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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
49.1987, Heft 2.1987
Seite: 143
(PDF, 34 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1987-02/0145
Baron lag, das er nicht wahrnehmen konnte. Weber unterstützte das Haus Schönau-
Oeschgen, sehr zum Leidwesen seines eigenen Herrn, der über den Verkauf der Rohr-
berger Höfe in einen weiteren langwierigen Rechtsstreit mit seinem Schwager geriet.

Der Prozeß endete mit einem Vergleich. Der abgesetzte Amtmann sollte eine Abfindung
von 2000 Gulden erhalten, die der Baron jedoch nicht zahlte. Weber zog nach Freiburg
und erwarb dort das Bürgerrecht. Er starb am 25.02.1754.

Die Beziehungen seines Sohnes, ebenfalls Fridolin Weber, geboren in Zell 1733, dem
Onkel Carl Maria von Webers und Schwiegervater Mozarts, zum Hause von Schönau
sollten sich noch weitaus spannungsgeladener und dramatischer entwickeln. Nach den
Auseinandersetzungen und dem Vergleich mit dem Vater Fridolin Weber war Franz
Ignaz Ludwig von Schönau, wie wir schon hörten, durch den Vergleich zum Schuldner
seines eigenen Amtmannes geworden. Er hatte demnach allen Grund, sich der Familie
Weber gegenüber erkenntlich zu zeigen, was er auch tat, indem er den erst 21jährigen
Fridolin Weber (Sohn) 1754 als Schönauischen Amtmann in der Herrschaft Zell einsetzte
. Im Mai jenes Jahres wurde dieser vor versammelter Zeller Bevölkerung vereidigt
. Jeder Untertan mußte das Handgelübde ablegen.

Bald darauf, anno 1755, hegte Weber Heiratsabsichten. Der Freiherr versprach ihm
in diesem Zusammenhang das Amt auf Lebenszeit, weil er mit der bisherigen Amtsführung
zufrieden war.

So heiratete der jüngere Weber am 14.09.1756 die aus Mannheim stammende Maria
Cacilia Stamm. Er ließ sich in Ebnet bei Freiburg trauen und mit bischöflicher Erlaubnis
von der dreimaligen Kanzelverkündigung dispensieren. Allem nach scheint er es
sehr eilig gehabt zu haben.

Es war wohl ein seltsames Dienstverhältnis, das Fridolin Weber (Sohn) mit seinem
Herrn hatte. Schuldete dieser doch demVaterWeber bzw. seinem Erben und nunmehrigem
Amtmann in Zell inklusive Zinsen 4700 rheinische Gulden, nach heutigem Geld
eine ansehnliche Summe, für die er Schuldverschreibungen auf seine Freiburger und
Zeller Besitztümer ausgestellt hatte. Der Baron war ohnehin stark verschuldet, führte
ein leichtsinniges und verschwenderisches Leben und hatte zudem 10 Kinder. Er pfiff
-wie man heute noch zu sagen pflegt - aus dem letzten Loch.

Schon im September 1756 ließ er sich von seinem Zeller Amtmann 239 Gulden und
48 Kreuzer rheinisch geben mit der Maßgabe, das Geld nicht in Rechnung zu stellen,
sondern über die Zeller Gefälle hereinzuholen, damit seine Frau, die Baronin, nichts
davon erführe. Bald erhielt er auf dieselbe Art wieder 50 Gulden mit dem Versprechen,
das Geld bald zurückzuzahlen, und Hinweisen, wie man es verblümeln solle, und natürlich
auch unter der Prämisse, daß man bezüglich derVertraulichkeit mit der Pflichttreue
des Amtmanns rechne.

Es ging nicht lange, bis der Baron mit runden 1000 Gulden bei seinem Angestellten
"in der Kreide stand".

Rückzahlungen erhielt Weber keine. Was blieb ihm anderes übrig, als das zu tun, was
ihn sein Herr geheißen hatte, nämlich die Buchhaltung so zu "verblümeln", daß er sich
an den in Zell eingegangenen Gefällen (Steuern) schadlos halten konnte.

Dies paßte dem Baron wiederum nicht. Er schröpfte seinen Amtmann hinsichtlich
zustehender Taxen, Reisespesen und vieler anderer Dinge so eingehend, daß Weber
langsam aber sicher selbst in Not geriet. Er mußte mit seiner Familie von Schreibtaxen
und Kleinigkeiten leben, was zu einem standesgemäßen Leben als Amtmann nicht
mehr ausreichte. Ein Fehler, der für Weber verhängnisvoll wurde, war, daß er es an einer
geordneten Buchführung allgemein fehlen ließ. Es kam so weit, daß entgegen bestehender
Vorschriften der Sekretär des Barons, Brenzinger, derWeibel, der Gemein-

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