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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
49.1987, Heft 2.1987
Seite: 93
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1987-02/0095
Der neue Zuzug unternehmender Leute erfolgte aus verschiedenen Gegenden in diesen
menschenarmen Ort und Raum. Es waren auch Schweizer Exulanten, die aus politischen
und aus Glaubensgründen hier eine neue Heimat suchten. Sie alle haben dieses
Wachstum mitbewirkt.

Doch der Vergleich mit der sicheren Bevölkerungszahl von 1814 im Badischen Lexikon
, 60 Jahre nach der Markterhebung, nennt ganze 1331 Einwohner. Die Marktzeit
brachte zwar eine gewisse Umschichtung im Berufsgruppenbild, auch im Wohlstand,
aber die Bevölkerung scheint doch wenig gewachsen zu sein. Der Wegzug einiger meist
vermögensarmer Familien, von der Regierung begünstigt, ab 1749 nach Siebenbürgen,
hatte darauf kaum Einfluß. Doch dürften die französischen Revolutionskriege und die
Aktionen Napoleons Auswirkungen mit sich gebracht haben. Dazu kam bei stärkerer
Freizügigkeit der Zug in größere Städte.

Die von uns aufgelisteten Bürgeraufnahmen von 1618 - 1810 nennen 550 Personen.
Für das 17. Jahrhundert sind Lücken durch Kriegs- und Notzeiten ersichtlich. Ab etwa
1750 erhalten auch Frauen und Ehepaare das Bürgerrecht. Die Marktverleihung bringt
eine Häufung mancher früher vereinzelt auftretender Berufe und nennt Handelsleute,
Schneider, Zuckerbäcker, Buchbinder, Waffenschmied, Apotheker, Knopfmacher,
Leinenweber, Kürschner, Hutmacher, Kaminfeger und andere.

Das Schicksal der einzelnen Müllheimer Wirtshäuser, ihre wirtschaftliche Lage und
Möglichkeit, hing wie überall von dem günstigen Standort an einer Straße und von der
Stärke des Wettbewerbs ab. Neun Wirte im Markt waren im Grunde zu viel. Auch das
Oberamt hatte verschiedentlich darauf hingewiesen. Doch konnte sich ein jeder um eine
Schildgerechtigkeit bemühen. Mochte er dann sehen, wie er zurecht kam, wenn ihm daneben
die Landwirtschaft oder ein Handwerk nicht einen gewissen Rückhalt boten.
Auch die persönlichen Verhältnisse, dazu Kriegs- und Notzeiten, waren schlecht einzuschätzen
. So blieb das Wirten, wie in jedem anderen Beruf, letztlich keine todsichere Sache
, um sein Stücklein Brot zu verdienen.

Das wird uns die Beschäftigung mit dem Auf und Ab der Müllheimer Gasthäuser noch
deutlicher zeigen. Eine Fortdauer über Generationen blieb immer ein großes Fragezeichen
. Die einen Familien gingen, andere erwarben das Schild. Von den alten Wirtshäusern
von einst bewahren heute die Tradition nur das »Stadthaus«, früher die »Stube«, das
»Bad«, das »Rößle«, das »Kreuz« und die jetzt »Alte Post«.

Der Plan soll uns in Abb. 1 eine Ubersicht geben über die Lage und Dauer der Müllheimer
Gasthäuser vor 1810.

//. Lage der Wirtshäuser - Von Gasthäusern und Wirten
»Gasthaus zum goldenen Ochsen*

Gegenüber dem 1729 errichteten Amtshaus erbaute an der Wilhelmstraße der Metzger
Friedrich Engler ein Gasthaus, zu dem er im September 1727 die Wirtsgerechtigkeit mit
dem Schild »zum goldenen Ochsen« erhielt (Abb. 3, 4). Er wird 1747- 1752 Dorfvogt
auf fünf Jahre, obwohl man es nicht gerne sah, wegen Begünstigung, wenn ein Wirt dieses
Amt bekleidete. Aber er muß eine entsprechende Persönlichkeit gewesen sein.

In den zum Teil erhaltenen Umgeldlisten der Vogtei Badenweiler läßt sich am Umsatz
ersehen, wie gut die Wirtschaft besucht wurde. Dort ist der »Ochsen« von 1746 - 1763
von allen neun Wirten Müllheims mit der höchsten Weinsteuer aufgeführt. Das waren
für diese Zeit jeweils jährlich 90 Gulden mit einer etwas geringeren Auflage von 86 Gulden
für 1750. Doch dann scheinen die Zeiten schlechter geworden zu sein. Von 1751 bis
1760 fiel das Umgeld auf 80 Gulden und infolge der Wirtschaftskrise auf 70 Gulden. Der

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