,
daß er Platten und Sträublin statt Backwerk zum Nachtisch nehme und, daß er um der
kostbaren Gesundheit willen auch teure Zechen bezahlen solle.

Die Wirte sehen die Badegäste für Vögel, die Sommermonate für eine Strichzeit an, in
welcher die Vögel gefangen und gerupft werden müssen.« - Diese Kritik sagt uns etwas
über die übliche Ausstattung von Gastzimmern, über das Essen in einfachen Wirtschaften
, über die Einstellung mancher Wirte zu ihren Gästen und über die Preiswürdigkeit
ihrer Leistungen. Saltzer schreibt das auch mit der Absicht, den Markgrafen zu veranlassen
, mindestens bessere Zimmereinrichtungen nach der jetzigen Mode anzuordnen. Er
hatte Jeremias Gmelin (1738 - 1790) nach Straßburg schicken lassen, damit er eine bessere
Küche und die richtige Behandlung der Gäste lerne. -

Noch weitere von Saltzers Feststellungen: Wegen der zunehmenden Üppigkeit und
Kleiderpracht unter dem Landvolk sei beinahe nichts an Gefällen (Abgaben) zu erhalten.
Die Gantgeschäfte nähmen zu ! -

Von Müllheim lobt er die herrlichen Fruchtfelder, viele köstliche Matten, das treffliche
Weingewächs. - Er hat selbst im Reckenhag Reben gekauft. - Hier sei der Sitz von
reichen Bauern, von mittleren und vielen Armen. Er bedauert, hinzufügen zu müssen,
teils von bösen Leuten. -Das lehrte ihm anscheinend seine Tätigkeit und die Erfahrung
als herrschaftlicher Frevelrichter. Dabei kommt Müllheim nicht so gut weg, wenn er
schreibt: Noch vor 50 Jahren soll es ein friedlicher Ort gewesen sein. Das hätte sich bei
den Nachkommen geändert. Verachtung gegen die Vorgesetzten, hohe und niedere Verleumdung
, Hetzen, Balgen, Prozessieren, Beraubung von Gärten und Feldern seien
festzustellen. Die Gemeinde sei in Parteien gespalten, wo die eine es nur solange mit der
anderen hält, bis sie von einer dritten angefallen werde. Sie trauen einander selbst nicht
ein Haar. Viele rechtschaffene Leute seufzen darüber, man kämpfe wenig dagegen.
Doch seien inzwischen viele Bosheiten abgestellt worden, und man könne viel ruhiger
als vorher auf der Straße wandeln. Es würde den Leuten nicht mehr so viel wie ehedem

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