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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
49.1987, Heft 2.1987
Seite: 117
(PDF, 34 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1987-02/0119
Erblehens. Heidenreich verkauft im November des gleichen Jahres an seine Tante Barbara
Heidenreich, Frau des Stabhalters Nikolaus Blankenborn, vom Lützelschen Erblehen
: den Fruchtzins für 1 792 Gulden, den Ehrschatz für 176 Gulden, den Weinanteil für
375 Gulden, das Lehensband für 882 Gulden und den Bodenzins für 100 Gulden. Das
waren in bar 3 825 Gulden, also mehr, als er für den Erwerb des Erblehens bezahlt hatte.
- In den Jahren 1767 bis 1809 hatte der Posthalter für 1011 Gulden an Grundstücken
135,5 Ar erworben.

Die Revolutionsjahre ab 1792 brachten der »Post« wie dem Markt viel Beschwernis.
Im Oktober bittet der Posthalter um Einstellung der Wirtschaft: Unser Ort hat die Ehre,
das Hauptquartier des Prinzen Conde zu sein. Mit solchen ist uns zu höchster Last ein
emigriertes Personal von mehr als Tausenden mit allen bekannten Eigenschaften unhin-
tertreiblich aufgedrungen. Taglich kommt neuer Zuwachs. Nach Sievert weiß Heidenreichs
rauher, bürgerlicher Sinn sich mit den französischen Aristokraten nicht zu vertragen
. Seit 3 Jahren habe er Kaiserliche im Quartier gehabt, jetzt seit 20 Wochen die Emigrierten
, durch welche viel gestohlen werde...Die Einstellung der »Post« wird nicht genehmigt
, weil die Leute nur in andere schon belegte Wirtshäuser von Müllheim hätten
umgeleitet werden müssen. Doch soll Heidenreich künftig von »Kriegsprätestionen«
und Einquartierung möglichst verschont bleiben.

Im Juni 1802 vermachte Maria Magdalena Uhlmann, geb. Rehfuß, in 2. kinderloser
Ehe ihrem Stiefsohn Georg Friedrich Heidenreich und seinen Erben die ihr von ihrem
Ehemann vermachten 1 000 Gulden, die auf dem Posthaus stehen.

Interessant ist im Oktober 1804 die Klage eines Schweizer Offiziers wegen eines Kellners
in der Kaiserlichen Posthalterei. Seit mehr als 40 Jahren benutze er mehrmals im
Jahr diese Poststraße. Im Mai 1803 sei er zwischen 11 und 12 Uhr nachts mit einer leichten
Halbchaise ohne Gepäck mit zwei Pferden von Krozingen hier angekommen. Gegen
die Postordnung habe ihm der Postknecht mit Gewalt drei Pferde aufgedrängt, ihn beschimpft
und ihm die Beförderung verweigert. Er habe sich fügen müssen, ein fehlerhaftes
, verdorbenes Pferd erhalten mit der Gefahr umzuwerfen und vier Stunden zur »kalten
Herberge« gebraucht. Bis dahin benötige man gewöhnlich 1 1/2 bis 2 Stunden. -

Als er wieder vorbeikam, habe er den Posthalter Heidenreich auf das ungehörige Betragen
des Mannes aufmerksam gemacht. -

Doch dieser änderte sein Verhalten nicht. Er war anscheinend ein gewalttätiger, grober
Mensch, vor allem bei Störung seiner Nachtruhe. Das 3. Mal wurde es noch schlimmer
! Der Kellner will wieder ein drittes Pferd einspannen.

Der Offizier will keinen Streit, aber auch kein verdorbenes Pferd. Daraufhin wird er
gröblich beschimpft. Der Postknecht verweigert Pferde zur Weiterbeförderung. Er
schließt das Haus und löscht das Licht. Mit viel Mühe weckt der Reisende den alten Posthalter
, der aber in seinem Hause nicht Herr genug zu sein schien. Trotzdem sind 3 Pferde
für die Weiterfahrt zu bezahlen! -

Anfang Mai 1805 wird der kaiserliche Reichsposthalter Heidenreich vom Oberpostamt
Augsburg, dem Verwaltungssitz von Thum und Taxis, zu einem höflichen postordnungsgemäßen
Betragen gegen Reisende angewiesen. Die Landesherrschaft erteilt ihm
eine ernstliche Verwarnung. -

Nach Heidenreich wird Johann Christian Engler von Buggingen Posthalter. Er
schließt 1818 - 1834 die Wirtschaft »zur Post«. Sie wird nach seinem Tod von Jakob
Friedrich Wechsler endgültig geschlossen. Der Bau der Eisenbahn 1847 hatte die Lage
völlig verändert. Erst in neuerer Zeit wurde daraus durch umfangreiche Umbauten das
Hotel »Alte Post« und heute ein Hotel-Restaurant.

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