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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
49.1987, Heft 2.1987
Seite: 123
(PDF, 34 MB)
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xametern. Soll ich ihn dem Blaurock dediciren? Es ist nicht mehr als hillig. Vielleicht
dachte der Dichter hier an den Markgrafen Karl Friedrich.

Die Bezeichnung der blinde Sänger läßt an Homer denken, den Verfasser oder
angeblichen Verfasser der Ilias und Odyssee. Der Uberlieferung nach soll Homer blind
gewesen sein. Als Hebel im Juli 1818 an Wessenberg schrieb: Möge ... der hlinde Sänger
mit seinen Dudeleien Ihnen nicht beschwerlich werden, dachte er wahrscheinlich an
Ignaz Fellner (1754 - 1825), den katholischen Pfarrer in Merzhausen bei Freiburg.

Der blutige Braunauer ist Christof Reinhard Dietz. Er war 1782 in Karlsruhe
geboren und hatte den Feldzug der badischen Truppen 1805 als Feldprediger mitgemacht
. Das Korps war die meiste Zeit in Braunau am Inn zu Gefangenentransporten eingesetzt
worden. Im Januar 1806 schrieb Hebelan Sophie Haufe -.Auch der blutige Braunauer
(Vikar Dietz) will nicht nach dem Elsaß wandern. Hebel fand keine Begleiter für
seine Wanderung. Dietz wurde Pfarrer in Sand und mußte wegen Krankheit schon 1822
in den Ruhestand treten. Er starb 1829.

B ö b b i nennt Hebel die Bewohner Basels. Auch müssen Sie und nicht der Böbbi, die
Copulation ins Kirchenbuch eintragen (Brief an Günttert vom 6. April 1802). Wegen der
strengen Gesetze in Basel, die beispielsweise Heiraten zwischen Reformierten und Lutheranern
untersagten, ließen sich viele Basler im benachbarten Markgräflerland trauen.

Niclas Bonaparte statt Napoleon Bonaparte ist kein Ubername, sondern eine
Fälschung, auf die Hebel hereingefallen ist. Eine Pariser Zeitung schrieb im April 1814,
der Vorname Bonapartes sei Nikiaus oder Maximilian. Diese Behauptung wurde von
vielen deutschen Zeitungen aufgegriffen und verbreitet. Deshalb schrieb Hebel an die
Familie Schütz im März 1815: Cr. d. 21. Merz — (ist der nemliche Tag, an welchem Niclas
Bonaparte in Paris seyn wollte). Napoleon war tatsächlich am 21. März in Paris, die
Nachricht davon erreichte Karlsruhe aber erst am 24. März.

Hebel nennt die Kaiserin Josephine im Brief vom 1. Sept. 1808 an Sophie Haufe die
Bonapatrix. Sie weilte zu der Zeit in Straßburg. Die lateinische Endung -trix weist
auf die weibliche Form eines Wortes auf -tor: aus imperator wird imperatrix (die Herrscherin
), aus victor victrix (die Siegerin). Hebel macht im Scherz, indem er gewaltsam latinisiert
, aus Bonaparte Bonapatrix (der weibliche Bonaparte).

Kirchenrat Christof Heinrich Doli muß es sich gefallen lassen, daß Hebel ihn d e r b ö-
seWegschnapper nennt, im Januar 1824 an Nüßlin. Doli war Hebel beim Versand
der Biblischen Erzählungen behilflich und verpackte ein paar Sendungen falsch, so daß
die bestellten Bücher den Empfänger nicht erreichten.

Der Chrütermaist der Botaniker Karl Christian Gmelin. Der Chrüterma vo Bade-
wiler het I mer's mengmol gseit, und gflucht derzu, es soll I kei Hypnum meh, kei Carex
in der Welt/ vor sini Auge cho (an Inner im Juni/Juli 1807). Der Chrüterma wurde 1762
in Badenweiler geboren, besuchte die Lateinschule in Müllheim, studierte Medizin und
Naturwissenschaften in Straßburg und Erlangen, wurde 1784 Arzt in Karlsruhe und
Kollege Hebels am Gymnasium. Sein Hauptwerk, die Flora Badensis, erschien 1805 -
1808. Im Schatzkästlein heißt er auch der Schlangenfänger und Steindoktor.

Wen Hebel mit Demoisellchen meinte, ist unklar. In Mannheim war Comödie ...
In der Comödie hob ich Gott zum erstenmal für meine 35 Jahre gedankt. Fünfzehn weniger
, so hätte ich mich in ein schmuckes Demoisellchen verliebt und vielleicht - erschossen
(an Gustave Fecht am 26. Oktober 1794). Vermutlich meint Hebel die Schauspielerin
Betty Koch (1778 - 1802), der die Kritiker den Ton der Unschuld, Offenherzigkeit,
Treuherzigkeit und Munterkeit nachrühmten.

Auch die Doxa bleibt im Dunkel. Hebel schrieb im Dezember 1803 an Nüßlin: Die
Doxa, mein Bester, war es gewiß nicht, die Sie eines Sonntags in der Kirche um alle Fas-

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