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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
49.1987, Heft 2.1987
Seite: 133
(PDF, 34 MB)
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und Essig Schuld sein".

Für Basel werden schon im 13. Jahrhundert drei größere Siechenhäuser erwähnt,
nämlich unten am Leonhardsberg (1265), an der Birs (1286) und beim Kloster St. Alban
(1278). Dabei war das Siechenhaus am Leonhardsberg bei seiner Ersterwähnung
(1265) schon von den Aussätzigen verlassen, ohne daß ihr neuer Aufenthaltsort angegeben
wird. Mit Sicherheit war es aber die Vorgängerin des Siechenhauses an der Birs. das
seit 1419 "Siechenhaus zu St. Jakob" genannt wurde, denn die später dort untergebrachten
Aussätzigen sind identisch mit denjenigen, die das Haus am Leonhardsberg
verlassen hatten. Es ist deshalb anzunehmen, daß das 1286 erstmals erwähnte Siechenhaus
an der Birs schon gleich nach der Aufgabe des Hauses am Leonhardsberg im Jahre
1265 gegründet wurde I2).

Herkunft und Ausbreitung des Aussatzes

Der Aussatz (Lepra) ist eine Infektionskrankheit, die im Mittelalter in Europa zur
verbreitetsten Volkskrankheit geworden ist. Diese Seuche war in China. Indien und
Ägypten schon von altersher bekannt und ist dann wohl im 15. oder 16. Jahrhundert
v. Chr. von den Juden aus Ägypten nach Palästina gebracht worden. Im dritten oder
vierten vorchristlichen Jahrhundert erreichte sie dann Griechenland und bald darauf
auch Italien 13).

Wahrscheinlich kam diese im Durchschnitt etwa 10-20 Jahre dauernde und früher
stets tödlich verlaufende Krankheit im ersten nachchristlichen Jahrhundert mit den Römern
in unser Gebiet. Doch bis zur Völkerwanderung war sie in Mitteleuropa noch
nicht stark verbreitet, was sich aber dann mit den großen Völkerbewegungen im 5. Jahrhundert
änderte.

Im 6. Jahrhundert hatte sich der Aussatz in Frankreich so stark ausgebreitet, daß die
Synoden von Orleans (549) und Lyon (583) die Bischöfe anwiesen, die Aussätzigen ihrer
Diözesen unter ihre besondere Obhut zu nehmen und sie mit Nahrung und Kleidung
zu versorgen.

Zu einer wirklichen Volksseuche wurde der Aussatz aber erst seit den Kreuzzügen
(IL -13. Jahrhundert), denn mancher Kreuzfahrer kehrte als Leprakranker in die Heimat
zurück. Zwischen dem 13. und 15. Jahrhundert erreichte diese schreckliche Krankheit
den Höhepunkt ihrer Verbreitung, und damals gab es in Europa etwa 3000 Siechenhäuser
, davon allein über 200 in der heutigen Schweiz. Infolge der strengen Absonderung
der Kranken und auch aufgrund der verbesserten hygienischen Verhältnisse nahm
dann im 16. und 17. Jahrhundert der Aussatz ständig ab und kommt heute praktisch in
Europa nicht mehr vor.

Mittel zur Eindämmung der Seuche

Im Mittelalter kannte man keine wirkungsvolleTherapie zur Heilung der Krankheit, so
daß man die Isolierung nach alttestamentarischem Vorbild als einzige Möglichkeit ihrer
Eindämmung ansah. Deshalb wurden die Kranken ausgestoßen und mußten abgesondert
von den Gesunden draußen auf dem Feld in Hütten wohnen, weshalb man sie auch
Sonder- oder Feldsiechen nannte.

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