Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
49.1987, Heft 2.1987
Seite: 142
(PDF, 34 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1987-02/0144
Der alte Freiherr Johann Franz Ignaz Anton Josef, der vorderösterreichischer Regimentsrat
und Oberjägermeister war, starb 1712 eines plötzlichen Todes und hinterließ
eine finanziell bedrängte Familie, für die Fridolin Weber nach bestemWillen sorgte.

Für seine treuen Dienste und sicherlich auch durch Fürsprache der Baronin wurde er
1721 als Amtmann in Zell eingesetzt.

Sein Gehalt sah folgendermaßen aus: 130 Gulden Salär, 30 Sack Dinkel = 48 Gulden
, 6 Sack Roggen = 36 Gulden, 2 Sack Gerste = 8 Gulden, 12 Sack Haber = 24 Gulden
, 30 Klafter Brennholz = 72 Gulden, 2Wagen Heu = 30 Gulden, 100Wellen Stroh
und den Gartengenuß des damaligen englischen Gartens.

Er erhielt Wohnung im damaligen Zeller Amtshaus. Ein Haus, das auf dem Platze
stand, wo heute das Haus Faller in der Schopfheimer Straße steht. Der genannte englische
Garten war ein größeres, mit Obstbäumen bestandenes Gartengelände, welches
nördlich sich bis zur heutigen Gottfried-Feßmann-Straße und westlich etwa bis zur
Schwarzwaldstraße ausdehnte. Weber wurde mit seiner Ernennung auch Verwalter der
gesamten Vögtei Zell mit den Dörfern Adelsberg, Atzenbach, Riedichen, Marnbach,
Häg, Ehrsberg, Rohmatt und den Hinterhager Weilern. Interessant ist festzuhalten,
daß auch das Burgrecht am Henschenberg verzeichnet ist. Ein Hinweis auf die Zeller
Burg, die aller Wahrscheinlichkeit nach von den Zeller Talherren als zeitweilige Residenz
oder Dinghof erbaut war.

Anläßlich der Verheiratung mit der Perückenmacherstochter Eva Maria Schar aus
Freiburg war Weber gehalten, seine Stellung als Amtmann wirtschaftlich und zeitlich
abzusichern. Er pachtete von seinem Herrn auf dessen Geheiß die Lehensgefälle um
800 Gulden rauher Währung jährlich, was wegen der damaligen Kriegszeiten ein erhebliches
Risiko bedeutete. Er schaffte es jedoch, sich unter den gegebenen Umständen
Vermögen zu erwerben, da die seinerzeitige Notzeit infolge Teuerung der Lebensmittel
die Pacht recht gewinnträchtig machte. Der polnische Erbfolgekrieg brachte allerhand
Besetzungen und Kontributionen mit sich. Die Franzosen verlangten eines Tages eine
große Holzlieferung und 250 Gulden, was die Zeller nicht liefern wollten. Darauf erschien
1735 ein französisches Kommando, verhaftete den Amtmann und den Vogt
Franz Berger aus Atzenbach als Geiseln. Beide wurden 35Tage in Hüningen festgehalten
, bis die Kontribution bezahlt war.

Weber war seinen Zellern gegenüber nicht zimperlich und nahm, was er kriegen
konnte. Der Baron von Schönau bemerkte mit wachsendem Mißtrauen den Wohlstand
seines Amtmannes und versuchte, die Pacht der Lehensgefälle rückgängig zu machen,
indem er Weber vorrechnete, er habe verschiedentlich zu eigenen Gunsten gewirtschaftet
und einzelne Gefälle nicht abgeführt. Nachdem die alte Baronin, die ihre Hand immer
schützend über Fridolin Weber gehalten hatte, gestorben war, kam es im Frühjahr
1837 zum Bruch. Ein Bürger aus Zell namens Hägin verleumdete den Amtmann beim
Baron wegen unredlichen Salzausmessens. Es begann ein Streit, der damit seinen Höhepunkt
erreichte, daß der Baron am 25.02.1738 den Amtmann ins "Gasthaus zur
Krone" zitierte, ihn dort seines Dienstes enthob und am folgenden Tage Abrechnung
auf dem Bergwerk in Hausen verlangte.

Weber klagte gerichtlich gegen seinen Herrn auf Einsetzung ins Amt bzw. auf das ihm
zustehende Einkommen. Der Prozeß zog sich über Jahre hin, und die gegenseitigen Anschuldigungen
wurden in Replik. Duplik.Triplik und Quatruplik d. h. L,2-, 3. und 4.
Antwort immer spitzfindiger und beleidigender.

Einen besonderen Geschmack bekam die Angelegenheit noch dadurch, daß die
Schwester des Barons von Schönau, die Baronin Maria Anna Catharina von Schönau-
Oeschgen, die Höfe von Rohrberg verkaufte, auf denen ein Vorkaufsrecht für den

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