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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
49.1987, Heft 2.1987
Seite: 136
(PDF, 34 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1987-02/0138
Der Verlauf der Krankheit

Wilhelm Wackernagel hat in seinem 1843 erschienenen Aufsatz "Das Siechenhaus zu
Sanct=Jacob" den Verlauf dieser schrecklichen Krankheit sehr realistisch beschrieben:
"Ueber den ganzen Leib hin verlor die Haut solch eines Unglücklichen
ihre natürliche Farbe und Beschaffenheit: sie ward gelb oder grau, dabei
hart wie Leder oder von hornartiger Dicke, und spaltete und schuppte
sich; im Gesicht, an Ellenbogen und Händen fuhren knotige Geschwülste
auf, bläulich roth oder bleifarben: daneben und sonst überall eine
Unzahl leicht blutender Geschwüre, von denen zuweilen ganze Gliedmaßen
weggefressen wurden, während andre, z. B. die Ohren und die
Nasenflügel, weit über die natürliche Größe und Gestalt anschwollen:
die Augen starrten trübe und unbeweglich vor sich hin; die Nägel an
Händen und Füßen zertheilten oder krümmten sich wie Klauen wilder
Thiere: die Kopfhaare sträubten sich dick wie Schweinsborsten empor:
dagegen der Bart, die Wimpern und die Augenbrauen fielen aus; die
Beine starben ab. da das Mark in den Knochen versiegte.oder sie versagten
den Dienst, weil die Füße zu unförmlichen Klumpen auswuchsen
gleich Elephantenfüßen. Aber Jahre lang, Jahrzehende lang konnte der
Elende dieß sein Leben an sich tragen, ein Leben umringt von allen
Grausen desTodes und des Grabes" 17).

Das Verhalten der Gesunden gegenüber den Kranken

Da man den Aussatz als Ansteckungskrankheit erkannt hatte, mußte natürlich der
Kontakt mit den Kranken möglichst ganz vermieden werden. An manchen Orten verbot
man deshalb den Sondersiechen jedes Herumziehen, an anderen erstreckte sich das
Verbot nur auf dasTrinken an Brunnen, das Betreten der Häuser, vor allem der Kaufläden
, Wirtschaften und öffentlichen Badstuben. Basel erlaubte den Aussätzigen von
St. Jakob, sich an hohen Feiertagen in die Stadt zu begeben, doch waren sie dabei einer
gewissen polizeilichen Kontrolle unterworfen. Wilhelm Wackernagel beschreibt in seinem
obengenannten Aufsatz einen solchen Bettelgang in die Stadt auf wiederum sehr
eindrückliche Weise, weshalb seine Schilderung hier abgedruckt werden soll:

"Hinaus bis in die Stadt ließ man sie nur an hohen Festtagen: da zogen
sie denn haufenweis fort um drinnen Almosen zu heischen. Ihr Aussehen
machte sie schon auf dem Wege durchs Feld von fern her Jedem
kenntlich: nicht bloß ihre sieche Farbe und ihr beschwerlicher Gang,
auch ihre Kleidung, namentlich das breiteTuch das über Mund und Nase
gebunden war, und die ausgepolsterten Handschuhe von weißer Wolle.
Und wer ihnen begegnete, sie mußten ausweichen, aber so, daß sie aus
demWinde traten. Endlich bei St. Alban angekommen, mochten sie sich
erst zu einer mild gereichten Klostersuppe niederlassen, dann aber auf
dem Querwege, der noch heut von den Malzen oder Aussätzigen die
Malzgasse heißt, sich linkshin wenden: bei dem Brunnen, den gleichsam
als Wegweiser das Standbild ihres Heiligen, des Apostels Jacobus.
schmückte, traten sie wieder hinaus, noch zwar außerhalb der Stadt,
noch in die Vorstadt, aber mitten in das bewegte Leben undTreiben einer
großen, rechts und links mit Gasthäusern besetzten Heerstraße. Nun

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