Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
49.1987, Heft 2.1987
Seite: 127
(PDF, 34 MB)
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und Schwabenhammel verstanden die Proteuser einen geist- und schwunglosen Alltagsmenschen
.

Wieder eine Buchstabenverdrehung liegt vor im Wort Prenideset (an Hitzig August
1809). So redet Hebel seinen Freund Hitzig an. Wieder sind n und s vertauscht und
ist ein e eingeschoben: es ist aus Präsident entwickelt. Schon sieben Jahre früher schreibt
Hebel das Wort so. Was sagst du zum Prenidesat von Cisalpisias? Ich gratulire dir zu diesem
Collegen. Werden ihn die Schweitzer auch bald erkiesen? (an Hitzig 11. Februar
1802). Hier ist Napoleon gemeint, der im Januar 1802 Präsident der italienischen, bisher
cisalpinischen Republik geworden war.

Die rätselhafte Hieroglyphe in Ettlingen ist Sigismund von Reizenstein,
der im Juli 1802 zu politischen Verhandlungen mit Frankreich im Ettlinger Schloß
weilte.

Rhätien war eine römische Provinz, zu der unter anderem auch Ostwürttemberg gehörte
. Der R h ä t i e r muß also jemand aus jener Gegend sein. Hebel an Hitzig (Oktober

1809) : Melanchthon und der Rhätier sollen mit Muße gelesen werden. Der Rhätier ist
Friedrich David Gräter (1768 - 1830), Professor am Gymnasium seiner Vaterstadt
Schwäbisch-Hall und Herausgeber mehrerer Zeitschriften, die sich mit deutscher und
nordischer Vorzeit und den vaterländischen Altertümern der Sprache, Kunst und Sitten
befassen. Vermutlich kam dreierlei zusammen, um Hebel den Beinamen Rhätier einzugeben
: Gräter stammte aus dem ehemaligen Rhätien, er schrieb über die alten Rhäter,
und sein Name klang ähnlich.

Aus Rheinwald (Johann Ludwig Rheinwald, ein Erlanger Universitätsfreund Hebels)
macht der Dichter Rhenisylva durch Ubersetzung ins Lateinische (an Ittner März

1810) .

Schlangenfänger: siehe Chrüterma.

Jägerschmidt erledigte den geschäftlichen Teil des Landkalenders. Daraus macht Hebel
(an Günttert Oktober 1808) Schützenschmid. Ein Schütze ist jemand, der
schießt.

Schwabenhammel: siehe Pfeddelbacher Oberhammel.

Die Schwiegermutter tritt weniger in den Briefen als in den Kalendergeschichten
auf. Sie gehört dort neben dem Adjunkt zu den stehenden Figuren. Manchmal heißt
sie auch Adjunktin. Kollege (vgl. Adjunkt) war beim Anblick eines Bildes der noch unerwachsenen
Tochter der Schauspielerin Henriette Hendel aus erster Ehe in Entzücken
ausgebrochen. Darauf hatte Hebel ihn im Scherz zum künftigen Schwiegersohn der
Künstlerin gemacht. Henriette hatte Hebels Herz entflammt, ihr Bild hing in seinem Arbeitszimmer
. Er schrieb ihr am 20. Januar 1810: Sie erlauben mir die Schwiegermutter
aus dem Calender in das Schatzkästlein überzutragen. Er stellte sie in dem Stück Des
Hausfreunds Vorrede und Neujahrswunsch von 1811 seinen Lesern vor: Sodann hat er
angenommen des Adjunkts seine Adjunktin oder Schwiegermutter, die ist schon gewesen
in Berlin, in Wien, in Italien und auf dem Rigiberg in der Schweiz, hat schöne Liedlein
dort gelernt, kann alle Leute ausspotten, und doch ist sie allen Leuten lieb und wert.
Schon manchmal hat der Adjunkt den Hausfreund gefragt, ob es mit natürlichen Dingen
zugeht, was sie versteht, und wie sie's treibt, und wie sie's den Leuten antut, z. B. ihm.
Im Schatzkästlein steht noch ein Stück Zwei Gehilfen des Hausfreunds, in dem Hebel
weiter über die Schwiegermutter schreibt. In versteckter Form huldigt Hebel der Künstlerin
: Wer's noch nie erlebt hat, wie sie allen Leut Red' und Antwort gab und schöne
Schweizerlieder vom Rigiberg singen und wie sie sich verstellen kann, bald meint man,
man sehe eine Heilige mitten aus dem gelobten Land heraus, bald die heidnische Zauberin
Medea, und noch viel, wer's nicht gesehen hat, stellt sich's nicht vor. Im gleichen

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