Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
49.1987, Heft 2.1987
Seite: 125
(PDF, 34 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1987-02/0127
mir eins singen müsen. »Süßer Christ* u. s. w. oder so etwas. Vermutlich stammte Bronner
aus Teningen.

M i 1 o n e n sind Spießbürger (Brief an Hitzig vom September 1804), ein anderes Won
für Schwabenhammel. Beide Ausdrücke sind proteisch. (Milonen = Leute wie Milo, römischer
Politiker, f 48 v. Chr. ?)

Auch seinen eigenen Namen übersetzt Hebel, und zwar ins Griechische. Er unterschreibt
den Brief an Ittner vom 30. März 1810 mit dem griechisch geschriebenen Wort
MOCHLON, was ins Deutsche übersetzt eben - der Hebel heißt (eigentlich Moch-
los).

Wer war der M o r 1 ak i? Hebel schrieb im Dezember 1792 an Gustave Fecht: ... und
möchte doch gern in Weil begraben seyn, neben des Morlaki's Mutter. Die Dalmatiner,
die bei den österreichischen Truppen am Rhein standen, wurden nach einem ihrer Stämme
Morlacken genannt. Vermutlich hieß ein Weiler Bürger seines exotischen Aussehens
wegen so.

Sophie Haufe wird mehrmals dieMüllheimerin genannt. Sie wurde 1786 in Müllheim
geboren, daher der Ubername. Ihr Vater hieß Johann Jakob Bögner und wirkte von
1781 bis 1786 als Diakonus in Müllheim. Vgl. Die Markgrafschaft, 1967/5 (Mai 1967),
S. 7.

Als Narr wird Georg Heinrich Sievert bezeichnet. Im Brief vom 21. September 1806
schrieb Hebel an Hitzig: Wie sehr das Cons. die Achtung und das Zutrauen des entschiedensten
aller Narren gewonnen habe, hoc ipsi videant. Pfarrer Sievert war zunächst Vikar
in Karlsruhe. Bevor er die erste Pfarrstelle antrat, wurde er wegen Geisteskrankheit
beurlaubt. Auch in seiner zweiten Stelle ging es nicht gut. Schließlich starb er nach jahrelanger
Krankheit in der Irrenanstalt Illenau.

Oft schreibt Hebel in seinen Briefen von einem Netoreck. Den Netoreck werden
wir nun wohl als Pathen Statthalter in Proteopolis erklären müssen (an Hitzig August
1800). Gemeint ist der Diakonus Ferdinand Sigismund Hitzig. Der Cosefelicet-Nato-
reck steht in einem Brief an Hitzig vom Juli 1802. Dem Netoreck meinen freundlichen
Gruß und verbindlichen Dank für die brave Zeichnung (September 1802 an Hitzig).
Hier meint Hebel den Lörracher Vikar Jakob Friedrich Eisenlohr (oder den Zeichenlehrer
des Pädagogiums Frick?). Des älteren Netorecks gedenke ich in meinen Gebeten
(März 1805). Diesmal bezieht sich der Ausdruck auf den Hofmeister der Kaltenherber-
ge, Heinrich Sigmund Herbst. Das Geld, womit ich dem iungen Netoreck die Flugschwingen
gesalbt habe, kann, wenn es euch bequem ist, an H. Sarasin im Lohnhof zu St.
Leonhard in Basel für Meerwein gegen Schein abgegeben werden (Mai 1805, Karl Friedrich
Eisenlohr in Brombach?). 1809 und 1810 ist Hitzigs jüngerer Bruder Karl Ludwig
der Netoreck der Briefe; er war Vikar in Lörrach und wurde 1810 Pfarrer in Rüppurr.

Der Netoreck erscheint nur in Briefen an Hitzig: es muß sich um einen Ausdruck handeln
, der nur wenigen geläufig war. Der Netoreck bezieht sich auf verschiedene Leute:
die Benennung ist also nicht an eine bestimmte Person gebunden, wie manche glaubten.
Der Ubername gilt nur jüngeren Leuten. Zur Erklärung des Ubernamens Netoreck muß
man auf die Sprachverdrehung der Lörracher Freunde um Hebel, der Proteuser, zurückgreifen
. Ein Kennzeichen der Geheimsprache war das Einschieben des Vokals e zwischen
Konsonanten, ein anderes das Vertauschen von n und s in den Wörtern. Wenn wir
die Vokale e aus Netoreck herausnehmen und das n in s verwandeln, erhalten wir
»Storck« (wiesentälerisch für Storch). So nannten Hebels Freunde und er junge Männer
aus dem Wiesental, die gewissermaßen erst die niederen Weihen des Proteus empfangen
hatten, meist Kandidaten, Vikare und Präzeptoren.

125


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1987-02/0127